England/Deutschland 2013
Regie: Bill Condon
Mit Benedict Cumberbatch, Daniel Brühl, David Thewlis, Caprice van Houten
Kinostart: 31. Oktober 2013
Kurz aber dafür heftig war die Karriere des Internetportals „Wikileaks“: Höhepunkt war die Veröffentlichung von geheimster Dokumente der amerikanischen Regierung. Der größte Geheimnis-verrat in der Geschichte der USA. Nicht nur vom Kampf des passionierten Enthüllers der dunklen Seiten von Politik und Wirtschaft in dieser Zeit, Julian Assange, sondern auch von den weniger heroischen menschlichen Hintergründen von „Wikileaks“ informierte der von Assange entlassene ursprüngliche Mitstreiter Daniel Domscheit-Berg in seinem Buch „Inside Wikileaks“ die Öffentlichkeit. Die Verfilmung war nur eine Frage der Zeit. In einer deutsch-englischen Korproduktion ist „Inside Wikileaks“ unter der Regie des englischen Regisseurs Bill Condon in Berlin-Babelsberg verfilmt worden – mit Benedict Cumberbatch, einem der vielseitigsten britischen Schauspieler der Gegenwart.
Chaotisch, ungepflegt und seltsam besitzergreifend bricht Julian Assange in das Leben des deutschen IT-Fachmanns und Nebenbei-Hackers Daniel Domscheit-Berg ein. Assange hat mit der Veröffentlichung brisanten Materials – zum Beispiel über die Machenschaften einer Schweizer Bank – auf seinem Portal „Wikileaks“ bereits für beträchtliches Aufsehen gesorgt. Zu seinem Erfolgsgeheimnis gehört, dass er die Informanten derart verschlüsselt, das sie im Netz unauffindbar sind.
Jetzt hat Assange einen ganz große Sache an Land gezogen: Ein sogenannter Whistleblower bietet geheimste Dokumente aus der Umgebung des amerikanischen Präsidenten und des Verteidigungsministeriums an. Assange hat sich für die Veröffentlichung eine konzertierte Aktion einfallen lassen: redaktionell aufbereitet von „Time“, dem „Guardian“ und dem „Spiegel“ – unredigiert auf Wikileaks im Internet. Domscheit-Berg hat moralische Bedenken, das Material mit allen Namen zu publizieren.
Julian Assange straft seinen Mitstreiter Daniel erst einmal Lügen. Die Veröffentlichung der Dokumente mit schockierenden Details über die Wirklichkeit des militärischen Engagements der USA in Afghanistan erschüttert die Welt. Vor allem die amerikanische Regierung, die sich kurz darauf auch noch zu peinlichen Depeschen mit brisanten Inhalten zu erklären hat.
Kein Wunder, dass die US-Administration nichts unversucht lässt, um Assange zu diskreditieren. Aber er ist inzwischen ein Medienstar, der sich clever aus der Affäre zieht und dessen moralische Integrität außer Frage steht. Deshalb versucht man es mit einer Schmutzkampagne: Er soll in Schweden zwei Frauen vergewaltigt haben und wird deswegen mit einem internationalen Haftbefehl gesucht. Assonge bestätigt die Bekanntschaft mit den Damen, widerspricht aber, ihnen Gewalt angetan zu haben. Derlei habe er nicht nötig…
Noch gelingt es ihm unterzutauchen. Gleichzeitig weiten sich die Spannungen zwischen Assonge und Domscheit-Berg zum grundsätzlichen Konflikt aus. Kurz bevor auf Wikileaks und einer neuerlichen Allianz aus „Times“, „Guardian“ und „Spiegel“ – an der sich auch „Le Monde“ und „El Pais“ anschließen – die sogenannten „Kriegstagebücher“ des Irak-Krieges veröffentlicht werden, wird Domscheit-Berg von Assange suspendiert. Der Rest ist Geschichte – nicht ohne Domscheit-Bergs aktives Einmischen, steht Wikileaks nicht mehr zur Verfügung.
Auf der Basis von Domscheit-Bergs „Inside Wikileaks“ und dem alternativen Buch „Wikileaks“ von David Leigh ist ein ambitionierter Film entstanden, der die Janusköpfigkeit der Veröffentlichung von vertraulichen Dokumenten in einer offenen Gesellschaft angemessen thematisiert. Das mulmige Gefühl dabei ebenso berücksichtigt wie das Recht auf Information ohne Wenn und Aber. Dafür gibt es kein Patentrezept.
Davon ist Bill Condon mit seinem Film ebenso angenehm weit entfernt, wie er dem Monomanen Julian Assange gerecht wird, der keine Götter neben sich duldet. Eine bittere Erkenntnis von Daniel Domscheit-Berg, den Daniel Brühl hervorragend verkörpert. Auch Benedict Cumberbatch als Assange kann sich sehen lassen. „ Inside Wikileaks – Die fünfte Gewalt“ überrascht nicht unbedingt mit neuen Erkenntnissen, gibt aber mit den Mitteln des dokumentarischen Spielfilms einen Einblick in ein wichtiges Kapitel der modernen Medienwirklichkeit!
Sven
Übermorgen ist es endlich soweit und ich gehe nach Jahren mal wieder ins Kino. Und welcher Film? Natürlich Wikileaks. Habe die Geschichte schon durch die Medien verfolgt und bin schon ganz gespannt auf die Darstellung. Danke für diesen super Bericht da steigt die Vorfreude gleich noch mehr.