Deutschland/Finnland 2013
Regie: Viviane Blumenschein
Kinostart: 13. März 2014
Wer hat den Tango erfunden? Klar, die Argentinier! Nein, sagt der finnische Regisseur Aki Kaurismäki, es waren die Finnen! Deshalb spielt Tango in vielen seinen Filmen eine große Rolle. In Argentinien betrachtet man den Tango gewissermaßen als Nationalheiligtum und ist nicht bereits, es mit anderen zu teilen – schon gar nicht mit den verschlossenen Finnen. Nun hat sich die Berliner Filmemacherin Vivane Blumenschein auf den Weg gemacht, um definitiv zu klären, wo die Wurzeln des Tango sind, Südamerika oder in Skandinavien. Das Ergebnis ihrer Recherchen heißt „Mittsommernachtstango“ und ist ab kommender Woche in den deutschen Kinos zu sehen.
Der Tango und die Finnen: auf ihrer filmischen Reise zu den Ursprüngen des Tangos macht Regisseurin Blumenschein zunächst Station bei Aki Kaurismäki. In vielen seiner Filme geht es um ein Leben in „Moll“ und den Fatalismus gegenüber einem undurchsichtigen Schicksal. Das Tragische und seine Überwindung charakterisieren auch den Tango. Kaurismäki ist sich deshalb absolut sicher, dass das diese Musik ihren Ursprung in Finnland hat und von hier aus nach Argentinien kam:
„Mich ärgert der argentinische Alleinvertretungsanspruch auf den Tango. Es lässt sich nachweisen, das es finnische Hirten um 1850 waren, die die ersten Tango-Lieder sangen. Um die Einsamkeit und die Wölfe zu vertreiben, die es auf ihre Herden abgesehen hatten. Von da aus kam der Tango an die finnische Westküste. Hier be-geisterte er Seeleute, die ihn übers Meer nach Uruguay brachten…“
Im Übrigen sei nicht nur die Urheberschaft des Tangos durch Finnen in der bisherigen Geschichtsschreibung unterschlagen worden, sondern auch die des Walzer. Den hätten die Österreicher für sich reklamieren. Laut Kaurismäki liegt das in der Bescheiden-heit der Finnen, die nur selten etwas für sich reklamierten….
Von Finnland reist Viviane Blumenschein direkt nach Buenos Aires, um hier in der Tango-Szene nach finnischen Einflüssen zu suchen. Tango-Größen Chino Laborde und Paolo Greco halten das für aus-gemachten Unsinn: Den einzig wahren Tango gäbe es natürlich nur in Argentinien. Die Finnen hätten vielleicht die Sauna erfunden, aber niemals den Tango. Aber die Neugier ist geweckt und so reisen die argentinischen Tango-Profis zu ihren finnischen Kollegen. Da erhalten die südamerikanischen Gäste, aber auch die deutsche Regisseurin Nachhilfe zur finnischen Seelenkunde.
So liebevoll und so originell hat sich bisher noch niemand mit der Magie des Tangos beschäftigt wie Viviane Blumenschein mit ihrer -natürlich inszenierten – Dokumentation „Mitternachtstango“. Die Frage, ob es nun die Finnen oder doch die Südamerikaner waren, die diese Musik kreierten, spielt dabei schon bald keine Rolle mehr. Es geht in diesem Film um die gemeinsame Lust an der Musik, den Austausch unterschiedlicher Erfahrungen und das Überwinden vor Vorurteilen. Selbst wenn Aki Kaurismäki mit seiner Genese von der finnischen Tango-Erfindung ein bisschen geflunkert hat, ist der Gedanke reizvoll und der finnische Tango ein Genuss. Ebenso wie der Film „Mittsommernachtstango“, den man sich nicht entgehen lassen sollte.