Was wäre der Film ohne die Beschreibung von Beziehungen zwischen den Menschen, den Geschlechtern, den Generationen. Auch nach über 100 Jahren Filmgeschichte gibt es in dieser Beziehung immer wieder neue Seiten zu entdecken. Drei ungewöhnliche Beispiele aus dem letzten Jahr sind jetzt auch DVD bzw. Blu-ray erschienen und uneingeschränkt zu empfehlen. Den in jeder Beziehung ungewöhnlichsten Film verdanken wir dem französischen Ausnahmeregisseur Michel Gondry, der sich als Multi-Talent einen Namen gemacht. In erster Linie als Schöpfer unkonventioneller Werbeclips – von Videos über die Sängerin Björk bis zum Kaffee-Kapsel-Hersteller Nespresso.
Nach dem Gondry in den letzten Jahren vor allem in den USA gearbeitet hat, ist er mit der Produktion „Der Schaum der Tage“ in seine Heimat Frankreich zurück gekehrt: mit Audrey Tautou und Romain Duris in den Hauptrollen verfilmte er den gleichnamigen Roman des Kultautors Boris Vian, eines der bekanntesten, aber auch kompliziertesten Bücher der französischen Gegenwartsliteratur.
Das Leben ein Traum! So erlebt es jedenfalls Colin. Es ist an- bzw. ausgefüllt mit lauter schönen Momenten, Musik, Party, Müßiggang. Doch irgendwas fehlt ihm zum irdischen Glück: die Liebe nämlich. Da lernt Colin bei der Geburtstagsparty für den Pudel einer Bekannten Chloé kennen.
Chloé ist einfach hinreißend! Colin verliebt sich unsterblich. Sie erwidert seine Gefühle. Hier haben sich anscheinend zwei gesucht und gefunden. Der Vermählung von Chloé und Colin steht nichts im Wege und dem vollkommenen Glück der Beiden auch nicht. Doch die Bäume wachsen nicht in den Himmel. Im Roman von Boris Vian verbinden sich Wunsch und Wirklichkeit, Reales und Übersinnliches zu einer eleganten Einheit. Die findet sich auch in Michel Gondrys Verfilmung wieder. Wer das Experiment schätzt, wird bei diesem Film voll auf seine Kosten kommen. Zumal es sich bei der 2Disc-Edition von StudioCanal um etwas ganz Besonders handelt.
Neben einer ausführlichen Dokumentation zu Roman und Film gibt es als Extra eine um ca. 30 Minuten gegenüber der Kino-Version längere Fassung dazu. Ein Fest für frankophile Cineasten, die natürlich dem französischen Original – mit oder ohne deutsche Untertitel – den Vorzug geben.
Das Motto „Auch der Herbst hat noch schöne Tage“ hat seit Nabokovs „Lolita“ im Kino Konjunktur. Einen bemerkenswerten Beitrag drehte dazu die deutsche Filmemacherin Sandra Nettelbeck im vergangenen Jahr in England: „Mr. Morgan’s last love“ heißt ihr Film, in dem Michael Caine die Hauptrolle spielt.
Mr. Morgan ist seiner Frau zuliebe von Princeton, wo er Philosophie lehrte, nach Paris gezogen. Vor drei Jahren ist sie gestorben. Obwohl ihn seine Kinder zur Rückkehr in die USA drängen, bleibt Morgan, der Erinnerung wegen, in Paris. Er weigert sich beharrlich Französisch zu lernen. Ein sturer alter Mann! Zufällig lernt er im Bus die junge Pauline kennen. Die ist nicht nur sehr charmant, sondern sehr kommunikativ. Ihre Brötchen verdient sie mit einer Tanzschule.
Stück für Stück scheint Morgan – Dank Pauline – den Weg zurück ins Leben zu finden. Ohne die dem Thema „Altes Herz wird wieder jung“ nahen Klischees auf den Leim zu gehen, ist Sandra Nettelbeck mit „Mr. Morgan’s last love“ ein besinnlicher Film gelungen, das ganz unsentimental mit Alter, Trauer und dem Generationenvertrag umgeht. Die DVD/Blu-Ray ist bei Senator erschienen. Im Bonusteil ein Making of und aussortierte Szenen.
Familie, Partnerschaft, Zeitreise verbindet der englische Regisseur Richard Curtis auf sehr sympathische Weise in „About Time/Alles eine Frage der Zeit“. Auch das ein ungewöhnlicher Film – jetzt von Universal auf DVD und Blu-Ray zu haben: Familie Lake verfügt über ungewöhnliche Fähigkeiten: ihre erwachsenen männlichen Mitglieder sind in der Lage, Zeitreisen zu unternehmen. Die durchaus reizvolle Möglichkeit hat jedoch für Tim und seine Beziehung zu Charlotte ihre Tücken.
„Alles eine Frage der Zeit“: und eine Frage der persönlichen Ein-stellung. Wenn das und die Beziehungen in Einklang sind, kann eigentlich nichts mehr schief gehen. Ein netter Wohlfühlfilm. Wer gerne mehr als nur den Hauptfilm haben möchte, muss zur Blu-ray greifen. Bei der DVD wurde der üppige Bonusteil gestrichen. Dafür ist sie mit 14 Euro drei Euro billiger als die Blu-ray. Bei „Mr. Morgan‘s last love“ sind Blu-ray und DVD inhaltlich und preislich mit 15 Euro identisch. Von der „Spezial Edition“ „Der Schaum der Tage“ kosten DVD und Blu-ray jeweils 17 Euro!