USA 2009
Originaltitel: Me and Orson Welles
Regie: Richard Linklater
Mit Zac Efron, Claire Danes, Christian McKay, Ben Chaplin
Kinostart: 26. August 2010 (Farbfilm)
Orson Welles gilt als einer der epochalen Regisseure des 20. Jahrhunderts. Auf dem Theater, im Hörspiel und im Film setzte er Maßstäbe. Ein Genie, das jedoch im Laufe seines Lebens häufiger scheiterte als andere. Die Literatur über den schwierigen Musen-Sohn Orson Welles füllt inzwischen Bibliotheken. Jetzt rückt der neue dokumentarische Spielfilm „Ich & Orson Welles“ eine Episode aus der Frühzeit seiner Karriere in den Mittelpunkt.
Regisseur ist Richard Linklater, der mit Filmen wie „Before sunrise“ oder „Waking life“ bekannt wurde.
Manhattan 1937: der 2ojährige Richard (Zac Efron) träumt von einer Karriere als Schauspieler. Mit ungebrochenem Selbstbewusstsein spricht er bei der ersten Adresse der damaligen New Yorker Theater-Szene vor: Dem „Mercury Theatre“ von Orson Welles (Christian McKay), der sich durch seine extravaganten Radio-Live-Programme einen Namen gemacht hat.
Richard gelingt es in Welles’ Neuinszenierung von Shakespeares „Julius Cäsar“ eine Rolle zu ergattern. Dabei lernt er Orson Welles aus nächster Nähe kennen. Seinen monomanischen Arbeitsstil, der keinen Widerspruch duldet.
Welles ist der unumschränkte Herrscher des „Mercury Theatres“. Das betrifft nicht nur die Organisation und die Inszenierung, sondern auch die Mitarbeiter ohne wenn und aber ein. Zunächst wird Richard auf Grund seiner Begabung von Welles gönnerhaft gefördert. Doch dann verliebt sich der junge Mann in Sonja (Claire Danes), die auf Ausgleich bedachte persönliche Assistentin von Orson Welles.
Leider ist Sonja mehr als nur der hilfreiche Geist im Hintergrund, sondern teilt auch das Bett mit ihrem Chef. In Überschätzung seiner Möglichkeiten beginnt Richard einen Machtkampf um Sonjas Gunst mit Orson Welles. Kurz vor der Premiere von „Julius Cäsar“ lässt der die Sache vorerst auf sich beruhen. Anschließend folgt die Rache wie das Amen in der Kirche: Richard macht die schmerzliche Erfahrung, was passiert, wenn man sich mit seinem Boss anlegt: Er zieht den Kürzeren.
In dieser Beziehung knüpft Regisseur Richard Linklater mit „Ich & Orson Welles“ an seine bisherigen Filme an. Da geht es vorzugsweise um junge Leute und ihrem beschwerlichen Weg in die Welt der Erwachsenen. Gleichzeitig versuchte Linklater eine Annährung an die Ausnahmepersönlichkeit des Orson Welles.
Mit seiner aktualisierten „Julius Cäsar“-Inszenierung von 1937 gelang ihm der künstlerische Durchbruch. Also geht es in „Ich & Orson Welles“ auch um das kleine Ego eines genialen Künstlers. Leider hat sich Richard Linklater damit etwas zu viel zugemutet. Das verbindet ihn mit Orson Welles. Es ist nicht zu übersehen und zu überhören, dass es sich dabei um die Verfilmung einer literarischen Vorlage handelt. Linklater gelang es nicht, dazu eine filmische Entsprechung zu finden. Umständlich rückt er den Probenalltag, das Intrigenspiel im Ensemble und Welles ständigen Theaterdonner ins Bild.
Völlig in Schieflage gerät der Film durch die Fehlbesetzung der Rolle des Orson Welles mit Christian McKay. Trotz einer gewissen Ähnlichkeit mit dem Vorbild, ist der Schauspieler mit Anfang 30 für die Rolle einfach zu alt. 1937 war Welles 22. Das sind Schönheitsfehler, die der Begeisterung für diesen Film Grenzen setzen…