Die modernen Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung erlauben, Klassiker, die sich in einem technisch deolaten Zustand befinden, wieder in die Pracht ihres Urzustandes zurück zu versetzen. Das ist allerdings nach wie vor bei Schwarzweißfilmen genauso so teuer und schwierig bei bei Farbfilmen. Aber der Blu-Ray-Markt zeigt, dass restaurierte Meilensteine der Filmgeschichte auf großes öffentliches Interesse stoßen und entsprechend viele Käufer finden. Deshalb werden die Schätze aus den Archiven geholt und aufpoliert.
Unter dem deutschen Titel „Es war einmal“ gehörte Jean Cocteaus sehr freie Adaption der Fabel „La Belle et la bete“ von Laprice de Beaumont zu den wichtigsten Kinoereignissen im unmittelbaren Nachkriegsdeutschland 1946. Nach der Katastrophe wirkte die unvergleichliche Poesie des Films besonders nachdrücklich. Verschlüsselt handelt „La Belle et la Bete/Die Schöne und das Biest“ allerdings von den Auswirkungen einer Katastrophe. Cocteau klammerte die Realitäten der gesellschaftlichen und politischen Verhältnisnisse des Produktionsjahres 1945/46 nicht aus. Er übersetzte sie vielmehr in eine Filmsprache, in der er den „Poetischen Realismus“ des Französischen Films der Zeit mit ganz eigenen magischen Momenten kombinierte.
Nach dem Jean Cocteaus Meisterwerk in immer schlechteren Kopien bis in die 1960er Jahre zum Repertoire der deutschen Filmkunstkinos gehörte, führte er anschließend nur noch das Schattendasein eines Klassikers der Filmgeschichte.
Heute denkt man bei „Die Schöne und das Biest“ in erster Linie an den Disney-Animationsfilm und das darauf basierende Musical. Obwohl sie wesentlich näher an der literarischen Vorlage aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts blieben, ist auch der Einfluss Jean Cocteaus nicht zu übersehen. Etwa die Art und Weise wie er den Schauspieler Jean Marais zwischen Prinz und leidendem Untier wechseln lässt.
Cocteaus Film ist in den letzten Jahren aufwändig restauriert worden. Das Ergebnis verfügt über eine optische Brillanz, wie sie der Film vermutlich nicht einmal bei seiner Uraufführung hatte. Puristische Filmhistoriker sehen das mit Argusaugen, den Verbraucher freut es. Zumal wenn es das Werk dann noch so makellos auf Blu-Ray gibt, wie „La Belle et la bete“ jetzt in einer luxuriösen Edition von Alamodefilm im 3-Disc DigiPack.
Eine Dokumentation über die Dreharbeiten ist ebenso wie eine Reportage über die Restaurierung, diversen Interviews zum Beispiel mit Kamermann Henri Alekan und ein filmkundlicher Audiokommentar ist auf der Bonus-DVD enthalten. Den Film selbst gibt es sowohl auf DVD, als auch auf Blu-Ray.
„Viridiana“ von Luis Bunuel gehört zu den bahnbrechenden Meisterwerken der frühen 1960er Jahre. Eine der großen filmischen Reflektionen über wahre und falsche Religiosität, bei der die Grenzen zwischen Gut und Böse, dem starken Willen und dem schwachen Fleisch beunruhigend verschwimmen.
„Viridiana“ war lange in Deutschland nicht mehr zu sehen. Auch eine DVD-Veröffentlichung stand bisher aus. Pierrot le fou schließt Ende September diese Lücke. Die DVD basiert ebenfalls auf der Restaurierung des Films.
Bevor sich die junge, engelsgleiche Viridiana endgültig als Nonne von der Welt in ein Kloster zurückzieht, wird sie also den Onkel auf seinem schlossartigen Anwesen besuchen. Don Jaime ist Witwer und lebt allein mit seiner Haushälterin. Viridiana erinnert ihn an seine Frau, die in der Hochzeitsnacht gestorben ist.
Entrüstet lehnt Viridiana ab. Mit Hilfe seiner ihm tief ergebenen Haushälterin betäubt Don Jaime seine Nichte mit einem Schlafmittel. Als sie am Morgen erwacht, gibt er ihr zu verstehen, dass er ihr im Schlaf die Jungfernschaft geraubt habe. Mit dieser Lüge will Don Jaime Viridiana zum Bleiben bewegen. Verstört macht sie trotzdem sich auf den Weg ins Kloster. Während dessen bringt sich Don Jaime um.
