Wir haben es geschafft! Zum Schluss ein Kinderchor aus New York mit „Over the rainbow“. Davor wurden ruckzuck die einzelnen Rubriken der Oscar-Vergabe abgehakt. Dabei stellte sich heraus, dass ein vorzüglicher Schauspieler wie James Franco („127 Hours“, „Milk“, „Howl“) nicht zwangsläufig ein guter Moderator sein muss. Er sollte das in Zukunft ebenso lassen wie seine Co-Moderateuse Anne Hathaway. Die durfte immerhin mehrfach die Robe wechseln und auch einmal singen.
Dazwischen machte Pro7 mit Werbung für deutschen Sekt und Frau Klums „Next Topmodell“ die „Oscar-Night“ am Fernseher zur verschärften Tortur.
Dabei kam dann alles auch noch so wie erwartet. D.h. nicht ganz: das „The King’s Speech“ dann doch den „Globe“-Favoriten „The Social Network“ als „Besten Film“ schlagen würde, hat wohl mit der heftigen Internet-Kampagne gegen das Biopic über den Facebook-Gründer Zuckerberg zu tun. Da wollten sich die Academy-Juroren dann doch nicht die „Finger verbrennen“. Immerhin sind ein paar nachgeordenete „Oscars“ („Bestes adaptiertes Drehbuch“/Beste Musik/Bester Schnitt) für „Social Network“ abgefallen.
Der große Gewinner ist natürlich „The King’s Speech“. Von der „Besten Regie“, über den „Besten Hauptdarsteller“, das „Beste Originaldrehbuch“ bis zum „Besten Film“. Colin Firth‘ Darstellung des stotternden George VI. ist zweifellos fulminant, desgleichen die von Geoffrey Rush und Helena Bonham Carter. Regisseur Tom Hooper versteht sich auf die Führung von Schauspielern. Darüber hinaus handelt es sich bei seinem Film aber um ein gediegenes Stück Gebrauchskino ohne höhere Weihen.
Aber vielleicht war es genau das, was die „Academy of motion picture arts und science“ damit den Hollywoodproduzenten signalisieren wollte: übt Zurückhaltung bei technischem Schnickschnack: „Toy Story 3“ bekam dann auch weniger den „Oscar“ als bester Animationsfilm wegen der 3D-Technik, sondern für die überzeugende Art und Weise, eine Geschichte über mehrere Folgen stringent und ohne Redundanzen weiter zu erzählen.
Die beiden anderen nominierten 3D-Filme „Drachenzähmen leicht gemacht“ und „Alice im Wunderland“ gingen entweder leer aus oder bekamen ein Trostpflästerchen.
Immerhin wurden die technischen Innovationen bei „Inception“ gewürdigt. Ansonsten war Christopher Nolans bedrohliche Beschreibung einer aus dem Lot geratenen Welt wohl doch zu verschroben experimentell, um „Oscar“-kompatibel zu sein.
Das Natalie Portman für ihren hochdramatischen Part in „Black Swan“ einen Oscar bekam, war zu erwarten, ebenso Christian Bales Auszeichnung als „Bester Nebendarsteller“ in „The Fighter“.
Als „Besten fremdsprachigen Film“ würdigte die Academy mit Susanne Biers „In einer besseren Welt“ einen hochmoralischen Film, der in einer komplexen Handlung Achtsamkeit in jeder Beziehung beschwört. Nicht zufällig heißt eine der Hauptpersonen Elias. Der Film ist ab Mitte März in den deutschen Kinos zu sehen.
Also: wieder einmal erwies sich die „Academy of motion pictures arts and sciences“ im ihren „Awards 2011“ als verlässlicher Seismograph in der gegenwärtigen Filmlandschaft.