George Cukor (1899-1983) war in den 1930er und 1940er einer der berühmtesten Hollywood-Regisseure. Einer der wenigen seiner Generation, der sich mit den damals mächtigen Filmproduzenten einen lebenslangen Machtkampf lieferte. Er drehte mit den berühmtesten Stars der Epoche – von Jean Harlow, Greta Garbo bis Marilyn Monroe. Zum ersten Mal in Europa werden zurzeit im Rahmen der Filmfestspiele von Locarno sämtliche Filme des Regisseurs gezeigt. Dabei stellt man fest, dass die Filme des Regisseurs mit ungarisch-jüdischen Wurzeln so frisch und modern sind, als seien sie eben erst gedreht worden. Zwei seiner wichtigsten Filme gibt es auch auf DVD.
Einer der größten Erfolge des George Cukor: 1964 verfilmte er das Musical „My fair Lady“ mit Audrey Hepburn und Rex Harrison. Nach dem Theaterstück „Pygmalion“ von George Bernard Shaw war das Musical von Alan Jay Lerner und Frederick Loewe vor allem in den 1950er und 1960er Jahren einer der großen Hits des modernen Musik-Theaters. Cukor hat ihn mit enormem Aufwand in 70mm und Panavision fürs Kino inszeniert. Einer der geglückten Versuche Hollywoods, dem neuen Konkurrenten Fernsehen Paroli zu bieten. Paramount Home Entertainment hat die knapp dreistündige Verfilmung auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht.
Sprachprofessor Higgins empört sich über die Verunstaltung der englischen Sprache, zum Beispiel durch den Slang, den das Blumen-mädchen Eliza Doolittle spricht. Da sei wohl nichts zu machen, meint ein Bekannter des Professors und stachelt dessen wissenschaftlichen Ehrgeiz an. Higgins wettet, aus der ungebildeten Eliza eine kultivierte Dame zu machen. Sie hat nichts dagegen und träumt bereits von einem Leben als Mitglied der High Society.
Es kostet zwar Mühe, aber Eliza erweist sich als gelehrige Schülerin…
Auch in Westdeutschland war „My fair Lady“ ein sensationeller Bühnenerfolg. Deshalb wurde die deutsche Fassung der Verfilmung mit einer der damals populärsten Besetzung – Monika Dahlberg als Eliza und Friedrich Schoenfelder als Higgins – komplett synchronisiert.
Da wird aus „Rain in Spain“ „Wenn Spaniens Blüten blühen“: auch sonst gerät die deutsche „My fair Lady“-Version etwas pausbäckig. Zumal in der Verfilmung, die George Cukor rigoros seinem Generalthema – dem gestörten Verhältnis zwischen den Geschlechtern – unterworfen hat. Eliza macht Karriere und wird strahlend schöner Mittelpunkt der Gesellschaft.
So geht es immer in den Filmen des Georges Cukor: eitle Männer merken gar nicht, wie borniert sie sind. Ebenso wenig werden sie gewahr, dass sie von den Frauen längst durchschaut wurden. Am Ende von „My fair Lady wünscht Eliza ihrem „Schöpfer“ nicht viel Gutes…
Obwohl die Verfilmung von „My fair Lady“ ein internationaler Erfolg mit langen Laufzeiten gewesen ist, stellten Filmhistoriker um das Jahr 2000 fest, dass es keine spielbare Kopie die Films mehr gibt. Selbst von den Negativen waren nur noch Rudimente erhalten. Zum ersten Mal sind daraufhin mit Hilfe der Computertechnik vorhandene Materialien eines fast verschollenen Films restauriert worden. Von der Ouvertüre und der Pausenmusik existierten ohnehin nur noch die Tonbänder. Diese Rekonstruktion diente als Grundlage der DVD/Blu-ray-Edition. Über die enorm aufwändigen, heute unvorstellbaren Dreharbeiten informiert eine Dokumentation im Bonusteil. Weil für Regisseur George Cukor die gesanglichen Qualitäten von Audrey Hepburn zu wünschen übrig ließen, wurde sie von der Opernsängerin Marni Nixon synchronisiert. Dabei gab es durchaus Pläne, den Star selbst singen zu lassen. Eine der äußerst seltenen Probeaufnahmen gibt es ebenfalls als Extra:
In den 1930er Jahren war in den Hollywood-Komödie die patente, sportive Frau gefragt, die sich durchaus selbstbewusst -mit einem Hang zum Eigensinn – aber schließlich doch in starken männlichen Armen wiederfindet. Anders bei George Cukor. Da kommt es, wenn er sich allzu sehr daneben benimmt, ganz schnell, wenn nicht zur Scheidung, so doch zur Trennung. Selbst bei dem von ihm selbst mit installierten „Traumpaar“ Katherine Hepburn und Spencer Tracy.
„Pat & Mike“ ist ein weiterer Klassiker, den George Cukor mit Katherine Hepburn und Spencer Tracy – im wirklichen Leben mit einander verheiratet – 1952 gedreht hat. Eine Komödie, die es von Warner Home Video auf DVD gibt: Pat ist eine ambitionierte Sportlerin und Mike ein nicht so ganz erfolgreicher Sportmanger: wie Higgins in „My fair Lady“ bietet sich Mike an, aus Pat einen Profi zu machen. Doch dann wächst sie ihm über den Kopf. Das findet er gar nicht lustig…
Pat gibt zwarkleinen bei, aber der Macho Mike hat schlechte Karten. Zeitlose Eleganz, geschliffene Dialogen und eine Inszenierung, wie sie besser nicht sein könnte, zeichnen auch diesen Film aus. Zwei Meisterwerke zum Kennenlernen des amerikanischen Regisseurs George Cukor: „My fair Lady“ gibt es auf DVD und Blu-ray in mehreren Ausgaben zwischen 10 und 20 Euro; „Pat & Mike“ auf DVD für neun Euro…