Die TeamWorx-SWR/BR-Koproduktion „Das Lied in mir“ der Ludwigsburg-Absolventen Florian Cossen (Regie) und Jochen Laube (Produzent) wurde gestern Abend in zwei ausverkauften Hofer Kinos begeistert gefeiert. Man war sich einig: ein hochbegabter Debütant hat hier eine bemerkenswerte Leitung abgeliefert.
In der fremden Atmosphäre von Buenos Aires erfährt die Schwimmerin Maria, das sie in Wirklichkeit das Kind argentinischer Eltern ist, die zu den 30 000 unter der Junta-Herrschaft „Verschwundenen“ gehörten. Ein deutscher Geschäftsmann und seine Frau haben Maria damals adoptiert.
Mutig lässt es Cossen offen, ob es sich dabei um eine der vom Videla-Regime betriebenen illegalen Adoptionen handelte oder Marias Pflegeeltern aus purer, dabei allerdings fatal unpolitischer Nächstenliebe gehandelt haben. Die junge Frau stellt Nachforschungen an und findet ihre ursprüngliche Familie. Die Angehörigen leiden immer noch unter den Folgen des Terrors und erheben schwere Vorwürfe gegen Marias Adoptiveltern.
Mit einem sehr genauen Blick auf menschliche Zwischentöne schildert Florian Cossen ein Dilemma, ohne wohlfeile Lösungen oder gar Klischees anzubieten. Konsequent bleibt er bei Marias Perspektive, deren Ambivalenz von Jessica Schwarz überzeugend gespielt wird. Eine Persönlichkeit, die ins Zwielicht gerät ,verkörpert als Marias Adoptivvater Michael Gwisdek ganz gegen sein in letzter Zeit gepflegtes joviales Großvater-Image.
Inzwischen hat „Das Lied in mir“ auch einen Verleih gefunden: „Schwarzweiß“ wird den Film im Frühjahr in die Kinos bringen, der bereits die Laube-Produktion „Novemberkind“ mit Erfolg unter seine Fittiche genommen hatte.