Kristina am Strand des *****Sterne-Hotels Majestic: mit einem Presseausweis „Rosé“ (TV, Radio)gehört sie schon zur Oberlinga der beim Festival de Cannes akreditierten (ca. 4000) Journalisten. Damit muß man nur 30 Minuten auf Einlaß bei den Pressevorführungen warten. Am Besten ist der „Blanc“-InhaberIn (Edelfedern von „Le Monde“ oder FAZ) dran- er/sie dürfen geradewegs ins Kino -, am Ärmsten geht es dem/der mit „Gelb“ (Online, Schülerzeitschriften). Damit wartet man meistens vergebens… Zu den Gala-Premieren am Nachmittag/bzw. Abend mit Glamour und so haben Journalisten in der Regel keinen Zutritt.
Trotzdem privilegiert – Eintrittskarten zu den Vorstellungen beim Festival de Cannes sind nur sehr begrenzt im freien Verkauf erhältlich – schreibt Kristina heute:
Da müssen erst richtig alte Männer kommen und schon geht’s bergauf mit der Stimmung in Cannes. So enttäuscht ich vom Unterhaltungswert eines Russell Crowe oder vor allem Michael Douglas war, so sehr hat mich Woody Allen begeistert. Der kleine, grauhaarige alte Mann mit schwarzer Brille und Sonnenhütchen in der Hosentasche hat für mich ein Lächeln in diesen regnerischen Cannes-Tag gebracht. Da macht es mir auch nicht mehr so viel aus, dass ich die letzten 10 Minuten seines Films „You will meet a tall dark stranger“ verpasse, weil ich in der Schlange zur Pressekonferenz ganz vorne stehen will, oder dass mich altgediente Kollegen von hinten in die Beine treten, weil ich ihnen im Weg stehe. Ich will Woody Allen sehen und erleben. Woody hört schlecht, er sieht schlecht und er hat den ein oder anderen Schauspielernamen vergessen, aber er hat Witz. Auf die Frage, was er übers Älterwerden und den Tod denkt, antwortete er: „Ich bin dagegen. Es ist ein doofer Deal alt zu werden, du wirst nicht klüger, schöner, freundlicher. Dein Rücken tut weh, du brauchst ein Hörgerät, es ist wie im Film: es ist einfach besser jung zu sein und das Mädchen zu kriegen.“ Eine schöne Lebenseinstellung. Mich hat er rumgekriegt. Er ist so ehrlich.
Oft haben alte Männer in Woody Allen-Filmen junge Frauen, woraus sich ulkige Verwicklungen und Probleme ergeben. Das ist sein Thema, auch im wirklichen Leben. Seine jetzige Frau, die mal die Adoptivtochter seiner Exfrau war, ist so alt wie ich. Er ist 74, also ca. 35 Jahre älter. Wenn ich mit Woody Allen verheiratet wäre, dann würde ich jetzt in irgendeinem Luxushotel von Cannes residieren. Ausschlafen, während Woody seine Interviews gibt, einen kleinen Spaziergang zum Strand und mich dann schön machen für den Roten Teppich am Abend. Dann könnte ich einmal erleben, wie es ist, an der Hand des berühmten alten Mannes selbst die Stufen zum Festivalpalast hoch zu schreiten, anstatt Woody Allen aus der Ferne mit dem Zoom meiner Kompaktkamera nicht wirklich mehr scharf eingestellt zu bekommen. Aber danach ging es wahrscheinlich flott zurück ins Luxushotel, denn Woody ist ja nicht mehr der Jüngste, außerdem ist er erkältet. Er weiß halt, wann es genug ist. In seinen Filmen spielt er ja auch nicht mehr selbst mit: „Stellen Sie sich vor, wie frustrierend es ist, mit Scarlett Johansson oder Naomi Watts zu drehen und die anderen Männer kriegen sie. Der alte Mann da, das ist der Regisseur, heißt es dann. Ich möchte selbst den Frauen gegenüber sitzen, ihnen in die Augen schauen und sie anlügen. Wenn das nicht mehr geht, macht´s keinen Spaß.“ Ach Woody, wenn du mir sagst, in welchem Hotel du wohnst, komme ich heute Abend vorbei und wir schauen uns durch deine dicke schwarze Brille tief in die Augen und lügen ne Runde. Kann doch deine Frau alleine übern Roten Teppich laufen.
Der Trailer zum neuen Woody Allen – Vermutlich im Herbst in den deutschen Kinos – wenn überhaupt: