Die „home-run Picture“ (Stuttgarter Rommel-Dependence) präsentierte „Sohnemänner“ von Ingo Haeb beim Filmfest Hamburg
Die Ausnahmen bestätigen die Regel: Gelegentlich geht Peter Rommel fremd und produziert die Filme anderer Talente – nicht nur die von Andreas Dresen. Dabei kommt natürlich immer etwas Besonderes heraus. Zum Beispiel der neue Film von Ingo Haeb „Sohnemänner“. Sein eindrucksvolles Debüt „Neandertal“ (ebenfalls eine Rommel-Produktion) über einen jungen Mann (zum ersten Mal: Jakob Matschenz), der an an Neurodermatitis leidet ist noch in bester Erinnerung. Um Menschen, die das Leben nicht gerade mit Glacé-Handschuhen angefasst hat, geht es auch um „Söhnemänner“.
Die Hauptrolle spielt das Hamburger Schauspieler-Urgestein Peter Franke. Er ist Jonny, der auch Edgar genannt wird. Ein in die Jahre gekommener Rocker, der immer noch 1a-Liegestützen schafft. Weniger Top ist das Verhältnis zu seinem Sohn Uwe (Marc Zwinz); dem Papa nicht nur körperlich, sondern auch intellektuell über den Kopf gewachsen.
Die beiden gingen sich aus dem Weg. Wobei Jonny/Edgar Sohnemanns Homosexualität noch am Wenigsten störte. Das schlechte väterliche Gewissen schlägt und die Ablehnung durch den Nachwuchs schmerzt. Nach Hamburger Art hat er es außerdem nicht so mit der Herzlichkeit.
Beide lieben innig die betagte Mama/Oma Hilde (Renate Delfs). Die hat Jonny/Edgar in ein Altersheim einquartiert, weil die alte Dame sich nicht mehr selber vorsorgen kann. Da wird sie vom wütenden Uwe abgeholt und in den Schwarzwald gebracht, wo der am Busen der Natur mit seinem Lebensgefährten ein landschaftstypisches Haus bewohnt.
Nicht weniger wütend macht sich Johnny/Edgar von Hamburg auf in den Süden: in einer ausgewogenen Mischung aus Humor und Ernst verstand es Ingo Haeb, dem Thema Generationen-Konflikt und/oder -Vertrag eine neue Seite abzugewinnen. Dabei war ein exquisites Ensemble natürlich die „halbe Miete“. Zwinz (macht bei Tabori und im „Großstadtrevier“ eine gute Figur) und vor allem die legendäre Hamburger Volksschauspielerin Renate Delfs verhelfen dem Film allein darstellerisch zu einem Hochgenuß.
Nebenbei wurde der notorisch skeptische Hamburger Blick – Ingo Haeb ist Hamburger – auf alles was über Braunschweig raus geht, schon lange nicht mehr so witzig beschrieben. Franke, Zwinz und Delfs in einem Café von Bad Wildbad muss man gesehen haben.
Ein kluges Drehbuch mit vielen präzisen Momenten machen „Sohnemänner“ zu einem cineastischen Kleinod, das sich auch über die Hamburger Stadtgrenzen hinaus zu entdecken lohnt.