- Ein Überraschungs-Hit
Für die erste kommerzielle Filmüberraschung dieses Jahres sorgt zur Zeit „Iron Man 2“. Obwohl nicht in 3D gedreht, machte der wieder nach einem Marvel-Comic gedrehte Film dem Hit „Avatar“ mit einem Einspielergebnis von über 200 Mio. Dollar in den ersten acht Tagen Konkurrenz. Sogar die einflußreiche amerikanische Branchenzeitschrift „The Hollywood Reporter“ stellte voller Überraschung fest: „That kick-started the summer boxoffice season in auspicious style but quickly mutes any further talk of a possible record-breaking weekend for the Robert DowneyJr. starrer.“ Also es muss nicht immer 3D sein. Seine europäische Premiere hatte „Iron Man 2“ letzte Woche in Stuttgart „15. Conference on Animation, Effects, Games & Interactive Media, FMX“, bevor der Film dann am Donnerstag in die deutschen Kinos startete.
Der exzentrische Erfinder und Multimillionär Tony Stark hat sich öffentlich als „Iron Man“ geoutet. Das macht Verdruss, seine Gesundheit lässt noch mehr als in Teil 1 bzw. in der Comic-Vorlage zu wünschen übrig. Ein übler Konkurrent macht ihm zu schaffen. Zu allem Überfluss verbündet der sich mit einem russischen Psychopaten, der es aus familiären Gründen auf Tony Stark abgesehen hat.
Die schlichte Fabel von „Iron Man 2“ lässt viel Raum für das kreative Potential der Experten für Special Effekte: Um sich einen Adrenalin-Kick zu verschaffen, beteiligt sich Tony Stark an der Rallye Monte Carlo. Doch da stellt sich ihm der Bösewicht mitten auf der Rennstrecke in den Weg. Bewaffnet mit fürchterlichen elektronischen Peitschenarmen. Damit lassen sich die Rennwagen praktischer Weise ruckzuck verschrotten.
Dokumentaraufnahmen von der Rallye Monte Carlo wurden mit Hilfe der modernen digitalen Bildbearbeitung zu einem Höllenszenario mit Supercrash, Explosionen und durch die Luft segelnden Karosserie-Teilen gemacht. Das verdient Respekt! Daran zeigt sich einmal wieder der hohe Standart von „Industrial, Light & Magic“. 1975 von Regisseur George Lucas für seinen „Star Wars“-Film gegründet, hat sich „ILM“ inzwischen zum weltweit erfolgreichsten Dienstleister für optische Spezialeffekte entwickelt. Nahezu die gesamte Geschäftsleitung kam nach Stuttgart zu Besuch, um „Iron Man 2“ im Rahmen der „15. Conference on Animation, Effects, Games & Interactive Media – FMX“ zu präsentieren.
Vor dem Hintergrund des gegenwärtigen 3D-Booms erklärt die ILM-Präsidentin Lynwen Brennan, zur Arbeit an „Iron Man 2“, der ohne stereoscopische 3D-Effekte gedreht wurde: „Viele unserer Kunden arbeiten nach wie vor mit 2D. 3D ist im Moment noch eine Kostenfrage und lohnt sich deshalb nur für wirklich hochbudgetierte Produktionen. Der neue „Iron Man“ zeigt, dass das Publikum auch 2D schätzt, wenn das Niveau der Special Effekts stimmt…“
Bemerkenswerter Weise entstanden die digitalen Effekte für „Iron Man 2“ nicht im Mutterhaus des Unternehmens in San Francisco, sondern im fernen Singapur. Mit enormer staatlicher Unterstützung ist hier in den letzten Jahren eine „Interactive and Digital Media Capital“ entstanden, in der bis 2015 10 000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden sollen. Verantwortlich für die Bearbeitung von „Iron Man 2“ in der Singapur-Dependence von „Industrial, Light & Magic“ war Mohen Leo. Er betonte in Stuttgart:„Wir haben hier neue kreative Mitarbeiter zu gefunden, die unseren bisherigen Standart ergänzen. Gewissermaßen ein weiteres Standbein in Asien, das die bereits bestehenden Kontakte in Europa ergänzt…“
Dabei geht es also weniger um billigere Produktionsmöglichkeiten für die amerikanischen Majors, sondern darum, einen Film im riesigen asiatischen Markt bereits im Produktionsstadium zu verorten. Die Welt ist wieder einmal ein Stück kleiner geworden. Wobei Singapur nicht nur als Ableger der amerikanischen Filmindustrie an Bedeutung gewonnen hat, sondern durch außergewöhnliche eigene Filmproduktionen. Sie gehören inzwischen zum Programm der großen europäischen Filmfeststivals.