Philippinen/Frankreich 2009
Regie: Brillante Mendoza
Mit Coco Martin, Jhong Hilaro, John Regata
Kinostart: 15. Juli 2010 (Rapid Eye Movies)
Das Wetter verspricht einen sonnigen Tag in Manila: Peping, noch nicht 20, hat heute besonderen Grund zur Freude. Als Polizeistudent kann er es sich endlich leisten, seine Verlobte Cecille zu heiraten, die bereits ein Kind von ihm hat. Der Aufstieg aus den Slums zu bescheidenem Wohlstand ist in greifbarer Nähe. Dazu gehört allerdings, dass Peping nach Feierabend für ältere korrupte Kollegen Schutzgelder eintreibt. Damit kann er gleichzeitig seine Brauchbarkeit innerhalb des Polizeiapparats beweisen.
Nach Dienstschluss fordern ihn die Kollegen an diesem Tag auf, sie bei einem besonderen Auftrag zu begleiten. Obwohl ihm das an seinem Hochzeitstag ziemlich Ungelegen kommt, kann er nicht nein sagen: Dabei könne er viel lernen, heißt es: Es gehe um bisschen Kinatay zu Deutsch: Metzelei, die jeder Polizist beherrschen müsse, sagen die Beamten und bringen eine Prostituierte in ein Haus am Stadtrand von Manila. Sie hat sich nicht an die Spielregeln gehalten. Was dann kommt, wird Pepings Glauben an das Gute, seine moralische Integrität zerstören. Die Frau wird vor seinen Augen bestialisch ermordet.
Es ist nicht die Gewalt, die Brillante Mendoza in seinem Film „Kinatay“ zeigt, sondern der Verlust der Unschuld in den Augen des jungen Mannes. Zusammen mit der intensiven schauspielerischen Leistung des Nachwuchs-Darstellers Coco Martin macht das den Film zu einem grausamen filmischen Alptraum. Selbst Filmkritiker, die einiges gewohnt sind, kamen im vergangenen Jahr blass aus der Uraufführung von „Kinatay“ bei den Filmfestspielen von Cannes. Anschließend sagte Brillante Mendoza im Interview:
„Jeder von uns könnte Peping sein. Am Anfang des Films ist er unschuldig und völlig im Unklaren über das Böse in der Welt. Was mit ihm in „Kinatay“ passiert, kann jedem anderen in dieser Welt auch widerfahren“ – die Begegnung mit dem Bösen!“
Der strahlende Tag mit einer Massenhochzeit, allseits guter Laune beim anschließenden Essen, der entspannte Alltag in der Polizeischule weicht später der Dämmerung und endet in finsterer Nacht. Der folgende Morgen verspricht wieder einen sonnigen Tag…
Mendoza wurde für „Kinatay“ in Cannes mit dem Preis für die beste Regie ausgezeichnet. Nach dem 2008 sein Film „Serbis“ vorwiegend auf Unverständnis stieß, war sein künstlerisches Potential jetzt nicht mehr zu übersehen. Sein originärer Stil hat eine eigene künstlerische Qualität. Wobei er seine fiktionale Geschichte direkt in die dokumentarisch gefilmte Wirklichkeit einbettet. Obwohl er sich mit „Kinatay“ an den Rand des Slaughter-Films wagte, fiel er dem unappetitlichen Genre nicht zum Opfer, sondern nahm es als Versatzstück um eine verelendete Gesellschaft zu zeigen. Da bleibt nicht einmal ein Rest des Pittoresken, das westliche Touristen an Manila und Philippinen so interessant finden. Mendozas Filme sind sensible Trauerarbeiten.