Mit seinem Roman „Exodus“ schrieb der jüdisch-amerikanische Schriftsteller Leon Uris einen der großen Bestseller der 1960er Jahre. Der epische Roman beschreibt die Gründung des Staates Israel aus der Perspektive von typischen Einzelschicksalen. Im Mittelpunkt steht die historisch verbürgte Fahrt des Dampfers „Exodus“ mit 4000 jüdischen Flüchtlingen an Bord, der 1947 zunächst von den Engländern gehindert wurde an der Küste des damaligen Palästinas vor Anker zu gehen. 1960 wurde das Buch mit großem Aufwand und Starbesetzung in Hollywood verfilmt. Unter der Regie von Otto Preminger. Inzwischen ein Stück Filmgeschichte, in Locarno im Rahmen einer großen Werkschau des Regisseurs zu sehen und eben von StudioCanal/Arthaus auf DVD und Blu-ray neu aufgelegt .
Für seine Musik zu „Exodus“ wurde der Komponist Ernest Gold 1961 mit einem Oscar ausgezeichnet und bescherte dem Jahrzehnt einen seiner beliebtesten „Ohrwürmer“. Bis heute wurden davon die unter-schiedlichsten Coverversionen eingespielt. Gedreht wurde der über 200 Minuten lange Film im Superformat 70 Millimeter. In der Hauptrolle gibt Paul Newman als Ari Ben Canaan einem fiktiven Gründervater des Staates Israel das Format eines charismatischen Politikers.
Zypern 1947: in einem Internierungslager warten hunderte jüdische Flüchtlinge auf ihre Weiterreise nach Palästina: die britische Besatzungsmacht versucht mit allen Mitteln zu verhindern, dass weitere Einwanderer in ihr Mandatsgebiet kommen und damit der Gründung eines eigenen jüdischen Staates Nachdruck verleihen.
Ari Ben Canaan ist Aktivist der jüdischen Untergrundorganisation Hagana, die mit gewaltsamen Mitteln einen Staat Israel den Engländer abbringen wollten. Er hat die „Exodus“ gechartert, um die Flüchtlinge von Zypern nach Palästina zu bringen. Die Engländer verhindern das Auslaufen des Schiffes.
Mit einem Hungerstreik erzwingen die Flüchtlinge schließlich die freie Fahrt. Preminger und sein Drehbuchautor Dalton Trumbo blieben bei ihrer Verfilmung des Buches nah an der literarischen Vorlage. Übernahmen auch die Kombination aus historisch belegten Fakten und ihrer fiktionalen Ausschmückung: mit Ari Ben Canaan ist unübersehbar der erste Israelische Premierminister David Ben-Gurion gemeint. Ebenso spielt im der Anschlag auf das Hauptquartiert der Briten im „King David Hotel“ von Jerusalem im Film eine wichtige Rolle.
Den Attentäter und späteren Israelischen Staatschef Menachem Begin verkörpert der junge Nachwuchsschauspieler Sal Mineo, der vor allem als Freund James Deans in „denn sie wissen nicht, was sie tun“ in Erinnerung ist. Wobei die Filmemacher das Attentat auf das britische Hauptquartier kühn zwei Jahre später statt-finden lassen, damit es in die Handlung passt.
Großes Hollywood-Kino mit politischem Hintergrund, das macht die Bedeutung des Films „Exodus“ aus. Heute ein spannendes Stück nicht nur der Filmgeschichte, sondern auch der politischen Geschichte. Ein Zeitdokument für den amerikanisch-europäischen Blick auf Israel um 1960. Bei der jetzt veröffentlichten DVD-und Blu-ray-Edition handelt es sich um die technisch noch einmal aufgearbeitete Version, die bereits vor einiger Zeit bei MGM erschienen ist.
Die hatte immerhin den Originaltrailer als Bonusteil, auf den diesmal verzichtet wurde. Da hätte man sich etwas mehr – etwa zum zeitgeschichtlichen Hintergrund – für diesen wichtigen Film gewünscht. Dafür ist der Preis moderat: 10 Euro für die DVD und 16 für die blu-ray.