Die Berliner Ausstellung „Best Actress“ lässt einen Hauch von dem erahnen, was einmal die Bedeutung der „Academy Awards“ ausgemacht haben mag. Jedenfalls das, was uns Pr07 heute Abend wieder stundenlang live ins Haus liefert ist ein Graus! Ob pre oder während, die Peinlichkeiten währen ewiglich. Das Ganze erweckt den Eindruck, sowohl Nominierung als auch Bekommen einer der potthässlichen, gerade mal dünn vergoldeten „Oscars“ ist mehr Strafe als Grund zur Freude. Allein die Supermarkt-Architektur des „Dolby (Ex-Kodak-)Theatre am ziemlich verlotterten Hollywood-Boulevard strahlt wenig Feierlichkeit und schon gar keinen Glamour aus. Freiwillig geht da keiner hin! Kein Wunder, wenn die Nominierungen auch diesmal wieder an einen Gang quer durch den Gemüsegarten erinnern.
Da steht ordentliches Handwerk („The big Short“) neben dem spießigen Fernsehspiel („Bridge of Spies“), ein tränenfeuchtes Melo („Brooklyn“) neben völlig sinnentleertem Kravall („Mad Max -Fury Road“) usw. Alle könnten sich theoretisch ab morgen die Auszeichnung „Bester Film“ an die Brust heften. Natürlich leisten Regisseure wie Lenny Abrahamson und Alejandro G. Inarritu Überdurchschnittliches, aber gerade der jüngste Film Inarritus „The Revenant“ ist der bislang schwächste Film des Mexikaners. In erster Linie dazu gemacht, um Leo DiCaprio unrasiert und fern der Heimat von einem Bären malträtiert, endlich zu einem „Oscar“ zu verhelfen… Ach ja, mit Chris Rock darf diesmal ein Afro-Amerikaner moderieren!
Die endlose Liste der Preis-Aspiranten ermüdet und es ist letztlich unerheblich, wer was bekommt. Einer Filmemacherin würde ein Oscar aber tatsächlich helfen, nicht nur ihre künstlerische, sondern vor allem ihre politische Bedeutung zu festigen. Sie heißt Deniz Gamze Ergüven und hat den Film „Mustang“ gedreht, der letzten Donnerstag auch in Deutschland angelaufen ist.
Ein kühnes Werk über junge Mädchen, die sich in der türkischen Provinz mit Erfolg gegen einen Moralkodex von Vorgestern zur Wehr setzen. Ein beherztes Plädoyer für weibliche Selbst-bestimmung und Freiheit, die vom Regime des Reaktionärs Erdogan wieder einmal eingegrenzt werden soll. „Mustang“ ist übrigens vom Ko-Produzenten Frankreich, nicht von der Türkei für den „Oscar“ eingereicht worden. Das sagt alles….