Deutschland 2011
Regie: Kilian Riedhof
Mit Jonas Nay, Wotan Wilke Möhring, Nicole Marischka
Sendung: 19. Oktober 2011 – 20.15 (ARD)
Die Möglichkeiten der Denunziation und des Rufmord waren von jeher grenzenlos, global sind sie es erst neuerdings durch das Internet. Ein unvorteilhaftes Foto, ein peinliches Video lässt sich mit wenigen Klicks der ganzen Welt zur Kenntnis bringen. Was einmal im Netz unterwegs ist, kann nicht mehr zurück geholt werden. Im Fachterminus nennt man so etwas „Cyber-Bulling“, „Cyber-Mobbing“ oder schlichter „Internet-Mobbing“. Ob in Großunternehmen oder Zwergschulen, ein Weg unliebsame Mitmenschen in der Öffentlichkeit unmöglich zu machen. Mit diesem Thema beschäftigt sich heute Abend um 20.15 Uhr im Ersten der Film „Homevideo“ von Kilian Riedhof, der bereits mehrfach ausgezeichnet wurde: als bester Fernsehfilm, Jonas Nay als bester Hauptdarsteller und Benedict Neuenfels als bester Kameramann.
Onanieren ist nicht schlimm! Sich selbst dabei mit einer DV-Kamera zu filmen, nicht weiter verwerflich – solange es demjenigen Spaß macht. Peinlich wird es dann, wenn das Video davon im Internet landet. Das passiert dem 15jährigen Jakob (Jonas Nay). Seine ahnungslose Mutter (Nicole Marischka) händigt die Kamera mit der entsprechenden Speicherkarte zwei Schulfreunden, Henry (Jannik Schümann) und Erik (Tom Wolf), aus, als Jakob nicht zu Hause ist. Die beiden wollen sich damit beim Skaten filmen. Vorher sehen sie sich natürlich an, was ihr Freund in letzter Zeit so aufgenommen hat. Sie entdecken natürlich Jakobs Onanier-Video..
Henry stellt es ins Netz. Für Jakob ist das eine persönliche Katastrophe; in der Klasse hat der introvertierte Junge ohnehin einen schweren Stand. Die Ehekrise seiner Eltern sorgt zu-sätzlich für Irritation. In Panik versucht Jakob zu retten, was nicht mehr zu retten ist. Auf dem Schulhof macht das Video inzwischen via Handy die Runde.
Inzwischen sind auch Jakobs Eltern involviert. Sie sind ebenso ratlos wie die Klassenlehrerin und der Rektor der Schule. Anstatt sich um Jakobs seelische Not zu kümmern, geraten seine Eltern wie üblich aneinander. Als einzige Möglichkeit der Problem-Lösung fällt ihnen ein Schulwechsel ein. Sie verkennen, dass die Reichweite des Internet keine Schulgrenzen kennt.
In einer einfachen Geschichte zeigen Kilian Riehof und sein Drehbuch-Autor Jan Braren in „Homevideo“ was Internet-Mobbing bedeutet. Dabei geht es ihnen nicht darum, Internet per se zu verteufeln, sondern um seinen Missbrauch am konkreten Beispiel zu zeigen. Der Film beschreibt das Verhängnis, wenn sämtliche Instanzen sozialer Kontrolle bzw. Kompetenz versagen. Bei den Eltern, die viel zu sehr mit sich beschäftigt sind, um die drohende gesellschaftliche Isolation ihres Sohnes war zu nehmen, überforderte Lehrer, die keine Ahnung davon haben, was in ihren Klassen abläuft und schließlich die orientierungslosen Jugendlichen. Als sich die Lehrerin endlich dazu durchringen kann, den Cyper-Mobbing gegenüber Jakob zu thematisieren, bekommt von Henry nur eine kaltschnäuzige Antwort.
„Homevideo“ ist ein enorm wichtiger Film: Pflichtprogramm für Eltern und Lehrer. Vor allem für diejenigen, denen Internet und die sozialen Netzwerke bisher ein Buch mit sieben Siegeln sind. Nach dem Film werfen sie vielleicht einmal einen Blick auf die „Facebook“-Seiten ihres Nachwuchses.
Also nicht versäumen: heute Abend zur besten Sendezeit 20.15 Uhr „Homevideo“ im Ersten.
EVTL. ABSAGE:
Im Anschluss an die Ausstrahlung von „Homevideo“ diskutiert Anne Will um 21.45 mit ihren Gästen das Thema „Internetmobbing“.