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Originaltitel: You will meet a tall dark stranger
USA/Spanien 2010
Regie: Woody Allen
Mit Antonio Banderas, Josh Brolin, Anthony Hopkins, Gemma Jones, Freida Pinto, Lucy Punch, Naomi Watts
Kinostart: 2. Dezember 2010
Seit über 40 Jahren dreht Woody Allen jedes Jahr einen Film. Sein neuestes Werk heißt „Ich sehe den Mann deiner Träume“ und kommt heute – einen Tag nach dem 75. Geburtstag des Regisseurs in die deutschen Kinos. In letzter Zeit hat Allen in London eine zweite Heimat gefunden. Hier spielt auch „You will meet a tall dark stranger“, wie der Film im Original heißt, in dem er zum wiederholten Mal sein Generalthema, den Kampf der Geschlechter, variierte.
Roy (Josh Brolin) – auch nicht mehr ganz der Jüngste – fällt eine mediterrane Schönheit im Nachbarhaus auf, die erst kürzlich eingezogen ist. Ganz in Rot spielt sie am offenen Fenster Gitarre – italienische Klassik.
Roy zehrt eher schlecht als Recht vom Ruhm eines Bestseller, der bereits einige Zeit zurück liegt. Seine Karriere als Schriftsteller ist ebenso ins Stocken geraten, wie seine Ehe mit Sally (Naomi Watts). Deshalb wagt Roy den Flirt mit der Nachbarin Dia (Freida Pinto).
Sein Schwiegervater Alfie (Anthony Hopkins) hat ihm den Weg zum Seitensprung gewiesen. Im Seniorenalter packte den die Kurzschlusspanik: Von einem Moment zum Anderen reichte Alfie die Scheidung ein und machte sich auf die Suche nach der zweiten Jugend. Seine Ex Helena (Gemma Jones) sucht auf Anraten ihrer Tochter Sally Trost bei einer Wahrsagerin.
Sally selbst geht der profilneurotische Gatte Roy inzwischen auf die Nerven. Zumal sich mit ihrem smarten Chef Greg (Antonio Banderas) eine Alternative bietet. Der erfolgreiche Kunsthändler versucht sich mit Donizetti über seine desolate Ehe hinwegzutrösten. Neuerdings lädt er seine Mitarbeiterin Sally zum gemeinsamen Opernbesuch ein….
Ziemlich gemein lässt Woody Allen in seinem 41. Film „Ich sehe den Mann deiner Träume“ seine Protagonisten auf ihrer verzweifelten Suche nach neuer Glückseligkeit in allgemeinen Katzenjammer abstürzen: Alfie gerät an eine geistig unterbelichtete Nutte, Roy sprengt fast eine Ehe und Sally kommt mit ihrem Kunsthändler auch nicht sehr weit.
Mama bekommt von ihrer Wahrsagerin immerhin die Hoffnung mit auf den Weg „You will meet a tall dark stranger“. So heißt der Film im Original, dem der deutsche Verleih den verqueren Titel „Ich sehe den Mann deiner Träume“ verpasste. Wen er mit dem „großen dunklen Fremden“ meint, lässt Woody Allen letztlich offen. Vermutlich aber den Tod. Sarkastisch beschreibt der notorische Pessimist einmal mehr die Vergeblichkeit von Hoffnung. Bei aller Eleganz der Inszenierung und einer erstklassigen Besetzung – Banderas, Hopkins, Brolin, Pinto, Watts – wirkt „Ich sehe den Mann deiner Träume“ mit seiner verwinkelten Beziehungscharade streckenweise müde und uninspiriert: aber auch ein schwacher Woody Allen liegt immer noch weit über dem Durchschnitt…