Schweiz/Deutschland 2008
Regie: Denis Rabaglia
Mit: Francesco Mistichelli, Elena Cucci, Luigi Petrazzuolo
Kinostart: 10. Juni 2010
1956: Das Leben nimmt auf Amatrello, einer kleinen italienischen Mittelmeer-Insel seinen beschaulichen Lauf. Für Aufregung sorgt höchstens der Gockel des Schlachters Rozzani, der früh morgens kräht und damit den lautstarken Protest von Bürgermeister del Ponte herausfordert.
Zu den Eigenheiten auf Amatrello gehört, dass eine Eheschließung vom Geschenk abhängig ist, das ein junger Mann dem Brautvater macht. Das hat in der Vergangenheit zu vielen unglücklichen Ehen geführt. Marcellos Mutter zum Beispiel verließ den ungeliebten Gatten kurz nach der Geburt des Sohnes. Dem Vater, einem nur mäßig erfolgreicher Fischer, blieb nichts anderes übrig, als den Jungen allein groß zu ziehen. Jetzt ist Marcello 18 und im heiratsfähigen Alter. Die Liebe seines Lebens hat er mit Elena bereits gefunden, die Tochter von Bürgermeister del Ponte.
Bei der zauberhaften Elena stehen die Männer allerdings Schlange und deshalb kommt der Qualität des Präsentes für den Schwiegervater in spe eine ganz besondere Bedeutung zu: Marcello hat eine Idee, wie er es bei Elenas Vater zu unschlagbarem Ansehen bringen könnte. In dem er ihm den Quälgeist von Hahn für den Kochtopf schenkt. Also versucht der Verliebte mit dem Fleischer ins Geschäft zu kommen.
Doch der knüpft an den Verkauf des Hahnes eine Bedingung und löst damit einen Dominoeffekt aus. Eine Bedingung folgt der nächsten und so ist der arme Marcello bald auf der ganzen Insel unterwegs. Der Film „Marcello Marcello“ entwickelt sich schwungvoll zu einer vergnüglichen Tour d’horizon durch den Kosmos einer Kleinbürgerwelt, in der jeder bei jedem eine „Leiche“ im Keller hat: da horten zwei altledige Schwestern knauserig ihren edlen Wein, die von allen verachtete Schneiderin leidet unter der faschistischen Vergangenheit ihres Bruders; eine andere Signora fürchtet, das ein Aktgemälde von ihr in falsche Hände gerät. In jedem Fall soll Marcello helfen, bevor ihm geholfen wird.
Da braucht er die selbstlose Unterstützung durch seine Freunde, damit zum Schluss alle glücklich sind und der sommerliche Friede wieder einziehen kann.
„Marcello Marcello“ ist ein „Farbfilm“ im besten Sinne. So knallbunt, wie man ihn schon lange nicht mehr im Kino gesehen hat. Von einem Himmel, wie er blauer nicht sein kann, strahlt die Sonne über einem tiefblauen Mittelmeer durch ein malerisches Fischerdorf – in dem das „Dolce far niente“ zu Hause ist. Dabei lässt Regisseur Denis Rabaglia kein Klischee aus, das nördlich der Alpen einst das Bild Italiens bestimmte – in einer Zeit, als noch die Capri-Fischer unterwegs und die Strände schmutzfrei waren und die Camorra für eine Nachspeise gehalten wurde. Das Ganze ist aber derart liebevoll und entwaffnend charmant angerichtet, das man „Marcello, Marcello“ mit zunehmendem Vergnügen betrachtet und insgeheim beschließt, den nächsten Urlaub wieder in Italien zu verbringen – in der Hoffnung, Marcello, dem Bürgermeister del Ponte und seiner reizenden Tochter Elena auf der Straße zu begegnen….
SWR2 Journal am Abend am 9. Juni 2010:
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