Indien 2009
Regie: Karan Johar
Mit Sha Rukh Khan, Kajol
Kinostart: 10. Juni 2010
Rizvan Khan (Shah Rukh Khan) ist ein reiner Tor, ein indischer Bruder im Geiste Parzivals. Seinem Glück mit der schönen Mandira (Kajol) scheint nichts mehr im Wege zustehen, nachdem die Beiden in den USA eine neue Heimat gefunden haben. Doch dann treffen die Auswirkungen des 11. September 2001 den Muslim Khan mit brutaler Härte. Die von der Bush-Administration geschürte Anti-Islam-Hysterie zwingt ihn über sich hinaus zu wachsen. Nach dem Mandiras kleiner Sohn in der Schule gelyncht wurde, macht sich Khan auf den Weg ins Weiße Haus, um die Regierung davon zu überzeugen, dass nicht alle Muslime Terroisten sind.
Bei seinem filmischen Toleranz-Appell kombinierte Regisseur Karan Johar (bekannt geworden durch „Kabhi alvida naa kehna – Bis dass das Glück uns scheidet“, 2006) die Versatzstücke klassischer Bollywood-Produktionen mit Tanz und Gesang und Zitate aus populären amerikanischen Filmen, in denen Individualisten gegen den Strom schwimmen – zum Beispiel „Rain Man“ und „Forest Gump“.
Bei der diesjährigen Berlinale hatte „My Name ist Khan“ im Rahmen einer Gala seine europäische Premiere. Die Reaktionen schwankten zwischen Irritation und Bewunderung für den Indischen Superstar Shah Rukh Khan, der hier eine Rolle gegen sein Image als singender Strahlemann verkörpert.
Einig war man sich, dass man es bei „My Name is Khan“ mit einem ernsthaften Kommentar aus dem multireligiösen Subkontinent Indien zur Lage in der Welt zu tun hat, der die komplizierten Verhältnisse filmisch für westliche Betrachter ungewohnt, aber hochinteressant vermittelt.
Die Fassung, die jetzt in unseren Kinos zu sehen ist, gibt davon aber nur noch einen rudimentären Eindruck. Wer glaubte, drastische Kürzungen von Filmen zur besseren Vermarktung gehörten hierzulande einer unseligen Vergangenheit an, bekommt bei dieser Gelegenheit Nachhilfeunterricht. Der deutsche Fox-Ableger hat bei „My Name is Khan“ die Schere angesetzt und über 40 Minuten entfernt. Eine grauenhafte Synchronisation trägt vollends dazu bei, den Film zu ruinieren. Also das Geld für die Kinokarte sparen und auf die DVD-Veröffentlichung warten – die enthält dann hoffentlich das unkastrierte Original…