Deutschland 2013
Regie: Dietrich Brüggemann
Mit Lea van Acken, Franziska Weisz, Florian Stetter
Kinostart: 20. März 2014
Seit einiger Zeit entdecken deutsche Filmemacher spirituelle bzw. konkret religiöse Themen. Letztes Jahr sorgte in dieser Beziehung „Tore tanzt“ von Katrin Gebbe für Aufsehen. Da ging es um einen jungen Mann, der in der Nachfolge Jesus ein guter Mensch sein und dem Bösen bis zur Selbstaufgabe widerstehen will. Bei den diesjährigen Berliner Filmfestspielen im Februar wurde der Film „Kreuzweg“ von Dietrich und Anna Brüggemann mit dem „Silbernen Bären“ für das Beste Drehbuch und dem Preis der „Ökumenischen Jury“ ausgezeichnet.
Ausgehend von den 14 Stationen des klassischen Kreuzwegs Jesu erzählen die Geschwister Brüggemann eine moderne Passionsge-schichte. Die beiden waren bisher mit den Alltagsbeobachtungen „Renn wenn du kannst“ und „Drei Zimmer/Küche/Bad“ aufgefallen. Ihr gewichtiger „Kreuzweg“ ist in Baden-Württemberg produziert und realisiert worden. Die Koproduktion zwischen dem Südwestrundfunk und der Ludwigsburger UFA, finanziell gefördert von der „Medien-und Filmgesellschaft des Landes Baden-Württemberg, ist jetzt auch in den Kinos zu sehen.
Maria ist 14 und wird nach streng katholischen Grundsätzen erzogen. Die Familie gehört zur Gemeinde einer Priesterbruderschaft, die eine moderne Auslegung der biblischen Botschaft kategorisch ablehnt. Kurz vor ihrer Firmung wird Maria von ihrem Pfarrer dazu aufgefordert, den Versuchungen des Bösen konsequent zu wider-stehen. Unter anderem im Sportunterricht, der von ihren Eltern ohnehin mit Argusaugen betrachtet wird, zieht Maria Konsequenzen: sie weigert sich an der Gymnastik zu Pop-Rhythmen teilzunehmen, weil das „satanische Musik“ sei…
Die harmlose Einladung eines Mitschülers in einem Kirchenchor mit-zusingen, hat für Maria fatale Folgen. Das zeigt sich bereits an der Reaktion ihrer Mutter. Die daran Anstoß nimmt, dass dabei neben Bach auch Soul und Gospel gesungen wird. Aus der eigentlich be-langlosen Meinungsverschiedenheitentwickelt sich eine schwere Krise, die Maria nicht überleben wird. Konsequent folgen Dietrich und Anna Brüggemann in ihrem Film den 14 Kreuzweg-Stationen von „Jesus wird zum Tode verurteilt“ bis zu „Der heilige Leichnam Jesu wird in das Grab gelegt“. Sie machten daraus eine moderne Parabel über das Verhängnis fundamentalistischer Religiosität.
Alles könnte so einfach und vernünftig sein: in „Kreuzweg“ geht es deshalb nicht nur um eine bigotte Glaubenspraxis und ihre schlimmen Folgen für ein Kind, sondern grundsätzliche Fragen der Erziehung zwischen dem gut Gemeinten und der Unterdrückung: Den Punkt, an dem aus Fürsorge Repression, aus solidarischer Begleitung der Kinder auf dem schwierigen Weg aus der Pubertät zum Erwachsenen ein egozentrischer Machtkampf wird.
Zusammen mit einer gekonnten Dramaturgie und der psychologischen Stimmigkeit macht das aus „Kreuzweg“ einen eminent wichtige Film – nicht nur zur Passionszeit – der ganz auf der Höhe der Zeit Theologie und Welt zusammen bringt. Ein Meisterwerk, das man sich nicht entgehen lassen sollte!