Regie: Dominik Graf
Mit Max Riemelt, Ronald Zehrfeld, Marie Bäumer,Misel Maticevic
Sendung: ab 22. Oktober, Freitags, 21.45 Uhr – ARD
Marek Gorsky (Max Rimelt) ist ein Musterbeispiel gelungener Integration: der Sohn aus einer baltisch-jüdischen Spätaussiedler-Familie hat es in Berlin zum Polizeibeamten gebracht. Zwar findet sein Beruf nur bedingt die Zustimmung seiner Verwandten. Aber er kann damit umgehen – immerhin haben sie in ihrer früheren russischen Heimat schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht.
Auch Mareks Schwester Sonja (Marie Bäumer) geht es gut in Berlin: als Gattin eines russischen Geschäftsmannes gehört sie zur gesellschaftlichen Oberschicht. Ihr Restaurant „Odessa“ ist eine angesagte Adresse.
Die bürgerliche Fassade trügt: Marek ist nicht nur aus Idealismus und purer Dankbarkeit für die neue Heimat Bundesrepublik Polizist geworden, sondern weil er in diesem Beruf hofft, die Ermordung seines Bruders Grischa aufklären zu können. Grischa lebte und starb als Mitglied des organisierten Verbrechens in Berlin. Sonjas Mann Mischa (Misel Maticevic) hält als Chef der Russen-Mafia die entsprechenden Fäden in Händen. Dabei spielt das „Odessa“ eine Schlüsselrolle. Bei einem Routine-Einsatz kommen Marek und sein Kollege Sven Lottner (Ronald Zehrfeld) einem gesuchten Verbrecher auf die Spur, der ebenfalls mit der Russen-Mafia zu tun hat. Die beiden verdanken diesem Erfolg ihre Abordnung zur Abteilung „Organisierte Kriminalität“ des LKA. Ein Karrieresprung für die Polizisten im Streifendienst. Soweit die Ausgangslage: aus der nicht sonderlich originellen Krimi-Konstellation entwickelte Regisseur Dominik Graf die aufregende Innenansicht einer Parallel-Gesellschaft, die von der Russen-Mafia seit den 1990er Jahren in Deutschland installiert wurde und der nur schwer beizukommen ist.
Graf und seinem Drehbuchautor Rolf Basedow ist mit dem Zehnteiler ein ganz großer Wurf gelungen, der deutsche Fernsehgeschichte machen wird. Dazu gehört das überzeugende dramaturgische Konzept über die gesamten 500 Minuten. Aber auch die komplexe Psychologie der Protagonisten.
Ebenso dramatisch wie der Inhalt entwickelten sich übrigens auch die Dreharbeiten zu „Im Angesicht des Verbrechens“. Nachdem die ursprüngliche Produktionsfirma zwischendurch Insolvenz anmelden musste, blieb der ARD nichts anderes übrig, als in einer konzertierten Aktion mehrerer Sender – auch des SWR – finanziell einzuspringen, damit die Produktion fertigstellt werden konnte. Das Engagement hat sich gelohnt: „Im Angesicht des Verbrechens“ ist ein Höhepunkt deutscher Fernseh-Kultur geworden!
Auf DVD erscheint „Im Angesicht des Verbrechens“ Mitte November. Hier schon mal der Trailer: