Deutschland 2012
Regie Hermine Huntgeburth
Mit Leon Seidel, Louis Hofmann, August Diehl, Henry Hübchen, Milan Peschel
Kinostart: 20. Dezember 2012
Hermine Huntgeburth galt nach „Die weiße Massai“ (2005) und „Effi Briest“ (2009) als versierte Regisseurin im Umgang mit literarischen Vorlagen. Trotzdem reagierte die Öffentlichkeit 2010 mit Skepsis auf die Ankündigung, Hermine Huntgeburth würde „Tom Sawyer“ verfilmen. Sie überraschte mit einer der besten Adaptionen des Mark Twain-Klassikers und fand dafür ein großes Publikum. Diese Woche kommt ihre Kinoversion von „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“ in die deutschen Kinos – mit Leon Seidel in der Titelrolle. Außerdem gehören August Diehl, Henry Hübchen, Milan Peschel und Michael Gwisdek zum hochkarätig besetzten Ensemble.
Huck Finn (Leon Seidel) geht es gar nicht gut: zwar hat ihm Indianer Joe zu viel Geld verholfen, aber auch zu einer bürgerlichen Existenz: Unter der Vormundschaft der Witwe Douglas (Margit Bendokat) und Miss Watson (Rosa Enskat) ist es aus, mit dem freien Leben am Mississippi am Rand der Kleinstadt St. Petersburg.
Man könnte glatt verzweifeln, wäre da nicht Jim (Jacky Ido), der Haus-Sklave der Witwe Douglas. Aber auch Jim droht Unheil: weil er in der Öffentlichkeit für mehr Aufmerksamkeit gesorgt hat, als es für einen Farbigen im Süden der USA um 1860 gut ist, sind die Sklavenhändler Packard (Henry Hübchen) und Turner (Milan Peschel) auf ihn aufmerksam geworden. Die beiden tauchen prompt bei der Witwe Douglas und Miss Watson auf. Sie bieten eine beträchtliche Summe für Jim. Da werden die beiden Damen schwach: höchste Eisenbahn für Huckleberry Finn. Er muss Jim retten. Hucks versoffener Vater (August Diehl) sorgt zusätzlich für Komplikationen. Er will an das Vermögen seines Filius.
Also nichts wie weg! Mit Hilfe von Freund Tom Sawyer (Louis Hofmann) gelingt die Flucht fürs Erste. In St. Petersburg bleibt das Verschwinden von Huck und Jim natürlich nicht unbemerkt. Toms engagierte Tante Polly mobilisiert den Sheriff…
Nachdem Regisseurin Hermine Huntgeburth bereits mit „Tom Sawyer“ gezeigt hat, das sich Mark Twain sowohl auf Deutsch als auch zeitgemäß verfilmen lässt, hat sie sich mit dem wesentlich ernsteren und auch komplizierten Teil 2, „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“, noch einmal gesteigert!
Ohne „Onkel Toms Hütte“-Rührseligkeit erklärt Hermine Huntgeburth in „Die Abenteuer des Huck Finn“ kindgemäß in einer spannenden Geschichte was es mit Sklaverei auf sich hat: wie die Menschwürde mit Füssen getreten wird. Ohne das es ständig erklärt wird, bekommt hier ein Zielpublikum ab 8 bis 10 Jahren eine unaufgeregte Lektion in Sachen Rassismus.
Hunteburths Sensibilität, mit dem die das vorzügliche Drehbuch von Sascha Arango umgesetzt hat, macht „Huck Finn“ zu einem idealen Weihnachtsfilm für ganze Familie. Ein Film, der zum Weiterreden anregt und vielleicht auch dazu, die literarische Vorlage aus dem Bücherschrank zu holen….