Großbritannien 2011
Regie: Kevin Macdonald
Kinostart: 9. Juni 2011
Vor einem Jahr forderte der englische Produzent und Regisseur Ridley Scott über das Internetportal YouTube dazu auf, privat gedrehte kleine Filme über wichtige Momente im persönlichen Alltag einzureichen. Beschränkt auf den 24. Juli 2010. Die Reaktion war überwältigend: 80 000 Videos aus aller Welt gingen ein. Scott engagierte seinen vielseitigen Kollegen und Oscar-Preisträger Kevin Macdonald („Ein Tag im September“, „Der letzte König von Schottland“) um aus dem Konvolut einen 90-minütigen Kinofilm herzustellen. Ein globaler Tagesablauf als Kaleidoskop individueller Erfahrung. Das Ergebnis „Life in a day“ hatte bei der diesjährigen Berlinale Premiere und kommt jetzt nach Macdonalds Antiken-Fantasy-Plotte „Der Adler der neunten Legion“ als zweiter Film des Regisseurs innerhalb weniger Wochen in unsere Kinos.
Während die Nachtarbeiter müde nach Hause kommen, sind andere dabei sich für den Tag zu rüsten: Aufwachen in New York, Indien und irgendwo in Afrika. Zähneputzen hier und da.- Die Verrichtung des Gebets in einer muslimischen Familie im Nahen Osten; in England versucht Mama ihren Filius aus dem Bett zu bekommen….
Nach den Morgenritualen rund um den Globus geht es weiter durch den Tag, dem 24. Juli 2010, einem ganz gewöhnlichen Samstag. Regisseur Kevin Macdonald will mit seinem Kompilationsfilm „Life in a day“, das Individuelle im Globalen zeigen. Deshalb gehörte zu den Vorgaben des über YouTube verbreiteten Projekts die Frage: was haben Sie in ihren Taschen? Die gefilmten Antworten sind erwartungsgemäß vielfältig: Von Bargeld bis zur Comicfigur aus dem Überraschungsei.
Die Taschen-Antworten hat Macdonald irgendwann am Vormittag in seinen Report eines Tages eingebracht. Und so sind wir dann schon bald in der Mittagszeit. Siehe da, die Essgewohnheiten zwischen Europa und Zentralafrika sind ziemlich verschieden: Zum Beispiel der Genuss eines fast gebrüteten Kükens, hart gekocht aus der Eierschale gepellt und mit einer Prise Salz bestreut. Für einen Herrn aus Asien anscheinend eine Delikatesse. Da nähert sich „Life in a day“ dem Kapitel Exotik mit etwas Grusel für den westlichen Betrachter. Ebenso darf hier die ausführliche Dokumentation unterschiedlicher Schlachtmethoden – vom Bolzenschussgerät bis zum Taschenmesser – nicht fehlen.
Gegen Nachmittag dann eine ganz andere Dimension des Horrors: unter anderem Schrecken per Handy gefilmter Szenen aus der Massenpanik bei der Duisburger Love-Parade.
Die Idee, individuelles Erleben von Alltag filmisch zu dokumentieren, ist nicht neu: in den 1920er Jahren waren „Berlin, Symphonie einer Großstadt“ und „Menschen am Sonntag“ stilbildend und lösten eine lange Reihe sogenannter „Querschnittfilme“ aus.
Auf diesem Fundament hat Kevin Macdonald seinen Film aufgebaut. Wobei er die YouTube-Beiträger als „Wasserträger“ benutzte. Er versuchte die einzelnen Clips – digital aufgebügelt – zu einem großen Ganzen zu kompilieren. Wobei nicht zu übersehen ist, dass Übergänge, um den Fluss der Handlung herzustellen, nachträglich von Profis gedreht wurden. Wenn auch das nicht half, soll ein bisweilen enervierender Soundtrack für Homogenität sorgen.
Damit wird die eigentliche Absicht ad absurdum geführt. Der Film erweist sich letztlich als bunter, anonym beliebiger Bilderteppich. Den Gang ins Kino kann man sich sparen. 90 Minuten Internet-Surfen hat denselben Effekt…
Beat von Stein
Danke…auch f die ersparte Zeit…:)
herbertspaich
Gern geschehen! Aber vielleicht sollte ich noch darauf hinweisen, das der Film wirklich gut gemeint ist, die Welt ein globales Dorf und wir alle Brüder und Schwestern sind – zumindest im Prinzip….