USA 2011
Regie: Woody Allen
Mit Kathy Bates, Owen Wilson, Adrien Brody, Carla Bruni
Kinostart: 18. August 2011
Seit knapp 50 Jahren präsentiert Woody Allen jedes Jahr einen neuen Film – dabei geht es vorzugsweise um Alltagsneurosen und die Be-schwerlichkeiten des kreativen Menschen in dieser schwierigen Zeit. Seit er 1965 zu Dreharbeiten für den Film „Was gibt’s Neues Pussy“ nach Paris gekommen ist, hat er sich – nach eigenem Bekunden – in die Stadt an der Seine verliebt. Erst jetzt konnte sich Allen dazu durchringen, das Flair von Paris zum Thema eines Films zu machen.
„Midnight in Paris“ – in dem die Gattin des amtierenden Französischen Präsidenten, Carla Bruni-Sarkozy, eine Fremdenführerin spielt – eröffnete die diesjährigen Filmfestspiele von Cannes und ist jetzt auch in deutschen Kinos zu sehen.
Gil (Owen Wilson) ist ein gebildeter Man und träumt davon, als Schriftsteller seinen großen Vorbildern Scott Fitzgerald und Hemingway ebenbürtig zu sein. Davon ist er jedoch weit entfernt. Im Moment verdient er sein Geld als Drehbuchautor von Hollywood-großproduktionen und zwar ziemlich erfolgreich. Glücklich macht ihn das aber nicht. Tapetenwechsel tut not!
Deshalb reist Gil mit seiner Verlobten Inez (Rachel McAdams) nach Paris. Doch das Flair der Stadt verstärkt seine Profilneurosen. Immerhin haben hier Scott Fitzgerald und Hemingway in den 1920er Jahren ihren literarischen Ruhm auf den Weg gebracht. Im Paris von Heute scheint es dagegen wie zu Hause in den USA nur von Kulturbanausen zu wimmeln. Selbst die Fremdenführerin (Carla Bruni-Sarkozy!) im Musée Rodin weiß nicht über die familiären Verhältnisse des Bildhauers Bescheid.
Frustriert würde Gil am liebsten auf der Stelle abreisen. Zumal seine Verlobte und deren Familie keine intellektuellen Stützen sind. Niedergeschlagen streift der Amerikaner in Paris durch die nächtliche Stadt. Als es von Sacre Coeur Mitternacht schlägt, geschieht ein Wunder:
Zur nächtlichen Stunde wird Gil zu einer exklusiven Party eingeladen. Er glaubt seinen Augen nicht zu trauen, als er nicht nur Picasso und Dali (Andrien Brody), sondern dem Ehepaar Zelda (Alison Pill) und Scott Fitzgerald (Tom Hiddleston) gegenüber steht.
Gegen später kommt dann auch noch Hemingway(Corey Stoll) vorbei. Gil bittet ihn, sich einmal seinen Romanentwurf anzusehen. Ernest hält sich nicht für kompetent genug. Er schlägt deshalb vor, seine gute Freundin Gertrude Stein (Kathy Bates)zu Rate zu ziehen. Sie wohnt gleich um die Ecke…
Mit „Midnight in Paris“ hat Woody Allen in seinem 75. Lebensjahr nicht nur eine persönliche Liebeserklärung an die französische Hauptstadt gedreht, sondern eine geistreiche Verbeugung vor der künstlerischen Elite des 20. Jahrhunderts und ihrer Nachwirkungen. Enorm elegant lässt Woody Allen seinen Traumtänzer Gil zwischen Wunsch und Wirklichkeit hin-und her wandern. Da stimmt jede Nuance, jedes Detail – ohne dass daraus ein elitäres Kreuzworträtsel würde. Es ist vielmehr der altersweise Blick eines großen Erzählers auf die Welt. Verbunden mit der diskreten Aufforderung, den Esprit der Vergangenheit nicht zu vergessen.
Man möchte sich am liebsten gleich in den nächsten TGV setzen und nach Paris setzten – im Handgepäck Hemingways „Paris. Ein Fest fürs Leben“, das eben bei Rowohlt neu aufgelegt wurde. Das Buch hat Woody Allen unter anderem zu seinem Film „Midnight in Paris“ angeregt.