Viridiana ist unter diesen Umständen gezwungen, erst einmal zu bleiben, zumal Don Jaime sie und seinen illegitimen Sohn Jorge als Erben bestimmt hat. Jorge, ein Schwerenöter wie sein Vater, macht Viridiana eindeutige Avancen. Ansonsten kümmert er sich um die Sanierung des Gutes. Viridiana stellt ihr Leben in den Dienst der Nächstenliebe und richtet in einem Nebengebäude ein Asyl für die mühselig und Beladenen ein. Mit bösen Folgen…
Sarkastisch lässt Luis Bunuel in „Viridiana“ die Mildtätigkeit der frommen Schwester ins Leere laufen. Höhepunkt des Films ist ein Bacchanal, das die Bettler im Schloss veranstalten, während die Besitzer außer Haus sind. Für einen Moment verharren sie in der Pose von Da Vincis „Abendmahl“.
Die Szene und Bunuels grundsätzlich antiklerikale Haltung, sorgten nach der Uraufführung von „Viridiana“ bei der Katholischen Kirche für Verstimmung. Aus der deutschen Kino-Fassung musste die „Abendmahlsequenz“ auf Anweisung der FSK entfernt werden und wurde erst Jahrzehnte später für eine Ausstrahlung des Films durch das ZDF wieder ein-gefügt.
Komplett und in Ton und Bild aufgefrischt präsentiert sich „Viridiana“ auch in der neuen DVD-Edition. Bietet zum ersten Mal Gelegenheit, den Film in Deutschland im spanischen Original zu sehen – mit und ohne Untertitel. Ein Booklet und eine Dokumentation zu Bunuels Leben und Werk gibt es als Extra dazu.
Der Reiz der Dokumentation besteht darin, dass sie noch zu Lebzeiten Bunuels entstanden ist und den Regisseur selbst ausführlich zu Wort kommen lässt.
Ein Kettensägen-Massaker unter Mafiosi in einem Hotelzimmer von Miami-Beach machte aus „Scarface“ von Brian de Palma aus dem Jahr 1983 einen Skandalfilm.
In Deutschland kam der Film bei seinem Kinostart 1984 – unter anderem wegen der Kettensägen-Szene – auf den Index für jugendgefährdende Filme und Schriften. Erst in diesem Frühjahr wurde das Edikt in „Frei ab 18“ umgewandelt.
Für heutige Verhältnisse ist die in „Scarface“ vorgeführte eher harmlos. Im Vergleich zu dem, was heute bereits ab 12 und in TV-Krimis im Abendprogramm den Zuschauern zugemutet wird.
Bei der Kettensäge in „Scarface“findet der Schrecken nur auf der Tonebene statt – das aber ziemlich raffiniert. Ein Mann will nach oben – Al Pacino spielt Tony Montana, der es im Drogenhandel an die Spitze der Mafia schafft und dann abstürzt.
Vor und nachher war der Himmel von Miami Beach im Kino nicht mehr so unschuldig blau wie bei „Scarface“ und eine Blondine zu verführerisch wie Michelle Pfeiffer als Hochglanz-Gangsterbraut Elivira.
Perfekt durch inszeniert – nach einem Drehbuch von Oliver Stone, mit der Musik von Giorgio Moroder, hat Brian de Palma mit „Scarface“ dem Gangsterfilm neue Wege gewiesen. Auch dieses Meisterwerk liegt jetzt in einer restaurierten, integralen Fassung auf Blu-Ray vor. Natürlich mit üppigem Bonusteil: Neben den üblichen Making Ofs, die TV-Version, unveröffentlichte Szenen usw.
Klassiker der Filmgeschichte in feinster DVD-und Blu-Ray-Qualität. Das hat seinen Preis: „La Belle et la Bete“ kostet 21 Euro; „Viridiana“ – 18 Euro und „Scarface“ – von 15 Euro bis 407 Euro. Dabei handelt es sich dann um die „Limited Humidor-Edition“ für den besser verdienenden Mafioso.
gut, dass es menschen gibt, deren job es ist alte filme wieder auf hochglanz zu polieren… hab neulich mal wieder eine vhs geschaut und konnte den film nicht wirklich genießen, weil ich doch zu abgelenkt von der miserablen qualität war. und wer will scarface und co. schon körnig und unscharf sehen?