Deutschland 2012
Regie: Tina von Traben
Mit Luise Risch, Marlene Risch, Tabea Willemsen, Thekla Carola Wied, Smudo
Kinostart: 12. Juli 2012
Der Kinderfilm führt in den deutschen Kinos ein Schattendasein. Das zeigt sich auch daran, dass für den jährlichen Deutschen Filmpreis in dieser Sparte nur zwei Produktionen nominiert werden können. Zwar können Kinderbuch-Verfilmungen wie „Hanni und Nanni“ oder „Wicki und die wilden Männer“ durchaus ansehnliche Besucherzahlen für sich verbuchen, ebenso wie im vergangenen Jahr Hermine Hundtgeburts Überraschungserfolg „Tom Sawyer“, aber formal wie inhaltlich gelungene Originalstoffe sind auf deutschen Kinoleinwänden rar. Aber Ausnahmen bestätigen auch hier die Regel und die heißt „Pommes essen“ von Tina von Taben.
Das waren noch Zeiten, als Opa mit seiner Würstchenbude „Freys Feyner Imbiss“ die Kumpels nach der Schicht am Duisburger Hafen verköstigte. Seine leckere Currysauce ist bis heute legendär. Doch die Zeiten haben sich geändert. Seit Opa Tod versucht seine Tochter Frieda, mehr schlecht, als recht die Imbissbude weiter zu führen. Dabei wird die allein erziehende Mutter (Anneke Kim Sarnau) mehr oder weniger engagiert von ihren drei Töchtern Patty (Luise Risch), Selma (Marlene Risch) und Lilo (Tabea Willemsen) unterstützt.
Patty ist um die 16 und träumt von einer Karriere als Sterne-Köchin – natürlich mit eigener Kochshow im Fernsehen. Obwohl sie noch zur Schule geht, hat sie sich hinter Mutters Rücken bei einem Edel-Restaurant als Praktikantin beworben; ihre Schwester Selma würde das nie wagen. An der Schwelle zur Pubertät, ist Mama für sie die Größte.
Lilo, die Kleinste der drei Schwestern, geht zwar erst in die Grundschule, hat aber als Einzige in der Familie einen angeborenen siebten Sinn fürs Wesentliche im Leben und wie man es praktisch anwendet. Als Mutter eines Tages zusammenklappt, steht es fest: sie muss dringend zur Kur.
Freie Bahn für die Mädchen: während Patty erste Schritte auf dem Weg zur Gourmetköchin macht, versuchen Selma und Lilo, das Geschäft mit den Currywürstchen anzukurbeln. Tina von Traben erzählt in „Pommes Essen“ vom Weg zum Erwachsenwerden, der Klärung eigener Wünsche und Hoffnungen: Wer wagt gewinnt, ist das ermutigende Credo dieses bemerkenswerten Films, der sein jugendliches Publikum mit viel Witz und genauem Hinsehen aus ihrem Alltag abholt.
Dass das von Trabens Film beim Zielpublikum ankommt, konnte man kürzlich beim „Festival des deutschen Films“ in Ludwigshafen feststellen, als 1200 Besucher zwischen 8 und 12 jubelten, als Patty, Selma und Lilo ihrer gestressten Mama zeigen, wie das Geschäft mit den Curry Würsten mit Engagement und unkonventionellen Methoden auf Zack gebracht werden kann. Auch wenn zwischendurch die Fritteuse explodiert. Die charmante Art der Inszenierung, das durchdachte Drehbuch und ein harmonisches Schauspieler-Ensemble machen „Pommes Essen“ auch für Erwachsene zum Vergnügen!