Deutschland 2010
Regie: Dennis Todorovic
Mit Sascha Kekez, Tim Bergmann, Pedia Bjelac
Kinostart: 24. März 2011
An Filmen über den mitunter steinigen Weg von Familien mit sogenanntem „Emigrationshintergrund“ in die deutsche Gesellschaft besteht eigentlich kein Mangel. Dazu scheint ebenso alles gesagt zu sein, wie über den junger Männer zur homosexuellen Selbsterkenntnis und die damit verbundenen familiären bzw. gesellschaftlichen Folgen. Bei den letztjährigen Hofer Filmtagen stellte der Kölner Filmemacher Dennis Todorovic seinen Film „Sascha“ vor. In dem geht es um Beides – und es ist nicht schief gegangen.
Familie Petrovic ist auf der Rückreise von Montenegro nach Köln. Hier lebt die Familie seit Jahrzehnten und hat sich eine Existenz aufgebaut: die beiden Söhne sind in Deutschland geboren, inzwischen halbwüchsig und der Eltern ganzer Stolz. Boki, der Ältere, ist der Sportlichere von Beiden und hat sich dem Familienurlaub in die alte Heimat verweigert. In der Zwischenzeit ein Tatoo am Oberarm zugelegt – Vater und Mutter fürchten um den guten Ruf der Familie.
So etwas ist von Sascha, dem Jüngeren, nicht zu erwarten. Ein stiller Musensohn, der sein Zimmer piko bello in Ordnung hält und brav zum Klavierunterricht geht.
Doch es ist weniger Sascha Liebe zum Piano, als die zu Klavierlehrer Gebhard, die ihn so pünktlich in die Jugendmusikschule eilen lässt. Sascha, im Geheimen schwul, himmelt seinen ebenfalls schwulen Klavierlehrer schüchtern an.
Offiziell ist Sascha mit Jiao befreundet, der musizierenden Tochter chinesischer Einwanderer aus der Nachbarschaft. Weil sie einen ziemlich stabilen Eindruck macht, vertraut sich ihr Sascha als erster an. Jiao hat allerdings eine Liebeserklärung erwartet und ist dann doch im ersten Moment sprachlos. Aber im Grundsatz bleibt sie solidarisch.
„Sascha“ von Dennis Todorovic handelt also von einer multikulti-comming-out-Geschichte. Der Regisseur – Jahrgang 1977 – ist als Sohn tschechisch-montenegrinischer Eltern in Bopfingen am Ipf an der Schwäbischen Alb aufgewachsen. Sein Debut hat einen autobiographischen Hintergrund.
Trotzdem hätte aus „Sascha“ ohne weiteres der tragische Blick in ein verzweifeltes Leben zwischen Welten in seiner ganzen Bandbreite werden können. Es zeugt vom großen Talent des Filmemacher Todorovic, das sein Erstling eine federleichte Satire wurde – auf Vorurteile und familiäre Probleme zwischen den Generationen, die unterschiedliche Wahrnehmung von Integration eingeschlossen.
Das verbindet „Sascha“ mit dem letzte Woche angelaufenen „Almanya – Willkommen in Deutschland“. Beide Filme zeigen erfrischend unverkrampft, dass man über Multikulti mit einem überzeugenden Schauspieler-Ensemble auch lachen darf. Das macht Hoffnung!