Japan 2009
Originaltitel: Gake no ue no Ponyo
Regie: Hayao Miyazaki
Kinostart: 16. September 2010
Hayao Miyazaki ist einer der wenigen Regisseure des japanischen Animationsfilms – Anime genannt – der über Japan hinaus international bekannt geworden ist. Dazu haben seine Meisterwerke „Das wandelnde Schloss“, „Prinzessin Mononoke“ oder „Chihiros Reise ins Zauberland“ beigetragen. Miyazaki versteht es auf unnachahmliche Weise, japanische Lebensphilosophie mit globalem Denken zu verbinden. Das gelang ihm auch in seinem neuen Film „Ponyo“, der nach seiner europäischen Premiere im Rahmen des diesjährigen „Stuttgarter Trickfilmfest“ im Frühjahr mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde.
Brunhilde ist ein kleines, ziemlich aufgewecktes Goldfischmädchen. Deshalb wird es ihr im Meer auf Dauer immer langweiliger. Da helfen auch die Zauberkräfte ihres Vaters nicht weiter. Sie träumt von einem Leben an Land – als Mensch, das sie nur vom Hörensagen kennt und vor dem sie ihr Vater ausdrücklich warnt. Es sei zu gefährlich, die Menschen zu unberechenbar. In einem unbeobachteten Moment, macht sich das Kind allen Warnungen zum Trotz auf Entdeckungsreise.
Dabei ist Brunhilde in ein achtlos ins Meer geworfenes leeres Marmeladeglas geraten und wird damit an Land gespült. Hier entdeckt sie Sosuke, ein fünfjähriger Jungen, der mit seinem Leben auch nur mäßig zufrieden ist – mit seiner berufstätigen Mutter und einem Vater, der zur See fährt und es nur selten nach Hause schafft.
Sosuke findet den seltsamen Goldfisch ausgesprochen nett und nennt ihn Ponyo, zumal der nach und nach menschliche Züge annimmt. Das sich seine Tochter vom Goldfisch in ein pfiffiges Menschenkind verwandelt, sieht ihr Vater mit Argusaugen und holt die Ausreißerin wieder ins Meer zurück. Doch die lässt das nicht mit sich machen und entfesselt die Naturgewalten. Eine Flutkatastrophe droht. Da bleibt dem Erwachsenen nichts anderes übrig, als seinen Nachwuchs los zu lassen. Andersens Märchen von der „Kleinen Meerjungfrau“ hat Hayao Miyazaki zu seinem neuen Film „Ponyo“ inspiriert. Der japanische Großmeister des Anime ist damit seinem Generalthema treu geblieben: die Emanzipation der Kinder von ihren Eltern.
In seinem bekanntesten mit dem „Goldenen Berliner Bären“ und einem „Oscar“ ausgezeichneten „Chihiros Reise ins Zauberland“ müssen die Jungen die Alten erlösen, nachdem die sich in Schweine verwandelt haben. Auch in „Ponyo“ geht es um eine Welt, die an den Rand des Untergangs gerät, weil es an Achtsamkeit fehlt. Mit ihrer Solidarität gelingt es den beiden Kindern, das Schlimmste zu verhindern und die Eltern zur Besinnung zu bringen.
„Ein kleiner Junge und ein kleines Mädchen: Liebe und Verantwortung, das Meer und das Leben: um diese fundamentalen Dinge gehe es in meinem Film“, erklärt Hayao Miyazaki. „Ponyo“ spiele in einer Welt, in der Magie und Wunder als etwas Natürliches und Alltägliches angesehen werden. Es sei seine Antwort auf das Leid und die Ungewissheit in unserer heutigen Zeit! Das macht diesen großartigen Film für Kinder zu einem aufregenden Abenteuer und für Erwachsene zu einem vielschichtigen Diskurs über Erziehung und Verantwortung – wobei das Meer als Metapher für das Unterbewusstsein interpretiert werden kann. „Ponyo“ ist ein Familienfilm par exellence!
Der Sondtrack zu „Ponyo“ hat der ständige Miyazaki-Mitarbeiter Joe Hisaishi komponiert. Die Einspielung mit dem New Japan Phiharmonic Orchestra ist in der Bundesrepublik bei Colosseum auf CD (LC 03387) erschienen.