USA 2011
Regie: JC Chandor
Mit Kevin Spacey,Jeremy Irons,Demi Moore,Stanley Tucci
Kinostart: 29. September 2011
Die Welt der Broker und Trader, ihr Jonglieren mit Devisen und Wertpapieren findet in einem eigenen Universum statt. Den meisten Menschen ein Schloss mit sieben Siegeln, dem sie trotzdem ihr Vermögen im Glauben an das Gute anvertrauen. Dass man sich dabei gründlich verrechnen kann, erlebte die Welt 2008 als ein einzelnes Bankhaus eine Weltwirtschaftskrise auslöste. Das ist der Hintergrund des amerikanischen Films „Margin Call – Der große Crash“, der bei seiner Uraufführung bei der diesjährigen Berlinale für Aufsehen sorgte und jetzt in unseren Kinos startet.
Die Wallstreet 2008: noch ist die Welt der Banker in Ordnung. Bedenkenlos wird mit hohen Einsätzen, gewagten Gewinnmargen und natürlich auch mit menschlichem Kapital jongliert. Eine große Investmentbank ist dabei, sich personell zu verjüngen. Auf Grund seines fortgeschrittenen Alters passt Eric Dale (Stanley Tucci) nicht mehr in das neue Mitarbeiterkonzept der Firma. Von einer Minute zur nächsten wird er entlassen.
Es interessiert niemand, dass Dale gerade an einer Analyse der aktuellen Situation des Unternehmens arbeitet. Bevor er von einem Wachmann nach draußen begleitet wird, kann er seinem jungen Mitarbeiter Peter noch einen USB-Stick mit den Daten seiner Untersuchung zustecken. Als der sich die Erhebungen näher ansieht wird er blass. Das Unternehmen steuert geradewegs in den Ruin.
Das alarmiert sogar die Führungsspitze des Hauses, die gewöhnlich nichts erschüttern kann. Konzernchef John Tuld (Jeremy Irons) lässt sich ein-fliegen. Er soll pro Jahr 86 Millionen Dollar verdienen. Dabei vertritt er zynisch die Devise: „Geldvermehrung ist reine Augenwischerei“.
Nüchtern schildert Regisseur JC Chandor in „Margin Call – Der große Crash“ wie eine Investment-Bank den Markt mit Wertpapieren überschwemmt, deren Kurs absehbar dramatisch fallen wird. Um die eigene Haut zu retten, werden die katastrophalen Folgen dieses Manövers für den internationalen Finanzmarkt kaltlächelnd in Kauf genommen.
JC Chandor – Sohn eines Bankers – diente die Pleite der Lehman-Brothers und ihre Folgen als Vorbild für seinen Film. Er sagt dazu in einem Interview:
„Ich hoffe, dass es mir gelungen ist, auch eine menschliche Tragödie zu erzählen. Dabei soll der Zuschauer die nötigen Informationen be-kommen, um einschätzen zu können, wie simpel die Krise entstanden ist. Aus Überforderung, Realitätsverlust…und anderen menschlichen Schwächen.“
Für sein Drehbuch zu „Margin Call – Der große Crash“ hat JC Chandor akribisch ein umfangreiches Quellenstudium der Hintergründe der internationalen Finanzkrise von 2008 betrieben. Das gibt seinem Filme außergewöhnlich authentische Kraft.
Er beschreibt wie durch ein unerhörtes Maß an Inkompetenz, in Verbindung mit der Arroganz der Macht eine Lawine des Unheils losgetreten wurde. Vor der sich die Verantwortlichen rechtzeitig in Sicherheit gebracht haben. Dabei nutzte der Regisseur vorbildlich die Möglichkeiten des dokumentarischen Spielfilms.
„Margin Call“ ist eine Kombination aus zeitgeschichtlicher Analyse und spannendem Thriller mit vorzüglichen Darstellern – von Demi Moore und Kevin Spacy bis zu Stanley Tucci und Jeremy Irons. Danach neigt man vollends dazu, sein Erspartes nicht in Wertpapieren anzulegen, sondern wie Onkel Dagobert im heimischen Tresor in Goldtalern.