Menschen für sich gewinnen – Ein Ex-Agent verrät die besten Strategien
256 Seiten – Paperback –auch als Audio-CD und für e-reader.
Ariston Verlag – ISBN 978-3-424-20050-8 – € 14.99
Geheimagenten leben einsam und gefährlich. Immer im Schatten, die Knarre im Anschlag. Auf Schritt und Tritt mit dunklem Gelichter auf Augenhöhe, das den Untergang der Welt oder mindestens die freie Marktwirtschaft im Visier hat. Da kommt man nicht von los – selbst wenn die Nerven bloß liegen. Auch nach Jahren holt einen der Dienst ein. Zuletzt zu sehen im Kino bei „Eine offene Rechnung“ von John Madden. Helen Mirren und Tom Wilkinson als alternde Mossad-Agenten leben gefährlich. Das ist alles nur Traumfabrik. In Wirklich-keit ist das Leben eines Agenten wenig spektakulär. Diesen Eindruck erweckt das Buch von Leo Martin „Ich krieg dich“ – trotz oder gerade wegen des drohenden Titels.
Leo Martin heißt nicht Leo Martin. Es ist sein Dienstname! Bei seinem Buch handelt es auch nicht um die Memoiren eines Ex-Agenten, sondern um ein Buch zur Lebenshilfe. Stichwort „Geheimwaffe Vertrauen“. Über zehn Jahren war der studierte Kriminalwissen-schaftler Angestellter eines deutschen „Dienstes“. Schwerpunkt Organisierte Kriminalität. Da war seine Aufgabe, V-Männer anzuwerben. Ein Gewerbe, das gerade wieder in den Schlagzeilen ist. Menschen dazu zu bringen, über Dinge zu plaudern, über die sie eigentlich nicht plaudern sollten, ist laut Martin eine Frage der Überzeugungskraft. Heißt: „Es ist ein großartiges Gefühl, andere Menschen für sich zu gewinnen. Wenn wir wissen, welche Spielregeln dabei zu beachten sind, kann jeder Fremde zu einem Freund werden.“
Was dem Geheimagenten recht ist, ist dem Normalsterblichen billig. Deshalb gibt Martin aus seiner Geheimdienstpraxis Tipps für den Alltag. Das liest sich dann so:
„Jeder Mensch will sich wohlfühlen. In einer Umgebung, in der es ihm gutgeht, mit Menschen, in deren Gegenwart es ihm gutgeht. Wenn wir es schaffen, diese Grundbedürfnisse, dieses Wohlfühlen auf subtile Art und Weise zu befriedigen, wirken wir attraktiv und anziehend auf andere Menschen….“
Leo Martin gibt nur sehr diskrete Hinweise, wie das so geht mit der „Befriedigung von Grundbedürfnissen“ bei V-Männern. Etwa bei seinen Kontakten zur Russenmafia. Aber mit etwas Phantasie kann man sich vor dem Hintergrund dieses Buches leicht vorstellen, wie da die Beziehungsebenen verlaufen. Und sich die Rollen umkehren, von dem der plaudert und dem der zuhört – bei den Kumpeln im braunen Sumpf zum Beispiel. Kein Wunder, das Martin seinen Job nach zehn Jahren an den Nagel gehängt hat und jetzt freiberuflich tätig ist.
Die Kombination aus Erfahrungen eines Ex-Agenten mit Strategie-Plänen zur Lebenshilfe machen aus „Ich krieg dich“ ein originelles, bisweilen ans Skurrile grenzendes Buch. Das den Argwohn gegenüber Geheimdiensten und ihren Angestellten mehr verstärkt als besänftigt. Demnächst gibt es auf der Grundlage des Buches auch ein Spiel – für die besinnlichen Weihnachtsfeiertage….
Auch im Interview hält sich Leo Martin diskret zurück: [media id=233 width=320 height=20]