Anbieter: Koch Media
Australien ist weit weg! Auch die Filmindustrie aus dem Land der Pandas. Nur selten finden Produktionen den Weg in deutsche Kinos oder Fernsehprogramme. Keine Regel ohne Ausnahme: der erste und lange Zeit einzige australische Filmemacher, der auch außerhalb seines Landes bekannt wurde, ist Peter Weir. In den 1980er Jahren verhalf er seinem Lands-mann Mel Gibson und Harrison Ford zur internationalen Karriere. Ebenso wie ihnen gelang es Weir in Hollywood Fuß zu fassen. „Der Club der toten Dichter“ (1989), „Die Truman Show“ (1998) oder „Master & Commander“ (2003) machten Peter Weir international bekannt. Dahinter drohten seine frühen australischen Arbeiten zu verschwinden. In einer „Peter Weir Collection“ präsentiert Koch Media vier Filme des Regisseurs, die er zwischen 1974 und 1979 gedreht hat.
Vier frühe Werke von Peter Weir: „Die Autos, die Paris auffraßen“, „Picknick am Valentinstag, „Die letzte Flut“ und „Wenn der Klempner kommt“ haben den Regisseur in den 1970er Jahren als einen der interessantesten Filmemacher der Gegenwart bekannt gemacht. Begründeten seinen Ruf als Meister magischer Momente, von Filmen, die den Einbruch des Irrealen in eine reale Welt beschreiben. Wenn der Alltag plötzlich aus den Fugen gerät und nichts mehr so ist, wie vorher.
Eine Entdeckung in dieser vierteiligen Peter Weir-Edition ist das Debut des Regisseurs von 1974 mit dem seltsamen Titel „Die Autos, die Paris auffrassen“. In Deutschland wurde der Film bisher nur Fernsehen gezeigt und von Arthaus vor einiger Zeit auf DVD veröffentlicht. Eine rabenschwarze Komödie, so rabenschwarz, wie man sie nur selten zu sehen bekommt.
Ebenso wie Wim Wenders „Paris -Texas“ nichts mit „dem“ Paris in Frankreich zu tun hat, spielt Weirs in einem entlegenen Kaff in der australischen Provinz, das Paris heißt. In diesem Fall ist Paris ein einsam gelegenes Dörfchen, eingebettet in eine idyllische Landschaft. Das einzig bemerkenswerte an diesem Ort ist eine auffällige Häufung von Verkehrsunfällen, obwohl die einzige Zufahrtsstraße nur wenig frequentiert wird.
Bei den Unfällen handelt es nicht um Bagatellen. Es sind in der Regel Tote und Schwerverletzte zu beklagen. Die Gemeinde hat deshalb eine spezielle Klinik für die Verkehrsopfer eingerichtet. Manchmal überlebt auch jemand einen Unfall – zum Bespiel Arthur Waldo. Er wird von den Honoratioren der Gemeinde so liebevoll betreut, dass schon verdächtig ist.
Langsam aber sicher kommt Arthur hinter das Geheimnis der Bürger von Paris: die Unfälle passieren nicht zufällig, sondern werden in konzertieren Aktionen von Verwaltung, Bevölkerung und Klinik-Chef inszeniert, um das örtliche Brutosozialprodukt zu steigern. Mensch und Material werden nach allen Regeln der Kunst recycelt. Mit trockenem Humor treibt Peter Weir in „Die Autos die Paris auffrassen“ mit Entsetzen Scherz. Subtiler Horror wird von ihm ins Absurde überhöht. Vor allem aber ein zeitlos witziger Film für Menschen mit einem Hang zum Makabren…
In ähnlicher Weise treibt Peter Weir bei „Wenn der Klempner kommt“ mit Entsetzen Scherz, den er 1979 gedreht hat. Jill und Brian sind ein höchst erfolgreiches Wissenschaftler-Ehepaar und wohnen in einem komfortablen Penthouse auf dem Campus-Gelände. Der Klempner heißt Max und ist ein seltsamer Typ. Irgendwie distanzlos. Jill ist allein mit ihm in der Wohnung, da ruft ihr Gatte Brian an. Verstört berichtet sie ihrem Mann, ein Klempner sei unter der Dusche…
Max duscht nicht nur, was für einen Klempner unüblich ist, sondern taucht immer häufiger und immer ungelegener bei Jill auf. Das wird ihr langsam unheimlich, obwohl sie sich als Ethnologin auf seltsame Phänomene spezialisiert hat.
Listig schafft sich Jill den Stalker Max schließlich vom Hals. Peter Weir kombiniert bei „The Pumber“ – so der Originaltitel – raffiniert das Über-sinnliche mit der Banalität einer angeblich defekten Wasserleitung. Eine Entdeckung, die das Genre des Psychothrillers elegant variiert.
Die repressive Atmosphäre der Victorianischen Ära um 1900 mit dem Übersinnlichen kombinierte Peter Weir 1975 in „Picknick am Valentinstag“. Mit diesem Film gelang ihm der internationale Durchbruch. Den Film gibt es seit längerem bereits als Einzel-Disc und ist jetzt unverändert in die Peter Weir-Collection übernommen worden.
Der Film beruht auf einer wahren Begebenheit, die bis heute Rätsel aufgibt: Drei Internatsschülerinnen verschwinden bei einem Picknick im Grünen spurlos. Ein Mädchen taucht zwar wieder auf, kann sich aber an nichts erinnern. In betörend schönen Bildern erzählt Peter Weir in „Picknick am Valentinstag“ von einer unfreien Gesellschaft, die sich von einer grandiosen Natur selbst aussperrt. Man kann dem auch als Fluchtgeschichte deuten.
Unmittelbar nach „Picknick am Valentinstag“ mit „Die letzte Flut“ (1979) einen weiteren Film, der zu den Schlüsselwerken des internationalen Films in der Mitte der 1970er Jahre zählt. Ein Lehrstück zur Xenophobie:
Annie Burton gesteht ihrem Mann, dass sie selbst noch nie einen australischen Ureinwohner mit eigenen Augen gesehen hat, obwohl sie aus einer Familie stammt, die in der vierten Generation im Lande lebt. Gatte David soll als liberaler Rechtsanwalt eine Gruppe von Aborigines verteidigen, denen Mord vorgeworfen wird. Zeitlos eindrucksvoll drehte Peter Weir mit „Die letzte Flut“ einen Beitrag zum subtilen Rassismus. In diesem Fall, dem paranoiden Verhältnisse der weißen Australier gegenüber den Ureinwohnern des Landes: einer Mischung aus Überheblichkeit und schlechtem Gewissen. Das führt zu Alpträumen….
Gelegenheit einen der interessantesten Filmemacher des ausgehenden 20. Jahrhunderts kennen zu lernen, bietet die „Peter Weir Collection“ von Koch Media mit vier frühen Filmen des Regisseurs: „Die Autos die Paris auffraßen“, „Wenn der Klempner kommt“, „Picknick am Valentinstag“ und „Die letzte Flut“. Die schöne Edition im Schuber kostet als DVD 28.00 Euro, als Blu-ray zehn Euro mehr. „Picknick am Valentinstag“ (diverse Editionen) und „Die letzte Flut“ gibt es von Koch auch als Einzel-DVDs für jeweils 9 Euro. „Die Autos, die Paris auffraßen“ ist als Single-DVD bei Arthaus zum Preis von 16 Euro erschienen.