USA 2009 – Regie: Clint Eastwood, mit Morgan Freeman, Matt Damon
Über 27 Jahre hat der südafrikanische Bürgerrechtlicher Nelson Mandel in Gefängnissen der Apartheid-Regierung verbracht. Nach seiner Ent-lassungen war er von 1994 bis 1998 der erste schwarze Präsident des Landes. Mit Mandelas Politik des Ausgleichs beschäftigt sich Clint Eastwood in seinem neuen „Invictus“. Der Titel bezieht sich auf ein
Gedicht, das Nelson Mandela half zu seine Verbannung auf eine Gefängnisinsel überleben. „Invictus“ – zu deutsch „unbesiegt“ hat der englische Schriftsteller William Ernest Henley gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Darin heißt es: „Ob zornerfüllt, ob tränenvoll, ob Jenseitsschrecken schon begann: das Grauen meines Alters soll mich furchtlos finden, jetzt und dann“. Das ist auch das Motto von Clint Eastwoods Film über die Mandelas Politik des Ausgleichs zwischen schwarz und weiß in Südafrika, seiner Vision einer „Regenbogennation“:
Im Mittelpunkt steht Mandelas Plan, das zu diesem Zeitpunkt vor der Auflösung stehenden, nahezu ausschließlich aus Weißen bestehende, südafrikanische Rugby-Team, die Springboks, für seine Politik einzusetzen und zwar medienwirksam im Hinblick auf die Rugby-Weltmeisterschaft, die 1995 in Kapstadt ausgetragen werden sollte. Weitsichtig gelang es dem Politiker, den Springboks-Mannschaftskapitän Francois Pienaar für sich und Sache zu gewinnen. Im Südafrikanischen Kabinett war Mandelas Plan umstritten, den Volkssport Rugby und die Weltmeisterschaft für die Integration der unterschiedlichen Volksgruppen in Südafrika zu benutzen. Symbolträchtig erschien der Präsident im Trikot der „Springboks“ zur Eröffnung im Stadion. Sein Plan ging in Erfüllung. Pienaar führte die südafrikanische Mannschaft zur Meister-schaft. Sport einigte eine Nation – wenigstens vorübergehend: Nelson Mandela gab dafür ein Beispiel. Als Vorlage für einen Spielfilm mit Starbesetzung – Morgan Freeman als Mandela, Matt Damon als Francios Pienaar – eine heikle Angelegenheit. Leicht hätte daraus ein erbauliches Lehrstück über zwei charismatische Persönlichkeiten werden können. Mit einer Sportart im Mittelpunkt, die nichtanglophilen Menschen bestenfalls merkwürdig vorkommt. Dafür bedurfte es eines Filmemachers vom Format Clint Eastwoods. Ihm gelang es tatsächlich, in „Invictus“ Dokumentarspiel und Sportfilm zu verbinden. Ohne das dass Eine als Steigbügelhalter des Anderen herhalten muss. Gewissermaßen unter der Hand vermittelt der Film am exemplarischen Beispiel die Überwindung von Ignoranz und Intoleranz durch gesunden Menschenverstand.
Clint Eastwood sagt dazu: „Wie überall war da die kleinkarierte Nörgelei, die Reformen blockiert. Mandela fing ganz klein an, beim Sport, der alle interessiert. Dann konnte er größere Schritte wagen, um die Vorbehalte auf beiden Seiten abzubauen…“
Ohne große Experimente weder im Inhalt, noch in der Form, ist mit „Invictus“ eine genaue Beschreibung einer Gesellschaft im Umbruch gelungen. Gerade weil sich Clint Eastwood auf die historische Über-lieferung ganz und gar verlassen hat, erwartet den Zuschauer nicht nur ein höchst informativer, sondern auch sehr spannender Film..
Audio:
Kinostart 18.2.: „Invictus – Unbezwungen“
Herbert Spaich in SWR2 Journal am Morgen vom 18.02.2010
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