Originaltitel: Yo, también
Spanien 2009
Regie: Alvaro Pastor & Antonio Naharro
Kinostart: 5. August 2010 (Movienet)
Behinderte, vor allem solche mit Down-Syndrom, kommen häufig im Kino vor: dabei ist die Botschaft der Filmemacher entweder: „Kein Problem, auch Behinderte können glücklich sein“ oder „In dieser herzlosen Welt sind Behinderte doppelt gestraft“. Einen ganz und gar unorthodoxen Weg wählten die beiden spanischen Regisseure Alvaro Pastor & Antonio Naharro für ihre Tragikomödie „Yo, también“.
In der Beratungsstelle für Behinderte in einem Außenbezirk von Sevilla herrscht aufgeräumte Stimmung. Der neue Mitarbeiter im sozial-pädagogischen Dienst, der heute seinen ersten Arbeitstag hat, scheint ein netter Kollege zu sein. Es irritiert allerdings, dass Daniels (Paolo Pineda) Erscheinungsbild sämtliche Merkmale eines Down Syndroms aufweist. Doch das sind Äußerlichkeiten. Sein Pädagogikstudium hat Daniel mit Bravour absolviert. Mit Charme und geistreichem Witz nimmt er für sich ein.
Dass ihn die schöne Laura (Lola Duenas) im ersten Moment für einen Klienten der Beratungstelle hält und nicht für einen Kollegen kann Daniel verschmerzen. Er hat gelernt, mit derlei Verwechselungen zu leben. Komplizierter wird die Lage, als sich Laura und Daniel ineinander verlieben. Am Arbeitsplatz in der Beratungsstelle, aber auch in der Familie wird über das ungleiche Paar getuschelt. Dabei werden handfeste Vorurteile kultiviert, zeigt sich der Quantensprung zwischen Theorie und Praxis.
In „Yo, también“ geht es also einmal wieder um die Frage, was ist „normal“ und was „behindert“. Wobei die Behinderten mit ihrer Behinderung meistens weniger Probleme haben, als ihre nicht behinderte Umgebung. Die „Normalos“ tun sich schwer damit, bei Behinderten Selbstbestimmung zuzulassen: Als sich zwei Jugendliche mit Down Syndrom in einander verlieben und zusammen leben wollen, kommt es zur Krise in der Beratungsstelle und in der Beziehung zwischen Laura und Daniel.
„Ich auch“ heißt der Film der spanischen Regisseure Alvaro Pastor und Antonio Naharro im Original, der unter dem unglücklichen deutschen Titel „Me too – Wer will schon normal sein?“ in unsere Kinos kommt. Ohne den Ernst des schwierigen Themas zu vernachlässigen, ist daraus eine unangestrengte sommerliche Komödie geworden.
Wobei sich der Darsteller des Daniel, Pablo Pineda, mehr oder weniger selbst spielt. Mit einem schwach ausgeprägten Down Syndrom ist er eine Ausnahmepersönlichkeit. Trotz optimaler Förderung sind der intellektuellen Entwicklung bei Down Syndrom in der Regel biologische Grenzen gesetzt. Auch das macht dieser Film mit einem angenehmen Gespür für Zwischentöne im menschlichen Miteinander deutlich. Dabei geht es dann auch nicht mehr um die Frage von Behinderung oder Nichtbehinderung, sondern um Anstand, Würde und gegenseitigen Respekt.