Filmproduktion ist ein heikles Gewerbe, bei dem Top und Flop ganz nah beieinander liegen. Das der Absturz in dieser Branche auch die ganz großen amerikanischen Unternehmen treffen kann, zeigt sich in diesem Jahr bei der Walt Disney-Companie: die hochambitionierte Science-Fiction-Verfilmung „John Carter – Zwischen den Welt“ brach an den Kinokassen derart dramatisch ein, das das Unternehmen auf einem Minus 200 Millionen Dollar sitzen blieb. Insgesamt haben die Produktionskosten 350 Millionen verschlungen. Soviel war Disney der Versuch einer Antwort auf „Avatar“ wert. Regisseur Andrew Stanton gehört wie die meisten anderen Team-Mitglieder zu den erfolgreichsten Pixar-Mitarbeitern. Er ist seit „Toy Tory“ dabei. Für „Wall-E“ hat er einen Oscar ausgezeichnet bekommen. „John Carter“ sollte sein erster Realfilm werden. Nach dem Flop des Films im Kino, erhofft sich Disney jetzt von der DVD/Blu-ray-Veröffentlichung noch einen bescheidenen Beitrag zum Abbau des Defizits. Inzwischen musste der Chef der Disney-Filmstudios, Rich Ross, wegen des Desasters seinen Stuhl räumen…
Disney bietet „John Carter – Zwischen zwei Welten“ gleich in drei Ausgaben an: als schlichte Single-DVD bzw. Blu-ray und als Blu-ray- 2-Disc- Set mit dem Film auf DVD/Normal-Blu-Ray sowie 3D-Blu-ray und einem etwas üppigeren Bonusteil. Gemeinsam sind den Editionen die Dokumentation „Von Edgar Rice Burroughs Büchern zum Film“ und ein Audiokommentar vom Regisseur und den Produzenten – Sie plaudern munter über die Dreharbeiten, als sei nichts geschehen…
Bereits im Vorfeld der Produktion hatte es diverse Stolpersteine gegeben. Das lag vor allem an der literarischen Vorlage und der Schwierigkeit, das schlichte Werk zu verfilmen. Deshalb verließ diversen Regisseuren und Produzenten der Mut. Die Figur des John Carter ist eine Erfindung des „Tarzan“-Vaters Edgar Rice Burroughs. Die erste Carter-Geschichte erschien 1912 und verschaffte dem Autor den Durchbruch. Bis heute gibt es eine große John Carter Fan-Gemeinde. Die Erstausgaben (auch der deutschen Übersetzungen) werden antiquarisch zu horrenden Preisen gehandelt.
Ein entsprechendes Zuschauer potential wäre also voerhanden gewesen.
John Carter (Taylor Kitsch) ist ein zutiefst traumatisierter Hauptmann des amerikanischen Bürgerkriegs. Nach den Erfahrungen auf den Schlachtfeldern will er nur noch seine Ruhe und in Arizona auf Goldsuche gehen. In einer Höhle wiederfährt dem Mann dann Sonderbares:
John Carter findet sich auf dem Mars wieder, der von seinen Bewohnern Barsoom genannt wird. Auf Grund der geringeren Schwerkraft auf diesem Planeten, ist Carter fein raus – er kann große Sprünge machen. Das erweist sich im weiteren Verlauf der Geschichte als überaus nützlich, denn auf Barssom herrscht Krieg. Die Guten leben im Reich „Helium“, die weniger Guten in „Zodanga“. Dazwischen riesengroße grüne Männer mit vier Armen, die Tharks.
Am Ende einer diffusen Handlung gelingt es dem intergalaktisch reisenden Amerikaner Carter schließlich, den Mars zu befrieden und die Frau seines Herzens zu finden.
Der Film „John Carter – Zwischen zwei Welten“ ist eine weitgehend humorfreie Adaption der schrägen Vorlage, die den Macher sichtbar völlig aus dem Ruder lief. Vor lauter Lust am Spiel mit den digitalen Möglichkeiten, koste es was es wolle!
Auf DVD bzw. Blu-Ray der großen 3D-Leinwand beraubt, wirkt das Werk die meiste Zeit wie ein trashiger kleiner Science-Fiction-Film, bei dem man die Millionen, die er gekostet hat, nur erahnen kann. Das ist im neuen Medium allerdings absolut von Vorteil! Im Kino war der Film mit seinen „Hüpfern“ im dramaturgischen wie im tatsächlichen Sinn schon eine arge Nervensäge.
Der ungelenke agierende Hauptdarsteller Tayler Kitsch – nomen est omen – trägt jetzt im Kleinformat erst recht dazu bei, dass „John Carter – Zwischen zwei Welten“ als unfreiwillig komisches Spektakel durchgeht, das freilich großen Spaß macht. Selten gab es eine derartige Häufung lächerlicher Dialoge und in einer gnadenlos hanebüchenen Geschichte. Sowas ist kultverdächtig!
Um das festzustellen, reicht die einfache DVD für 10 Euro vollkommen aus.
Zur Ergänzung bietet sich für die Hälfte die DVD-Preises „Princess of Mars“ an.
Dieselbe Geschichte von John Carter und der schönen Prinzessin vom Mars wurde von der Billigproduktion „The Asylum“ bereits 2009 -allerdings direkt für den DVD-Markt verfilmt – mit einem Bruchteil des Disney-Budgets und erinnert so an einschlägige Werke von Corman und Troma.
Ein Antonio Sabato,Jr. in der Titelrolle kann Herrn Kitsch das Wasser reichen, desgleichen Regisseur Mark Atkins Andrew Stanton! Die DVD von „Princess of Mars“ gibt es vom „Hamburger Medien Haus“ für 4 Euro. Im Doppelpack mit „John Carter“ Garantie für einen quietschvergnügten Filmabend zu Hause…