USA/Großbritannien 2010
Regie: Christopher Nolan
Mit Leonardo DiCaprio, Cillian Murphy, Ken Watanabe, Tom Berenger, Michael Caine
Kinostart: 29. Juli 2010 (Warner)
Bei „Inception“ haben wir es mit einem Ausnahmefilm zu tun. Deshalb auch nur der Versuch einer inhaltlichen Beschreibung (ohne Gewähr): Dom Cobb (Leonardo DiCaprio) hat sich auf eine exklusive Dienstleistung spezialisiert. Er nutzt seine übersinnlichen Kräfte für Industriespionage. Dabei gelingt es ihm, sich in das Unterbewusstsein von Mitmenschen zu schmuggeln. Am besten funktioniert das, wenn sie träumen. Da geben die meisten ihre intimsten Geheimnisse preis.
Längst arbeitet Cobb nicht mehr allein, sondern mit einem Team von Geheimdienstspezialisten. Die haben vor allem dafür zu sorgen, dass niemand in der Wirklichkeit die Traumreisen stört.
Es liegt in der Natur der Sache, dass Dom Copp jede Menge Feinde hat, die seinen Datenklau verhindern sollten. Meistens wissen die Betroffenen nämlich nicht, dass sie einen kleinen Mann im Hirn haben. Erst wenn das Unheil passiert ist, zeigt sich, dass Copp aktiv war. Während er wieder einmal vor einer Armada der Gegenspionage unterschiedlicher Provenienz auf der Flucht ist, bekommt er einen neuen Auftrag:
Der Juniorchef eines Großunternehmens möchte an das väterliche Erbe. Doch der Schlüssel dazu liegt in einem Tresor, zu dem ihm der Code fehlt. Cobb soll helfen, den im Unterbewusstsein wieder zu finden. Ein kniffliger Job, zumal auch noch andere an den Safe wollen.
Was wie Routine aussah, weitet sich zu einem Kampf unterschiedlicher Interessen auf verschiedenen Ebenen zwischen Traum und Wirklichkeit aus. Dabei zeigt es sich, dass Dom Copp nicht nur sensibles Medium, sondern auch ein eleganter Schütze a la James Bond ist.
In letzter Minute lüftet Regisseur Christopher Nolan in seinem neuen Film „Inception“ das im Safe verborgene Geheimnis. Davor liegen zweieinhalb Stunden Vexierspiel. Nicht zu Unrecht wurde das 160 Millionen teure Werk nach seiner Uraufführung in den USA als kostspieligster Experimentalfilm der Geschichte bezeichnet. Kühn wechselt der Regisseur die Zeit- und Handlungsebenen, die Perspektiven, das Genre.
Bis zum Schluss bleibt die Irritation, ob man sich in einem Spionagethriller, einem esoterischen Melodram über eine verlorene Seele, dem Alptraum eines Schizophrenen oder in nichts von alledem befindet. Regisseur Christopher Nolan („Memento“) liebt die Verunsicherung des Zuschauers. Er sagte in einem Interview:
„So komplex wie das Wort ‚Inception’ habe ich auch meinen Film angelegt. In der geographischen Verortung ebenso wie in der Psychologie der Figuren. Da gibt es nichts Sicherheit. Aber wo gibt es schon die absolute Sicherheit. Alles bewegt sich und wechselt ständig die Perspektiven. Ich möchte, dass Sie sich auf mein Spiel einlassen und auf Entdeckungsreisen gehen…“
Also: Wer filmische Schnitzeljagden im Kino schätzt und den raffinierte digitale Überraschungen entzücken, ohne dass er nach dem inhaltlichen Sinn fragt, wird von „Inception“ begeistert sein. Wer allerdings wenigstens nach einer Stunde wissen möchte, um was es auf der Leinwand eigentlich geht, der erlebt den Film als außerordentlich anstrengend und kämpft gegen die eigene Müdigkeit an. Vielleicht ist das auf Nolans transzendente Absicht zurück zu führen. Dazu passt freilich ein meist sorgenvoll in die Kamera blickender Leonardo DiCaprio. Das hatten wir aber bereits in diesem Frühjahr in Scorseses „Shutter Island“.
SWR2 Journal am Morgen, 29.7.2010:
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Erdenkriecher
Die Handlung des Films ist gut durchkomponiert und in sich stimmig, natürlich erfordert sie, und das ist leider ungewöhnlich für die meisten Filme, das der Zuschauer nicht das Hirn abschaltet beim gucken. Zuschauer die im Kino einfach nur optisch beeindruckt und ansonsten nicht gefordert werden wollen, wird der Film vermutlich nicht gefallen.
Das ist kein Film für Blockbustergucker die sonst Transformers oder Predators gucken, sondern ein Vergnügen für Zuschauer die auch inhaltlich an einen Film hohe Anforderungen stellen.