Norwegen 2009 – Regie: Joachim Ronning & Espen Sandberg, mit Aksel Hennie, Ken Duken
Max Manus gehört zu den legendären Persönlichkeiten der jüngeren norwegischen Geschichte. Während der deutschen Okkupation des Landes leistete Manus – er lebte von 1914 bis 1996 – mit einer kleinen Gruppe Gleichgesinnter Widerstand. Der über ihn gedrehte Film „Max Manus“ entwickelte sich im vergangenen Jahr zur erfolgreichsten norwegischen Produktion der letzten Jahrzehnte und wurde für den dies-jährigen Auslands-Oscar nominiert.
Max Manus hatte bereits ein abenteuerliches Leben hinter sich, als er sich im Sommer 1940 dem norwegischen Widerstand gegen die deutschen Besatzer anschloss. Ein Weltenbummler, der mit 14 von zu Hause nach Südamerika ausgerissen war und erste Kriegserfahrung in Finnland an der norwegisch-russischen Front gemacht hatte. Mit Gleichgesinnten – alle Mitte 20 – ging Manus in den Untergrund.
Sie versuchten Ende 1940/Anfang 1941 durch Sabotage die Deutschen Besatzer aufzumischen und gleichzeitig die norwegische Bevölkerung zum Widerstand zu mobilisieren. Der Kampf David gegen Goliath ging nicht lange gut. Es zeigte sich, Mut zum Risiko und körperliche Gewandtheit, konnten allein nicht ausreichen, um der reibungslos funktionieren Besatzungsmacht beizukommen. Manus wurde von Gestapo verhaftet. Beim Verhör er aus einem Fenster im dritten Stock der Osoler Gestapo-Zentrale und dabei schwer verletzt. Das hinderte ihn nicht an der Flucht aus dem Krankenhaus. Dieser Coup festigte Manus Ruf als kaltblütiger Draufgänger. Zu den spektakulärsten Aktionen der Manus-Gruppe gehörte die Zerstörung wichtiger deutscher Versorgungsschiffe im Hafen von Oslo.
Gestapo-Chef von Norwegen war der SS-Offizier Siegfried Fehmer – ein junger Mann im selben Alter wie Manus.– Er setzte seinen ganzen Ehrgeiz in die Jagd nach dem Gegner. Am Ende überlebte Max Magnus, Fehmer wurde 1948 als Kriegsverbrecher hingerichtet: in Norwegen gilt Max Manus bis heute als das Gute Gewissen der im Zweiten Weltkrieg gedemütigten Nation. Über eine Persönlichkeit dieser Bedeutung einen Film zu machen, gehört mit zum Schwierigsten. Besteht doch die Gefahr, daraus eine patriotische Heldengedenkveranstaltung zu machen. Die beiden Regisseure von „Max Manus“, Joachim Ronning und Espen Sandberg waren sich des Risikos wohl bewusst. Im besten Sinne konventionell folgten sie Manus Autobiographie der Jahre 1940 bis 1945. Versuchten dabei sogar, dem Gestapo-Mann Fehmer menschliche Züge zu geben. Was nicht leicht fällt angesichts seiner überlieferten Foltermethoden, zu denen er Edward Griegs „Peer Gynt-Suite“ auf dem Grammophon abspielte. „Max Manus“ ist im Rahmen seines Genres ein beachtlicher Film, intelligent gemacht und gut gespielt. Betont zurückhaltend gibt Ken Duken zum Beispiel den Täter Siegfried Fehmer. Noch wichtiger ist das Verdienst des Films, die deutsche Besatzung Norwegens ins Rampenlicht zu rücken, die gerne als Marginalie des Zweiten Weltkriegs behandelt wird. An Max Manus Kampf zeigt dieser Film, dass die Deutschen in Norwegen ebenso gewütet haben, wie anderswo in Europa.
Das Ganze zum hören – aus dem SWR „Journal am Abend“ vom 10.1.10:[media id=51 width=320 height=20]