Der Regisseur Preston Sturges war um 1940 einer der ganz Großen in Hollywood. Berühmt für seine temporeichen Komödien mit ihren ge-schliffenen Dialogen und unverblümter Gesellschaftskritik. In Deutschland wurde Sturges erst spät und durch das Fernsehen entdeckt. Stand im Schatten von Ernst Lubitsch und Billy Wilder. Der eigenwillige Sohn reicher Eltern begann seine Karriere als Autor bevor er selber Regie führte. Zwischen 1940 und 1955 hat Sturges zwölf Filme gedreht, die in Deutschland vereinzelt auf DVD (z. B. „Sullivans Travels“ bei Universum) erschienen sind. Drei von Sturges Hauptwerken wurden jetzt vom neuen Label „Cine qua non“ in besonders gelungenen Editionen aufgelegt.
Preston Sturges 1898-1959) war (geboren in Chicago) als Edmund Preston Biden in Frankreich, Deutschland und der Schweiz aufgewachsen. Mit 16 wurde er Manager einer Filiale von Mutters Kosmetikfirma in Deauville. In diesem Job soll er den kussfesten Lippenstift erfunden haben. Mitte der 1920er Jahre begann Preston Sturges als Autor für Broadway-Shows. Der große Erfolg machte Hollywood auf ihn aufmerksam. Pointierte Dialoge mit gesellschaftspolitischem Hinter-grund waren seine Spezialität. Er war bereits gut im Geschäft, als er 1940 zum ersten Mal selbst Regie führte: „Der große McGinty“
Dan McGinty (Brian Donlevy) ist ein harter Bursche! Leider geht es ihm im Moment nicht gut. Er lebt auf der Straße. Zufällig ergibt sich für ihn die günstige Gelegenheit an Geld zu kommen. Durch organisierten Wahlbetrug!
Die Ausgangslage von „The great McGinty/ Der große McGinty“. Das Regie-Debut von Preston Sturges war einer der erfolgreichsten Filme des Jahres 1940. Damit eröffnet Cine qua non seine verdienstvolle Preston Sturges-Edition. Ein typisches Meisterwerk des Regisseurs und einer der besten Filme über Korruption und Politik und Gesell-schaft, die bisher gedreht wurden. Eine Erfolgsgeschichte.
Mit Hilfe der Mafia macht McGinty schnell Karriere. Clever durch-schaut er das System von Geben und vor allem Nehmen. Man muss nur allzeit eine gute Figur machen und schon ist man Bürgermeister. Die Macht wächst, das Ansehen auch. Wer die richtigen Leute kennt und sich in den Spielregeln der Korruption auskennt, dem stehen alle Türen offen. Bei aller Vorsicht ist McGinty dann doch zu weit gegangen und Zeichen an der Wand zu spät erkannt. Aber als Stehaufmännchen sind die Konsequenzen für ihn erträglich. Lässig in einer Rückblende lässt Preston Sturges eine Politiker-Karriere in „Der große McGinty“ Revue passieren. Ein zeitloser Film: was das perfekte Timing angeht ebenso was den Inhalt betrifft. Eine hinreißend böse Satire, die kein Pardon kennt.
Die Gemeinheit der Menschen und ihre Folgen sind ein weiteres wichtiges Thema im Kosmos des Preston Sturges. Zum Glück gibt es gesellschaftliche Konventionen, wirtschaftliche und politische Spielregeln, die auch die größte Gemeinheit zu egalisieren in der Lage sind: mit „Christmas in July/Weihnachten im Juli“ widmete sich Sturges diesem Thema unmittelbar im Anschluss an den „großen McGinty“.
Der kleine Angestellte Jimmy MacDonald (Dick Powell) träumt vom großen Glück, d. h. vom Hauptgewinn eines Preisausschreibens. Den hat eine große Kaffeefirma ausgeschrieben. Gemeine Kollegen jubeln Jimmy eine fingierte Gewinnermitteilung unter. Aus dem Spaß wird ernst. Jimmy ist nämlich bei der Konkurrenz des Kaffee-Rösters mit dem Preisausschreiben beschäftigt. Ein Talent, das sich einen preisgekrönten Werbeslogan ausgedacht hat, den lässt man nicht ohne weiteres ziehen, sondern befördert ihn. Jimmy glaubt sich durch glückliche Schicksalsfügung am Ziel seiner Wünsche. Darüber ignoriert er geflissentlich, dass daran etwas nicht stimmen kann. Der Preis wurde nämlich noch gar nicht ausgelobt, weil sich die Jury noch nicht auf den Sieger einigen konnte. Mit sarkastischem Humor stellt Sturges seinen naiven Glücksritter in den Regen. In einer gnadenlosen Gesellschaft wird ihm seine Gutgläubigkeit zum Verhängnis. „Weihnachten im Juli“ balanciert virtuos auf dem schmalen Grad zwischen Komödie und Tragödie…
Eines seiner ganz großen Meisterwerke realisierte Preston Sturges 1942 mit „The Palm Beach Story/Atemlos nach Florida“. Cine Qua Non präsentiert den Film erstmals ungekürzt und in der restaurierten Originalfassung: Gerry Jeffer (Claudette Colbert) hält es mit ihrem miesepetrigen Gatten Tom (Joel McCrea) nicht länger aus und sucht das Weite. Unerwartete Hilfe findet sie im Zug nach Florida bei einem Jagdclub älterer Herren. Der ist auf Dauer ziemlich anstrengend. Gerry hat wieder Glück in Gestalt von John D. Hackensacker, III. (Rundy Vallee), dem reichsten Mann der Welt und seiner Schwester Maude( Mary Astor) , die sich ihrer annehmen.
Virtuos wie die Story, bei der Sturges so ziemlich alle bürgerlichen Konventionen auf die Schippe nimmt, ist der rasante Dialog: „The Palm Beach Story“ gilt als einer der Filme in der Geschichte, in dem am schnellsten gesprochen wird. Das zeigt sich freilich nur im englischen Original. Die deutsche Sprache kommt da nicht mit – zum Glück sind zu den Originalfassungen sämtlicher Filme der Edition deutsche Untertitel einblendbar.
Große Filmmomente von Preston Sturges. Erschienen bei Cine Qua non: „Der große McGinty“, „Weihnachten im Juli“ und „Atemlos nach Florida“ kosten jeweils 16 Euro. Dazu gibt es zu jeder DVD ein ausführliches Booklet und einen aufschlussreichen Bonusteil.