Deutschland 2009 – Regie: Agustino Imondi und Dietmar Ratsch
Lial Akkouch (19) ist eine talentierte Rock-Sängerin, ihre Brüder Hassan (18) und Maradona (14) sind begabte Musiker und Tänzer. Hassan hat eben sein Abitur bestanden und Lial in ihrer Ausbildung Erfolg. Maradonas ist auf dem Weg zum Realschulabschluss.
Als Breakdancer schaffte er nebenbei sogar die Qualifikation für eine TV-Casting Show. Junge Leute, um deren weiteren Lebensweg man sich keine Sorgen machen muss. Aber: trotz aller Erfolge und einer mustergültigen Integration in die deutsche Gesellschaft sitzen die drei Geschwister mit ihrer Familie praktisch auf gepackten Koffern. Sie sind Flüchtlinge aus dem Libanon.
Seit 16 Jahren leben sie in Berlin, ihre Asylanträge wurden mehrfach abgelehnt, eine erste Abschiebung haben sie bereits hinter sich. Ihre Aufenthaltserlaubnis wird von der Ausländerbehörde seit Jahren immer nur befristet verlängert. Während die beiden Älteren nicht unmittelbar von der Abschiebung bedroht sind, müssen die Mutter und die jüngeren Geschwister damit jederzeit rechnen.
Vor dem Hintergrund einer komplizierten aufenthaltsrechtlichen Situation bestreiten Hassan und Lial mit ihren Auftritten den Lebensunterhalt der Familie.
Nur so können sie eine erneute Abschiebung verhindern. Drei Ausnahme-Persönlichkeiten stehen im Mittelpunkt des Dokumentarfilms „Neukölln unlimited“ von Agostino Imondi und Dietmar Ratsch. Dabei ist nicht zu übersehen, dass Lial, Hassan und Maradona gewohnt sind, ihre Situation, Wünsche und Hoffnungen zu reflektieren. Das erleichterte es Imondi und Ratsch mit „Neukölln unlimited“ einen Film jenseits der Klischees vom Problem-Bezirk Neukölln zu drehen. Dabei klammtern sie den täglichen Überlebenskampf unter schwierigen sozialen und ökonomischen Verhältnissen nicht aus. Fanden dafür originelle Stilmittel, in dem sie sich zum Beispiel der Möglichkeiten der Animation bedienen. Zu den inhaltlich stärksten Momenten gehört die Beschreibung, wie Maradona für sich den Islam entdeckt: „I’m muslim don’t panik“ steht auf dem T-Shirt, das er in „Neukölln unlimited“ trägt. Ein Film der Hoffnung macht, in dem er zeigt, welche enorme Bereicherung gerade die junge Generation mit Migrationshintergrund für unsere Gesellschaft bedeutet.
Gleichzeitig lassen Agostino Imondi und Dietmar Ratsch keinen Zweifel daran, dass für die Vielen, die keine überdurchschnittlichen intellektuellen und körperlichen Leistungen wie die drei Geschwister vorweisen können, die Hürden der Integration kaum zu schaffen sind. Hier besteht nach wie vor Handlungsbedarf: nicht nur von der Politik, sondern von uns allen, die wir nicht wie sie zwischen Welten am unteren Ende der sozialen Leiter leben müssen!
Der „Neukölln unlimited“-Trailer:
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