Vor knapp 14 Tagen veröffentlichte eine Gruppe deutscher Filmkritiker einen Offenen Brief an die Deutsche Filmakademie. Es wurde das Unbehangen gegenüber einem undurchsichtigen Vergabe-Modus beim jährlich in verschiedenen Sparten verliehenen „Deutschen Filmpreis“ formuliert. Das dabei der „kleinste gemeinsame Nenner“ ausgelobt würde, hieß es da. Nachdem postwendend der Geschäftsführer der Akademie, Alfred Holighaus, reagierte und zu klärenden Gesprächen einlud, folgte Anfang dieser Woche eine barsche „Erklärung“ der Akademie, in der die Kritik der Journalisten „zurück gewiesen“ wurde. Veröffentlicht wurde diese Erklärung pikanter Weise von der alteingesessenen Presse-Agentur „Just Publicitiy“, die seit einiger Zeit – natürlich unter Anderem – ihr Geld damit verdient, das sie die umstrittenenen Galas zur Verleihung des Deutschen Filmpreises ins best mögliche öffentliche Licht rückt…
Es gibt keinen Grund zur Klage, so der Tenor der Erklärung. Alles ist in bester Ordnung: „Dass in der Filmakademie nicht genügend über das Wahlverfahren und wie man es effektiv und gerecht gestaltet, diskutiert wird, kann ja nicht ernsthaft der Vorwurf sein“.
Sicher nicht, aber die bisherigen Folgen sind halt eher schlicht ausgefallen! Weiter wird nachdrücklich betont: „Dass die Entscheidungen den ‚kleinsten gemeinsamen Nenner‘ widerspiegeln, ist eine These, die nicht schlüssig belegt werden kann, schon gar nicht durch die Hypothese, dass Preisträger von früher heute keine Chance mehr hätten“.
Tatsache ist leider, das experimentelle Arbeiten in den letzten Jahren ebenso wenig berücksichtigt wurden, wie der im Moment erfolgreichste deutsche Filmemacher Till Schweiger – mag man von seinen Werken nun halten was man mag. Tatsache ist, das er solides Kino liefert und dieser Verdienst von einer Deutschen Filmakademie gewürdigt werden sollte. Es dominiert bei der Preisvergabe das ambitionierte Arthaus. Sicher wichtig, aber nicht allein selig machend!
Kritische Fragen wie diese sind im Hause „Deutsche Filmakademie“ anscheinend unerwünscht, die Brief-Autoren – allesamt Journalisten, die wissen, von was sie schreiben – werden in der Antwort abgekanzelt wie eine Horde unartiger Erstklässler:
„Rund um die Filmpreisverleihung findet ein öffentlicher Diskurs über die Filme, ihre Macher und Qualitäten statt, wie er ohne die Filmakademie nicht möglich wäre“. Punktum!
Immerhin steht am Schluß der Erklärung: „Zum Dialog mit ihren Kritikern ist die Deutsche Filmakadmie natürlich jederzeit bereit“. Wie reizend, von einer Institution, die drei Millionen Euro an Steuergeldern verteilen darf!
Da sind wir doch gespannt, ob sich bei den gegenwärtigen „Hofer Filmtagen“, dem „Familienfest der deutschen Filmbranche“ neue Ufer in Sachen „Deutscher Filmpreis“ finden lassen oder man weiterhin schmallippig beleidigt ist, weil gewagt wurde, unbequeme Fragen zu stellen…