Deutschland 2010
Regie: Sophie Heldman
Mit Senta Berger, Bruno Ganz, Barnaby Metschurat, Leonie Benesch
Kinostart: 13. Januar 2011 (Farbfilm)
Leben im Alter. Ein schwieriges Kapitel, auch im Film: auf unterschiedliche Weise haben sich damit zwei deutsche Filmemacher beschäftigt: Stefan Krohmer in „Die fremde Familie“ mit Katja Riemann in der Hauptrolle. Das Fernsehspiel über die Versorgung eines Pflegefalls war gestern im Ersten zu sehen. Heute startet „Satte Farben vor Schwarz“, das bereits auf mehreren Festivals hochgelobte Regie-Debut von Sophie Heldman in den deutschen Kinos.
Anita (Senta Berger) und Fred (Bruno Ganz) sind seit 50 Jahren verheiratet. Gediegener Wohlstand mit Villa im Grünen und schönem Garten bietet den Rahmen für ein sorgenfreies Leben im Alter – zumindest materiell. Jetzt nach Freds Pensionierung. Aber Anita ist besorgt über Freds Gesundheitszustand. Er leidet an Krebs und verweigert sich beharrlicher einer Behandlung. Seine Begründung: er müsse über kurz oder lang ohnehin sterben, warum also die Unannehmlichkeiten einer Therapie mit ungewissem Ausgang auf sich nehmen. Sein Starrsinn verstört Anita. Als sie zufällig einem Geheimnis ihres Mannes auf die Spur kommt – er hat sich eine Stadtwohnung gekauft – bricht die scheinbar heile Welt zwischen den beiden endgültig zusammen.
Im Prinzip ist der Wohnungskauf natürlich eine Bagatelle, für Anita aber ein eklatanter Vertrauensbruch. Dadurch wird ihr zudem klar, dass Fred als Lebensziel seines Rentneralltags keineswegs die Gartenpflege sieht, wovon Anita immer geträumt hat: sie und er beim Hegen und Pflegen ihres Idylls. Zum ersten Mal ist ihre Ehe in eine ernsthafte Krise geraten. Das bleibt auch den besorgten Kindern nicht verborgen. Trotz ihrer Vermittlungsversuche wächst gegenseitige Verstimmung zwischen den Eltern. Anita stellt Fred ein Ultimatum: entweder sie oder die neue Wohnung. Als Fred stur bleibt, zieht Anita in ein Altersheim. Das wollte sie nie und allein schon gleich gar nicht. Immerhin bringt es den gewünschten Effekt. Fred lenkt schließlich ein…
„Satte Farben vor Schwarz“ beginnt als ironische Beschreibung von zwei „Grauen Panthern“, die sich neu entdecken. Entwickelt sich dann aber zu einer psychologisch genauen Zustandsbeschreibung unterschiedlicher Lebensentwürfe im Alter. Sogar der gewagte Schluss überzeugt und damit auch die hochtalentierte Regisseurin Sophie Heldman. Dank der besonderen Qualität des Drehbuchs zu „Satte Farben vor Schwarz“ hatte sie kein Problem, Bruno Ganz und Senta Berger für die Hauptrollen zu gewinnen. Beide spielen so gut, wie schon lange nicht mehr. Ebenso Barnaby Metschurat als wohlmeinender Sohn und – nach „Das weiße Band“ – wieder großartig: die junge Leonie Benesch!
Sophie Heldman ist ein inhaltlich wie formal eleganter Blick auf die Elterngeneration und ihre Probleme mit dem Altwerden gelungen. Kein mitleidiger Blick, denn die 37jährigen Regisseurin beschreibt die Protagonisten in ihrer ungebrochenen Kraft bis zu einem konsequenten Ende. Darüber hat Herbert Spaich mit Sophie Heldman gesprochen:[media id=199 width=320 height=20]