Kanada/Australien/Deutschland 2014
Regie: Anton Corbijn
Mit Dane DeHaan, Robert Pattinson, Ben Kingsley
Kinostart: 24. September 2015
Kein Pardon kannten die Werbestrategen der Warner Brothers als sie im Herbst 1955 den bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückten Schauspieler James Dean zum früh vollendeten jugendlichen Genie stilisierten. Es galt die beiden Warner-Produktionen „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ und „Giganten“ zu vermarkten, in denen Dean eine Hauptrolle spielte und deren Uraufführung postum stattfinden mussten. An dem bis heute nachwirkenden James-Dean-Mythos hatte auch der Fotograf Dennis Stock wesentlichen Anteil. Seine Fotografien vom „privaten“ James Dean gehören zur Ikonographie der modernen Filmge-schichte, in dem sie dem Schauspieler eine Aura der Einsamkeit in einer uniformen Gesellschaft geben. Von der Beziehung zwischen Dennis Stock und James Dean handelt der Film „Life“, den der holländische Fotograf und Filmemacher Anton Corbijn gedreht hat.
Am Ende der Steinbeck-Verfilmung „Jenseits von Eden“: Wenn sich der eigensinnige Carl unter Tränen mit seinem sterbenden Vater und großem Orchester versöhnt, bleibt bei der Premiere am 9. März 1955 kein Auge trocken! Der 24jährige Darsteller des Carl, James Dean, wird als neuer Star gefeiert. Zwei Tage vor der Premiere hat eine mehrseitige Foto-Reportage im damals viel gelesenen Magazin „Life“ bereits auf den zu erwartenden Erfolg eingestimmt. Sie ist Teil der Werbekampagne von Warner Bros. Die Aufnahmen stammt von dem jungen „Magnum“-Fotografen Dennis Stock, der früh das mediale Potential James Deans erkannt hat.
Stock, ebenfalls Mitte 20, ist erst seit Kurzem Mitglieder berühmten Agentur „Magnum“, die den Ehrgeiz hat, nur den Besten der Fotografen-Zunft ein Forum zu geben. Stock muss diesem Anspruch gerecht werden: der charismatische James Dean kommt ihm da wie gerufen.
Stock gelingt eine Sternstunde der Fotografie der 1950er Jahre: eines der bekanntesten Beispiele der modernen Star-Ikonographie entsteht: „James Dean haunted Times Square, New York City, 1955“: Dean mit einer Zigarette und hochgeklapptem Mantelkragen steht frierend im Regen…. Inzwischen millionenfach reproduziert – vom Poster bis zum Werbeclip für die neue Herbstmode…
Das waren noch Zeiten, als ein Fotograf mit einem einzigen Schwarz-weiß-Foto weltberühmt werden konnte. Vielleicht der Grund, warum Anton Corbijn den Film „Life“ gedreht hat.
Referenz an einen Kollegen, der wie kein anderer, die moderne Fotografie beeinflusste und damit auch Anton Corbijn selbst. Obwohl Corbijn konsequent die Perspektive Dennis Stocks bei-behält, der von Robert Pattinson, annehmbar gespielt wird, tappt „Life“ in dieselbe Falle wie alle filmbiographischen Versuche über Prominente, deren Bild in der Medienöffentlichkeit omnipotent präsent ist – von Marlene Dietrich über Edith Piaf bis zu Helmut Kohl. Die Darsteller, mögen sie sich noch so viel Mühe geben, kommen gegen die Übermacht der Wirklichkeit nicht an. So geht es in diesem Film dem Newcomer Dane Dehaan als James Dean dem Talent nicht abzusprechen ist.
Allerding auch in Form und Inhalt überzeugt „Life“ nur bedingt. Etwa wenn sich Regisseur Corbijn Ausflüge in die Chefetagen von Warner Bros. zumutet und den greisen, von Ben Kingsley verkörperten, Studio-Chef Jack Warner, zum missmutigen Nachwuchsstar James Dean sagen lässt, das er sich gefällgst zu benehmen hat…
Und noch eins stört den sensiblen Filmkritiker: Der Film kommt mit einer unterirdisch schlechten Synchronisation in unsere Kinos: Allerweltsstimmen sagen die ohnehin nicht sonderlich geistreichen Dialoge lieblos auf, bei denen man die Manuskript-Seiten förmlich knistern hört. Egal, wo die Szene spielt – drinnen oder draußen – die Atmosphäre ist immer dieselbe.
Bevor man sich also diesem Ärgernis aussetzt, sollte man lieber zum schönen Bildband „Dennis Stock: „Time is on your side“ greifen, der in im Prestel Verlag erschienen und garantiert stumm ist!