Originaltitel: A seperation
Regie: Asghar Farhadi
Mit Leila Hatami, Peyman Moadi, Shahab Hosseini
DVD/Blu-ray-Veröffentlichung: 27. Januar 2012 (Alamode Film)
Es kommt selten vor, dass die Auszeichnung eines Films der Berlinale mit dem „Goldenen Bären“ auf derart breite Zustimmung stieß, wie im letzten Jahr der Iranische Wettbewerbsbeitrag „Nader und Simin – Eine Trennung“. Am Wochenende wurde der Film in Los Angeles mit dem „Golden Globe“ als bester ausländischer Film ausgezeichnet. Da die „Globes“ traditionell als Vorentscheidung für die Oscars gelten, hat der „Nader und Simin – Eine Trennung“ beste Aussichten auch auf diese Auszeichnung. Nach dem deutschen Kinostart im letzten Sommer, demnächst auf DVD und Blu-ray.
Ein Ehepaar vor dem Scheidungsrichter: Simin, will die Trennung und mit ihrer 11jährigen Tochter Termeh den Iran verlassen. Sie hat die schwierigen Verhältnisse im Iran, vor allem aber die Familie satt. Die Versorgung ihres dementen Schwiegervaters macht ihr zu schaffen. Für Simins Gatten Nader ist völlig ausgeschlossen, den alten Mann im Stich zu lassen.
Die Scheidung wird abgelehnt, Simin packt trotzdem ihre Koffer und zieht zu ihren Eltern. Tochter Termeh bleibt bei ihrem Vater. Der ist beruflich ziemlich eingespannt und nicht in der Lage, seinen pflegebedürftigen Vater und seinen Nachwuchs zu versorgen. Also sieht er sich nach einer Haushaltshilfe um. Er engagiert Razieh, eine schüchterne junge Frau aus armen Verhältnissen. Sie will, ohne Wissen ihres Mannes etwas dazu verdienen. Dabei weiß sie nicht, auf was sie sich eingelassen hat: Es ist unvermeidlich, dass sie mit dem alten Mann, den sie versorgen soll, in körperliche Berührung kommt.
Das bringt die gläubige Muslima in Konflikt mit den Grundsätzen des Islam. Telefonisch sucht sie geistlichen Rat. Auch hier Ratlosigkeit. Unter dem Vorwand, die Arbeit sei ihr zu schwer, kündigt Razieh allein gelassen noch am Abend den Job. Voreilig bietet sie an, ihr arbeitsloser Mann könne sie vertreten. Eine gute Lösung wie es scheint, zumindest theoretisch. In der Praxis nimmt eine verhängnisvolle Entwicklung ihren Lauf. Der Mann hat andere Probleme, also bleibt Razieh nichts anderes übrig, als selbst weiter zu machen. Überfordert vernachlässigt sie ihre Aufgaben als Haushaltshilfe.
Nader ist darüber verärgert, außerdem fehlt Geld. Er gibt Razieh einen Schups, sie fällt. Daraufhin bricht die in beiden Familien mühsam aufrecht erhaltene Fassade der Konvention zusammen. Eine Lüge zieht die nächste nach sich.
Rücksichtslos versucht Nader seine gesellschaftlich privilegierte Stellung gegenüber der Familie seiner Haushaltshilfe aus der Unterschicht auszunutzen. Dabei ist er den Behörden auf Grund seines Scheidungsprozesses und Simins Ausreisewunsch bereits suspekt. Erstaunlich offen beschreibt Regisseur Asghar Farhadi in „Nader und Simin – Eine Trennung“ eine Innenansicht der iranischen Gesellschaft beschrieben. Die Konflikte zwischen Arm und Reich, Männer und Frauen, Jung und Alt. Unter der Hand entsteht das authentische Bild von der tiefen Verunsicherung der Menschen im Iran zwischen strenger islamischer Glaubenspraxis und gelebtem Laizismus. Dazu sagt Asghar Farhadi:
In meinem Film gibt es trotzdem keine negativen Figuren. Das heißt nicht, dass sie immer nur Gutes tun. Im Gegenteil. Aber da wir die Gründe für ihr Handeln verstehen, können wir sie nicht verachten. Man kann sie alle verstehen!“
Ein Ausschnitt aus dem Interview mit dem Regisseur von „Nader und Simin – eine Trennung“ im Bonusteil der DVD bzw. Blu-ray. Außerdem gehört eine ausführliche Dokumentation über Asghar Farhadi zum Bonusteil zu diesem großartigen Film. Ein Film, der durch seine kompromisslose humanistische Haltung und seine perfekte Inszenierung besticht. Das scheint selbst die iranische Zensur beeindruckt zu haben. Sie gaben „Nader und Simin – eine Trennung“ ohne Schnittauflagen frei und lassen den Regisseur ins Ausland reisen. Er ist in diesem Jahr Mitglied der internationalen Jury der Berliner Filmfestspiele.
Wer dieses Meisterwerk im Kino verpasste, hat jetzt auf der DVD von Alamode Gelegenheit, das Versäumte nachzuholen! Ein Film, den man sich mehrfach an-sehen kann. Da lohnt sich die Investition von 15 Euro für die DVD oder 17 Euro für die Blu-ray!