No!
Chile 2012
Regie: Paolo Larrain
Mit Gael Garcia Bernal, Alfredo Castro, Luis Gnecco, Antonia Zegers
Kinostart: 7. März 2013
Filme aus Lateinamerika gehören gegenwärtig zum Originellsten und Innovativsten, dass das Weltkino zu bieten hat. Da macht Chile keine Ausnahme. Neben der vorzüglichen formalen Qualität gehört dazu auch der filmische Umgang mit der politischen Vergangenheit des Landes – insbesondere die Periode der Pinochet.Diktatur in den 1970er und 1980er Jahren. Damit hat sich der chilenische Regisseur Pablo Lorrain in einer Trilogie beschäftigt, die durch ihren ungewöhnlichen Blick auf die Geschichte Chiles international für Aufsehen sorgten. Der letzte Teil „No!“ im vergangenen Jahr bei den Filmfestspielen in Cannes Premiere und kommt diese Woche auch in die deutschen Kinos.
1973: General Augusto Pinochet hat sich an die Macht geputscht und Chile binnen kurzem in einen brutalen Polizeistaat verwandelt, in dem Folter, Mord und Totschlag zum Alltag gehören. Tausende Chilenen sind in die Emigration geflohen. 15 Jahre später: das Land ist politisch isoliert. Selbst die USA sind inzwischen auf Distanz gegangen und drängen auf eine Änderung der Verhältnisse. 1988 muss sich der Diktator gezwungener Maßen bereit erklären, mit einem Referendum das Volk über seine politische Zukunft abstimmen zu lassen.
Im Vertrauen auf die eingespielte Repressionsmaschinerie, zu der eine strikte Zensur gehört, sehen die Stützen des Regimes in der Tat dem „Volksentscheid“ gelassen entgegen. Selbst wenn der Opposition täglich 15 Minuten im staatlichen Fernsehen zugestanden werden muss.
Die Regierung hat sich verrechnet: Die unterschiedlichen Gruppen haben sich unter dem Druck der Verhältnisse zu einer handlungsfähigen Opposition zusammen gefunden. Dass es ihr gelungen ist , den jungen, äußerst kreativen Werbefachmann René Saavedra zu engagieren, erweist sich als Glücksfall.
Statt einem Zusammenschnitt der Dokumentaraufnahmen vom Sturz Allendes 1973 und prügelnde Polizisten konzipiert René witzige Werbespots mit einem zündenden Ohrwurm für die „Nein“ Kampagne zum Sturz Pinochets.
Die Kampagne „No“ wird zu einem großen Erfolg: das Referendum vom 5. Oktober 1988 fällt zu Ungunsten Pinochets aus. Der General bleibt zwar noch eine Zeitlang im Amt. Seine Macht muss aber Nach und Nach der Demokratisierung Chiles weichen. Im Gegensatz zu seinen vorausgegangenen Filmen „Tony Manero“ und „Post Mortem“ , die vom Leben unter der Diktatur handeln, hat Pablo Larrain den dritten Teil seiner „Chile-Trilogie“ als Hymne an den Aufbruch, die Überwindung untragbarer politischer Verhältnisse gedreht. „No!“ ist ein dynamischer, in seiner Grund-stimmung heiterer Film geworden. Wobei der Regisseur keinen Zweifel daran lässt, das eine Verkettung glücklicher Umstände zum unblutigen Sturz der Junta-Herrschaft geführt haben. Er machte aus „No!“ nebenbei eine originelle Parabel über die Arroganz der Macht, die nicht merkt, dass ihr die Felle davon schwimmen. Ähnlich wie die Junta in Santiago hat das Volk ein Jahr später – 1989 – auch die Machthaber in Ostberlin vertrieben. Außerdem bemerkenswert an diesem vorzüglichen Film: wie sich der mexikanische Starschauspieler und „No“-Koproduzent Gael Garcia Bernal in ein Ensemble aus Profis und Laiendarsteller einreiht. Ein nobler Film und ein exemplarisches Beispiel für die enorme Kreativität für das neue chilenische Kino!