USA 2012
Regie: Steven Soderbergh
Mit Channing Tatum, Alex Pettyfer, Matthew McCaughey
Deutscher Kinostart: 16. August 2012
Mit seinem Debut SEX, LÜGEN UND VIDEO präsentierte sich Steven Soderbergh 1989 als Hollywoods Wunderkind, gewann darauf mit TRAFFIC und ERIN BROCKOVICH jeweils einen „Oscar“. In letzter Zeit konnte Soderbergh mit seinen Film leider nur noch bedingt überzeugen. Weder mit seiner monumentalen Guevara-Filmbiographie CHE! Noch mit dem Viren-Thriller CONTAGION oder der Hau-Drauf-Orgie HAYWIRE. Inzwischen hat Soderbergh mehrfach seinen Rückzug aus dem Filmgeschäft angekündigt. Was ihn nicht daran hindert, weiter zu drehen. Wobei er dabei nicht nur für die Regie, sondern auch die Produktion, die Kamera und den Schnitt verantwortlich zeichnet. So auch bei seinem jüngsten Werk MAGIC MIKE, das im Rahmen der gegenwärtig stattfindenden Filmfestspielen von Locarno seine europäische Premiere feierte.
Adam ( A.P.)ist 19 und hat es mehr in den Bizeps als im Kopfe; nach diversen Starts ins Berufsleben ist er jetzt als Bauhelfer in Florida gelandet. Aber auch in diesem Job stellt sich der junge Mann nicht besonders geschickt an. Da muss ihm sein Vorarbeiter Mike (C.T.)nicht selten unter die Arme greifen. Eines Abends bei einer Kneipentour lädt Mike Adam ins „Xquisite“ ein. Dabei handelt es sich um ein Etablissement der besonderen Art. Adam fällt gleich auf, dass der Club offensichtlich nur von Frauen frequentiert wird.
Ein Blick genügt also, um zu sehen, dass es sich beim „Xquisite“ um einen Club handelt, in dem sich Männer zur Begeisterung des weiblichen Publikums ausziehen. Einigermaßen verblüfft stellt Adam fest, dass Mike, sein Kumpel vom Bau, hier im Nebenberuf der Star ist: der „Magic Mike“.
Der geschäftstüchtige Mike, der auch am Umsatz vom „Xquisite“ beteiligt ist und auch sonst noch einige Eisen im Feuer hat, nahm den, in jeder Beziehung gut bestückten Adam nicht zufällig mit ins „Xquisite“, sondern als mögliches Nachwuchstalent für die abendliche Show. Probehalber schuppst er den Ahnungslosen gleich mal auf die Bühne.
Adams linkische Art sich auszuziehen und seine schlapprige Unterhose, werden vom Publikum als besonders erotischer Gag mit stürmischem Applaus belohnt. Auch Adam findet schon bald Gefallen daran und tritt spontan in die Welt männlicher Stripper ein.
Es ist nicht zu übersehen, dass auch die Macher von „Magic Mike“ großen Spaß bei den Dreharbeiten hatten. Lässig gibt Regisseur Steven Soderbergh einen Einblick in die Subkultur, in der sich Männer ungeniert als Lustobjekte präsentieren. Das Ganze beruht auf autobiographischen Erfahrungen des Hauptdarstellers und Co-Produzenten von „Magic Mike“ Channing Tatum beruht: Er sagt zur Genese des Films:
„Das entwickelte sich folgender Maßen: ich habe Soderbergh einmal erzählt, das ich am Anfang meiner Karriere für mehrere Monate in einem Stripper-Club gearbeitet habe, um Geld zu verdienen. Das war eine unglaubliche Erfahrung, die großen Spaß gemacht hat. Soderbergh sagte tolles Thema. Du lieferst den Stoff fürs Drehbuch und ich mache die Regie!“
Zweifellos ist die Verkörperung des Mike die Rolle des Lebens für Channing Tatum, der bisher weniger durch subtiles Schau- und mehr durch gröberes Muskelspiel aufgefallen ist. So wird es auch bei „Magic Mike“ in dem Moment problematisch, wenn mimischer Ausdruck gefragt ist. Das verbindet ihn mit seinem Filmpartner Alex Pettyfer. Dem glaubt man auch den Dachdecker mehr als den Schauspieler. Beide können unter Soderberghs Regie immerhin zeigen, das sie körperlich fit, also zum Flicflac und Ähnlichem auf der Showbühne in der Lage sind…
Der unermüdliche Matthew McConaughey hat für sein Alter eine bemerkenswerte Figur. Er gibt den „Xquisite“-Chef Dallas. Wobei sich Autor und Regie nicht weiter mit psychologischem Tiefgang beschäftigen, sondern mehr auf die Sixpacks der Herrn halten…
Vor lauter Begeisterung für das Thema scheinen alle Beteiligten wohl übersehen zu haben, das Muckis und Waschbrettbäuche allein nicht abendfüllend sind. Deshalb geht „Magic Mike“ nach einem schwungvollen, ziemlich witzigen Anfang die dramaturgische Puste aus.
Der Film mäandert die restliche Zeit seiner 110 Minuten unentschlossen zwischen Lifestyle-Komödie und Selbstfindungsmelodram hin und her. Am Ende siegt ziemlich kleinkariert das Bürgerliche über die Subkultur. Schade! Dabei fängt der Film wirklich gut an!