400 Seiten, Hardcover mit Fadenhaftung
Ca. 500 Abb. Durchgehend 4-farbig
Verlag Edel – ISBN 978-3-8419-0100-2
€49.95
Ein imposantes Buch! Fast ein bißchen „unmäßig“ – so schwer, so voller Einblick und Spiegelungen aus dem Leben einer Ausnahmepersönlichkeit. Dabei natürlich angemessen. Entdeckungen, verblüffende, irritierende, erschreckende Entdeckungen auf jeder Seite – ein Parforceritt durch den schriftlichen Nachlass des Klaus Kinski im Faksimile. Vom rastlosen Nachlassverwalter Peter Geyer ausgesucht und dem Avantgarde-Designer OA KImmel graphisch gestaltet. Eines der schönsten Bücher des letzten Jahres!
An Büchern über Kinski besteht kein Mangel, außerdem gibt es seine Autobiographie, seine Gedichte. Noch etwas Neues? Durchaus! Und gleichzeitig auch nicht des Rätsels Lösung, warum ein begnadeter Schauspieler wie er so wenig Disziplin aufzubringen in der Lage war, um seine Theaterkarriere dauerhaft zu erhalten. Und statt dessen Chargenrollen in drittklassigen Filmen annahm. Hingeschluderte Auftritte! In vielen Italowestern hat er sich nicht einmal selbst synchronisiert.
Schnelles, billig verdientes Geld! Dabei – und das zeigen seine Briefe und literarischen Versuche – immer unglücklich, skrupulös und voller Hoffnung auf bessere Zeiten. Doch die kamen nicht: von der Zusammenarbeit mit Werner Herzog einmal abgesehen. Aber die war – wie wir wissen – für Beide auch nicht die reine Freunde.
Dann Kinskis öffentliche Auftritte: in der Regel gab er den Pausen-Clown in Talk-Shows und TV-Interviews. Das Buch gibt genügend Anhaltspunkte, dass ihn die dummen Fragen vor laufender Kamera nerven mussten. Aber warum ließ er sich immer wieder darauf ein? Die beiden DVDs mit Kinski-Auftritten (ebenfalls von Geyer kuratiert) machen nach der Lektüre von „Kinski.Vermächtnis“ nahezu physische Schmerzen.
Aufschluss bis zu einem gewissen Grat gibt ein Kinski-Brief von 1957, in dem er schreibt: „Für mich ist jede Stunde fast wie eine Ewigkeit in der Hölle – diese Wohnung ist fast das Schlimmste, was ich in der Beziehung je ertragen habe – ich brauche so sehr Ruhe!“
Ein großartiges Buch mit Selbstzeugnissen eines Unbehausten, der immer auf der Suche nach Ruhe, auf der Suche nach sich selbst war. Auch davon gab es wohl in Kinskis Leben ein paar Momente – zum Beispiel im Zusammensein mit seinem Sohn Nikolai. Aber das war letztlich nicht genug….
„Kinski. Vermächtnis“: ein ideales Buch für lange Winterabende. Ideal in Kombination mit dem einen oder anderen Kinski-Film auf DVD und der exquisiten Hörbuch-Edition „Kinski spricht“.