Frankreich/Japan 2012
Regie: Abbas Kiarostami
Mit Rin Takanashi, Tadashi Okuno
Kinostart: 27. Februar 2014
Leise und zurückhaltend wie seine Filme hat Abbas Kiarostami in den letzten Jahren seiner Heimat Iran den Rücken zugedreht. Seit 1970 einer der produktivsten und innovativsten persischen Regisseure, arbeitet er in letzter Zeit in Frankreich, wie viele seiner Kollegen. Jeder neue Film von Kiarostami ist ein Abenteuer. Das betrifft auch seinen neuen, in Japan gedrehten Film. Letztes Jahr wurde „Like someone in love“ bei den Filmfestspielen von Cannes kontrovers aufgenommen. Jetzt ist der Film auch bei uns zu sehen.
Ella Fitzgerald liefert mit ihrem Song „Like someone in love“ das musikalische Leitmotiv zu Kiarostamis neuem Film, der in keine Schublade passt und in Cannes für allgemeine Verwirrung sorgte. Sicher, zwischen einem Jazz-Klassiker von 1957 und einer jungen Japanerin, die sich als Callgirl ein Zubrot verdient, ist nicht zwingend ein Zusammenhang herzustellen. Darin zeigt sich allerdings der Meister, der daraus ein filigranes Kunstwerk macht.
Ein älterer Mann hat sich ein junges Callgirl nach Hause bestellt. Später erfahren wir, dass sie Akiko und er Takashi heißt. Bevor irgendetwas zwischen den beiden passiert, schläft Akiko ein. Takashi – es handelt sich bei ihm um einen pensionierten Soziologieprofessor – ist das ganz recht. Die Angelegenheit wird ihm jetzt doch ziemlich peinlich…
Am nächsten Morgen hat Akiko verschlafen, muss aber dringend zur Uni. Weil der Rentner Takashi nichts weiter zu tun hat, fährt er sie hin. Der alte Mann beobachtet, dass sich mit einem jungen Mann trifft. Dem ist natürlich nicht gegangen, dass Akiko heute zur Uni chauffiert wurde und knüpft bei erster Gelegenheit ein Gespräch mit Takashi an.
Der junge Mann stellt sich als Noriaki und Verlobter von Akiko vor. Von ihrem delikaten Teilzeit-Job hat er keine Ahnung. Arglos hält Noriaki Takashi für Akikos Großvater und somit als Person seines Vertrauens. Während Akiko über die Allianz der beiden Männer nicht begeistert ist, nimmt der einsame Takashi die Opa-Rolle gerne an. Ebenso Noriakis Geschick als Automechaniker.
Behutsam und unaufgeregt entwickelt Abbas Kiarostami in „Like someone in love“ einen nachdenklichen Blick des Alten auf die Jungen. Auf eine Generation, die es sehr ernst meint, was Konventionen, Gefühle, insbesondere Liebe, angeht. Die in Vielem erwachsener ist, als die Alten. Dieser einzigartige Film erinnert an den Geist, den man nicht nur aus den Erzählungen von 1001 Nacht, sondern auch aus der Lyrik persischer Klassiker kennt. Ein berührender, berückend schöner Film, den ein iranischer Regisseur für einen französischen Produzenten, mit der Musik von Ella Fitzgerald und japanischen Schauspielern in Japan gedreht hat: das ist der Weltgeist, würde der Dichter sagen!