Obwohl die Verfilmung klassischer Musik – vom Oratorium bis zur Oper – zum schwierigsten gehört, was die Kunst der Kinematographie zu bieten hat, füllen die Ergebnisse der Bemühungen inzwischen eigene Filmographien und auf DVD Regale. Das Angebot reicht von der bloßen Abfilmung von Theaterinszenierungen bis zur experimentellen Verbindung von Musik und Film. Zu letzterem gehört die Adaption der „Johannes-Passion“ von Johann Sebastian Bach durch Hugo Niebeling 1990. Er gab ihr den provokanten Titel „Es wäre gut, dass ein Mensch würde umgebracht für das Volk“.
Einerseits hielt sich Niebeling eng an die Bach’sche Vorlage, anderer-seits hat er sie immer wieder verfremdet, in dem er die Hauptrollen von Schauspielern interpretieren ließ – zum Beispiel wird Pilatus von Klaus Barner dargestellt. Die Musik wurde als Playback eingespielt. Es handelt sich um eine klassische Aufnahme mit dem Münchner Bach-Orchester unter der Leitung von Karl Richter aus dem Jahr 1964. Gedreht wurde im Dom von Speyer.
Bei der Uraufführung der verfilmten Johannes-Passion 1990 wurden Niebeling und sein Produzent Jürgen Haase teilweise heftig kritisiert. Heute wirkt das Experiment interessant. Ein innovatives Beispiel für den filmischen Umgang mit klassischer Musik. Auf DVD gibt es den Film jetzt von Arthaus/Kinowelt.
Gehört die Adaption von Klassikern der Kirchenmusik für das Kino zu den absoluten Raritäten, haben sich im Laufe der Filmgeschichte immer wieder Filmregisseure an Opern versucht. Während Volker Schlöndorff oder Werner Herzog damit auf den Opernbühnen blieben, ging der vor allem in den USA arbeitende österreichische Regisseur Robert Dornhelm („Echo Park“) das Wagnis ein, Puccinis „La Bohéme“ mit den Segnungen der digitalen Bildgestaltung kinotauglich zu machen. Dabei bediente er sich der Shootingstars der gegenwärtigen Opernlandschaft Anna Netrebko und Rolando Villazon als musikalischen Zugpferden.
Um flexibel bei der Kombination von Filmdramaturgie und Musik zu sein, benutzte Dornhelm eine konzertante Aufnahme als Grundlage seiner In-szenierung – was gelegentlich zu gewagten Effekten führt. Etwa wenn zu den Ohrwürmern die Wolken im Takt an Rodolfos Atelierfenster vorbei fliegen.
Dornhelms Kinoverfilmung „La Bohéme“ von 2007 wurde für die DVD-Veröffentlichung von NFP/Warner sorgfältig aufbereitet: Da gibt es im Bonusteil jede Menge Dokumentationen und Interviews.
Wer die tragische Geschichte von Mimi und Rodolfo lieber pur, das heißt ohne Bilder, haben möchte, für den hält die „Deutsche Gram-mophon“ den kompletten Soundtrack auf 2 CDs bereit, ebenfalls mit einigen Extras.
Sie ist eine begnadete Geigerin, sieht hinreißend aus und weiß sich auf dem glatten Parkett zwischen Glamour, Boulevard und Konzertsaal souverän zu bewegen: Anne-Sophie Mutter! Ralf Pfleger hat über die Künstlerin eine Dokumentation gemacht, die es jetzt von Lighthouse Home Entertainment auf DVD gibt: „Anne-Sophie Mutter – Dynamik eines Welterfolgs“. Da darf natürlich Lothar Späth nicht fehlen: Ex-Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Manager und Mentor der Anne-Sophie Mutter. Ebenso versucht der greise Musik-Kritiker Joachim Kaiser für das Phänomen Anne-Sophie Mutter die angemessenen Worte zu finden. Natürlich kommt auch die Künstlerin selbst ausführlich zu Wort.
Die dramaturgische Klammer bei diesem Künstler-Portrait bilden Aus-schnitte aus Anne-Sophie Mutter-Konzerten: von der Moderne – „Doppelkonzert für Violine und Kontrabass“ von André Previn bis zu Klassischem wie einem Bach-Konzert: Alles in Allem handelt es sich bei der DVD „Anne-Sophie Mutter. Dynamik eines Welterfolgs“ um eine solide Dokumentation. Ein praktisches Osterei für Musikliebhaber, die bereits alles haben…
„Freude schöner Götterfunken“: Kaum ein anderes Musikstück ist Laufe der Zeit häufiger interpretiert, missbraucht und schließlich trivialisiert worden, wie Beethovens Neunte mit dem Schlusschor und Schillers „Ode an die Freude“. Von der Wirkungsgeschichte der „Neunten“ handelt Pierre-Henry Salfatis materialreicher Film, der bei MFA auf DVD erschienen ist. Eine mustergültige Musikdokumentation, eine filmische Zeitreise von der Uraufführung der Symphonie 1824 bis in die Gegenwart.
Es gab die Neunte als Pop-Song, am Ende in Mandarin und Russisch gesungen, zur Erbauung, als vielseitig verwendbare Musik zur politischen und moralischen Aufrüstung. Sie wurde von den Berliner Philharmonikern unter Wilhelm Furtwängler Hitler als Geburtstagsständchen gespielt. Simon Rattle gab das Werk später mit den Wiener Philharmonikern bei einem Galakonzert für Überlebende des KZ Mauthausen – Open Air im Steinbruch des ehemaligen Todeslagers. Auch zu den Feierlichkeiten zum Fall der Berliner Mauer 1989 durfte die „Ode an die Freude“ nicht fehlen. Leonard Bernstein ersetzte dabei das Wort „Freude“ durch „Freiheit“.
„Die Neunte“ als Gebrauchsartikel für jede Gelegenheit – das zeigt diese Dokumentation nachhaltig. Auch ein feines Ostergeschenk – zu haben für 10 Euro. Die ungewöhnliche „Johannes-Passion“ und „La Bohéme“ als DVD ebenfalls 10 Euro, die „La Boheme“-CD 26 Euro. Die Anne-Sophie Mutter-Dokumentation kostet 15 Euro.
Der Beitrag dazu aus der Reihe SWRcont.ra DVD:[media id=98 width=320 height=20]