England 2011
Regie: Cary Joji Fukunaga
Mit Mia Wasikowska, Michael Fassbender, Judi Dench, Jamir Bell
Kinostart: 1. Dezember 2011
Mit „Jane Eyre“ schuf Charlotte Bronte 1847 eines der wichtigsten Bücher des 19. Jahrhunderts. Der Film hat sich bereits früh des Romans angenommen. Inzwischen ist „Jane Eyre“ eine der am meisten verfilmten Werke der Weltliteratur. Diese Woche kommt eine neue Version in die deutschen Kinos. Von einem Regisseur, von dem man es nicht erwartet hätte: Cary Fukunaga, der 2009 mit seiner brutalen Schilderung von Kinderkriminalität in den Favelas südamerikanischer Großstädte „ Sin Nombre“ bekannt geworden ist.
Jane Eyre (Mia Waskowska) hatte bisher nicht viel Schönes im Leben: Die Eltern früh gestorben, lieblose Verwandte haben sie groß gezogen; dann freudlose Jahre im Internat. Aber: Gelassen mit einem klugen Blick auf das Wesentliche hat Jane das Alles überstanden. Sie glaubt an das Gute und an eine bessere Zeiten…
Eine neue Welt eröffnet sich ihr, als sie die Stelle einer Gouver-nanten in Thornfield Hall antritt. Der nach außen düstere Landsitz hat im Innern eine gute Seele in Gestalt der Hauswirtschafterin Mrs. Fairfax (Judi Dench).
Die Harmonie auf Thornfield Hall hat fürs Erste ein Ende, als der Besitzer Edward Rochester (Michael Fassbender) eintrifft. Seiner schroffen Art begegnet Jane mit sympathischer Offenheit. Es stellt sich heraus, dass sich in Jane Eyre und Edward Rochester zwei Seelenverwandte gefunden haben. Über ihrer Beziehung liegt jedoch ein dunkles Geheimnis.
Charlotte Bronte hat mit ihrem 1847 zum ersten Mal erschienen Roman den Klassiker der Frauenliteratur geschrieben, der die Literaturgeschichte nachhaltig beeinflusste und inzwischen 27 Mal verfilmt wurde. Wobei die Hollywood-Version von 1944 mit Joan Fontaine und Orson Welles bisher als die Beste galt. Jetzt hat sie Konkurrenz bekommen: Cary Fukunaga orientierte sich bei seinen Bildern an der Genre-Malerei des 19. Jahrhunderts und blieb inhaltlich nah an der literarischen Vorlage. Zum Grundsatz schreibt er:
„Weil der Stoff so zeitlos ist, gibt er mir die Möglichkeit, dabei die Versatzstücke unterschiedlicher Genre zu benutzen – vom Horrorfilm bis zum Melodram. So kann ich den Zuschauer immer wieder mit neuen Facetten überraschen“.
Fukunaga ist die bisher eleganteste „Jane Eyre“-Adaption gelungen. Überzeugend in seinem geschickten Aufbau der Spannung – selbst für den, der inzwischen weiß, wie die Geschichte ausgeht. Schließlich sind Mia Wasikowska und Michael Fassbender als Jane und Edward eine Idealbesetzung, die Joan Fontaine und Orson Welles das Wasser reichen können. In einem Film, der beweist, dass ein kreativer Regisseur auch bei der 27. Verfilmung einer literarischen Vorlage neue Perspektiven abgewinnen kann…