England/USA 2011
Regie: Simon Curtis
Mit Michelle Williams, Kenneth Branagh, Eddie Redmayne
Kinostart: 19. April 2012
Mitte der 1950er Jahre war der Stern des englischen Shakespeare-Stars Laurence Olivier im Sinken begriffen. Jenseits des Atlantiks hatte es der Hollywood-Star Marilyn Monroe satt, auf der Leinwand entweder Dummerchen oder Vamp zu spielen. Sie heiratete den Dichter Arthur Miller und gründete eine eigene Produktionsfirma, um als ernsthafte Schauspielerin wahr genommen zu werden. Eher zufällig fanden Olivier und Monroe zu einem gemeinsamen neuen Anfang zusammen. Das Projekt hieß „The Prince and the Showgirl“ und sollte in England realisiert werden. Die Rechnung ging nicht auf, der Film floppte und gilt im Oevre der Beiden als mißglücktes Nebenwerk. Mit den schwierigen Dreharbeiten beschäftigt sich der Film „My week with Marilyn“, der nach der Autobiographie von Colin Clark gedreht wurde. Zeitweilig MMs Seelentröster….
Dienstag, 11. September 1956. Colin Clark, ein junger Mann auf feinster englischer Familie, notiert in sein Tagebuch: „Wenn man Marilyn in Fleisch und Blut begegnet, haut einen ihre Aura, wie sie wohl nur ein wirklich großer Star hat, fast um. Wenn ich mich in ihrer Nähe befinde, kann ich meine Augen gar nicht von ihr wenden!“ Dank guter familiärer Kontakte hat es der 23jährige Colin Clark geschafft, von Laurence Olivier als dritter Produktionsassistent für die Dreharbeiten des Films „The Prince and the Showgirl“ engagiert zu werden. Von dem launigen Boulevard-Stück erhoffte sich der in die Jahre gekommene Shakespeare-Star Sir Laurence ein Comeback. Er führt nicht nur Regie, sondern spielt auch die männliche Hauptrolle. Als Partnerin konnte er Marilyn Monroe gewinnen. Ihre erste Rolle außerhalb Amerikas. Das Desaster der Dreharbeiten ist Filmgeschichte.
In der zunehmend gereizter werdenden Atmosphäre im Studio erwies sich Colin Clark als ruhender Pol, den die Monroe mehr und mehr zu schätzen wusste. So hat es der spätere Dokumentarfilmregisseur Clark fast 40 Jahre später in seiner Autobiographie „Meine Woche mit Marilyn“ zu Papier gebracht. Der bisherige TV-Regisseur Simon Curtis hat die – natürlich rein platonische – Kurzzeitbeziehung zwischen Colin und Marilyn mit freundlicher Ironie filmisch aufbereitet. Mit Michelle Williams fand er eine bemerkenswerte Monroe-Interpretin, die sogar selbst singt.
Wer allerdings die echte Monroe mit „Old black Magic“ im Ohr hat, dem kommen bei der Cover-Version der Michelle Williams dann doch die Tränen. Deshalb hat „My week with Marilyn“ dasselbe Problem wie ähnliche Filme über Edith Piaf oder Marlene Dietrich. Das Original schiebt sich unwillkürlich vor die Kopie und verdirbt die reine Freude an einem solchen Film. Bereits nach zehn Minuten würde man anstatt „My week with Marilyn“ lieber einen echten Monroe-Film sehen! An diesem Manko kann selbst Lang Lang nichts ändern, der sich für das von Alexandre Desplat komponierte samtige Titelmotiv extra ans Piano gesetzt hat…
„My week with Marilyn“ ist einer jener Filme, die nett anzusehen sind, die die Welt aber nicht unbedingt braucht. Die deutsche Ausgabe von Colin Clarks „Meine Woche mit Marilyn“ ist kürzlich bei SchirmerMosel erschienen. Eine originelle Randnotiz zur Filmgeschichte. Bei der der Leser allerdings den Verdacht nicht los wird, dass sich dabei Dichtung und Wahrheit bisweilen vermischen…