Deutschland 2011
Regie: Dmitry April & Torsten Hänseler
Kinostart: Mai 2011
Nein, es geht hier nicht um eine Betriebsversammlung der IG Metall, sondern um die Besucher des Heavy Metal-Musikfestivals, das jeden Sommer im norddeutschen Wacken stattfindet. Ein Mekka für die Liebhaber dieser Spielart des Rocks, die für sensible Gemüter mehr mit infernalischem Krach als Musik zu tun hat. Deshalb kann man durchaus verstehen, dass eine Veranstaltung wie die in Wacken nur mit einem gewissen Alkoholpegel zu ertragen ist.
Vom bizarren Nebeneinander von ländlicher Idylle mit glücklichen Kühen und freundlich handfesten Bewohnern im Schleswig-Holsteinischen Wacken und der jährlich einfallenden 60 000 Heavy Metal-Fans mit oder ohne Bike und entsprechend martialischer Lederkluft, wissen wir von der koreanischen Regisseurin Cho Sung-hyung. Sie hat darüber 2006 „Full Metal Village“ gedreht.
In der Gegend, vor der Cho Sung-hyung mit ostasiatischer Höflichkeit den Blick bzw. die Kamera senkte, setzen Dmitry April & Thorsten Hänseler mit ihrer Digicam an. Also: hinein ins volle Menschenleben: Dabei wird zwar weniger „auf Busen gestarrt“, als vielmehr in den heftig alkoholisierten Festivalalltag von Wacken, wo „das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“.
Das klingt nach einer rülpsenden Oberproll-Dokumentation, angesichts der Brösels „Werner“ ein Waisenknabe ist. Die Macher annoncieren ihren Film „Metaller die auf Brüste starren“ selbst als „trashig und bizarr“!
Bizarr schon, aber „trashig“ weniger! Solides Handwerk mit kleinem Budget. Dabei gelingt Thorsten Hänseler als neugierig-interessiertem „Reporter“, selbst „schwierige Fälle“ zum Reden zu bringen: Munter und manchmal ziemlich witzig wird da mit dem Image der saufenden, frauenfeindlichen bösen Buben kokettiert. Klar – das ist alles nicht ernst gemeint und spätestens zehn Kilometer hinter Wacken wird – so darf vermutet werden – aus dem Macho wieder der freundliche Herr hinter dem Banktresen…
Da ist der Reiz des mal richtigen Abhängens vom Alltag immer da und dagegen kann man nichts haben.
Selbst wenn da einer mit zweifelhaftem Erfolg eine Bierdose aufzubeißen versucht, wird er von April und Hänseler nicht als Dussel vorgeführt, sondern als einer, der halt seine Grenzen testen will. Ganz cool – und das funktioniert!
Überhaupt macht den Reiz dieses Dokumentarfilms aus, das er nicht verschämt und gleich wohl voyeuristisch in eine (zeitlich begrenzte) Parallelwelt spickt, sondern mitten drin ist.
Sicher werden zarte Gemüter gelegentlich errötend zurückschrecken, wenn die Jungs und Mädels „schlimme Worte“ gebrauchen. Angesichts der täglichen Selbstentblößungen im Fernsehen, haben April und Hänseler einen sympathisch unverkrampften Film über ein Stück Alltagskultur gedreht, die sogar auf dem Acker bei Wacken ziemlich bürgerlich daher kommt: mit gemütlichem Familienzelt und Gartenmöbeln unterm Vordach. In eine leere Bierdose zu pinkeln, ist das Höchste der anarchistischen Gefühle.
Und ein bisschen Anarchie hat keiner Gesellschaft geschadet. Im Gegenteil! Davon handelt „Metaller die auf Brüste starren“. Zu sehen im Moment allerdings nur nördlich der Mainlinie. Es ist zu hoffen, das sich April und Hänseler im Laufe der nächsten Monate noch weiter vorarbeiten…. Immerhin heißt ihre Produktionsfirma: „OKBO = Home of Vollkontakt-Journalismus“. Da kann doch wohl nichts schief gehen! Die beiden sollten unbedingt mit der ARD kontaktieren. Da ist man in vielen Redaktionen verzweifelt auf der Suche nach „Vollkontakt-Journalismus“….
deluxe Titten
die Brüste auf dem ersten Bild sind sehr schön