USA 2012
Regie: Joseph Kosinski
Mit Tom Cruise, Morgan Freeman, Olga Kurylenko, Andrea Riseborough
Kinostart: 11. April 2013
Die amerikanische Gesellschaft und mit ihr der Film in den USA befindet sich gegenwärtig in einer tiefgreifenden Krise. Überteuerte Produktionen haben künstlerisch und kommerziell in eine Sackgasse geführt. Daran konnte die nur teilweise spektakuläre Einführung der 3D-Technik nur bedingt etwas ändern. Irritiert bis hilflos reagierte die Branche bisher auf den Boom neuer Abspielmöglichkeiten jenseits des Kinos auf Tablets und Smartphon. Heute startet in Deutschland eine neue amerikanische Produktion, die mit den Stilmitteln des Science-Fiction-Films der allgemeinen Krise beizukommen versucht. Der Titel „Oblivion“ – also „Vergessenheit“ – ist von Regisseur Joseph Kosinski ernst bzw. wörtlich gemeint und basiert auf seiner eigenen Graphic-Novel.
Die Erde 2077 ist wüst und leer. So unbewohnbar wie der Mond, den es auch nicht mehr gibt. Es heißt, die Menschen seien allesamt in eine ferne Galaxie evakuiert worden. Doch selbst die rudimentären Reste der Zivilisation sind nicht vor Übergriffen durch Schattenwesen aus dem All sicher. Die Ödnis wird von einer Drohnen-Armada bewacht, die von einem Kommando aus dem Orbit ferngesteuert wird.
Vor allem nach Zusammenstößen mit den sogenannten außerirdischen „Piraten“ nehmen die unbemannten Luftfahrzeuge Schaden und müssen repariert werden. Dazu sind Jack Harper (T.C.) und seine Kollegin Victoria Olsen (A.R.) auf der Erde stationiert. Sie haben noch 14 Tage auszuharren, bis die Ablösung kommt. Während Jack mit einem Helikopter auf Fehlersuche geht, hält Victoria Kontakt zum zentralen Kommando. Da ereignet sich etwas Seltsames. Ein Raumschiff musste notlanden. Vier Astronauten haben anscheinend überlebt. Während Jack versucht, die Überlebenden zu retten werden sie von Drohnen beschossen. Nur eine junge Frau kann er in Sicherheit bringen. Kollegin Victoria ist wenig begeistert…
Nach und Nach kommt Jack dahinter, dass alles Lüge ist oder schlimmer noch: Verdrängung! In Wirklichkeit ist nichts so, wie es scheint. Alles eine raffiniert konstruierte Schimäre: Die Maschinen beherrschen die Welt! Was wie ein konventioneller Konflikt zwischen zwei Systemen scheint, erweist sich als Krieg der Computer gegen die Menschen. Wer hier Sieger und wer Verlierer ist, steht fest. In einer Höhle unter dem ehemaligen Chicago findet Jack nicht nur die Reste einer Bibliothek, sondern auch die letzten Überlebenden seiner Spezies. Ihre Hilfe erweist sich nur mäßig effektiv…
Trotz des blässlichen Scientologen-Apostel Tom Cruise in der Rolle des Jack Haper gehört „Oblivion“ zu den interessantesten Hollywood-Produktionen der letzten Zeit. Originell kompiliert Regisseur Joseph Kosinski fast alles, was die Welt im Moment umtreibt. Von der Suche nach erneuerbaren Energien und Reservaten, Alternativen zur fort-schreitenden Zerstörung der Umwelt bis zu den Machtkartellen aus Wirtschaft und Politik, die aus der Ferne ein undurchsichtiges Spiel treiben und Kriegen mit ferngesteuerten Drohnen, als besonders unheimlichem Symptom.
Geschickt bediente sich Kosinski bei seiner Endzeitbeschreibung aus den Arsenalen der Filmgeschichte: Aus „Metropolis“ und „2001 Odyssee im Weltraum“ ebenso wie aus den Filmen von David Lynch und Christopher Nolan. Wenn das Ergebnis so stimmig ausfällt wie bei „Oblivion“, ist dagegen nichts einzuwenden.