Der „Hofer Filmpreis 2011“ an Peter Kern
Eine fast gar „sakrale Handlung“ ist die immer am Donnerstag der Filmtage stattfindende Verleihung des „Filmpreises der Stadt Hof“. Veränderungen gab es in den 26 Jahren, seitdem der Preis geboren wurde, nur was die Örtlichkeiten angeht. Aber auch da ist man in den letzten Jahren an den ursprünglichen Ort zurück gekehrt: zum „Theresienstein“, dem liebevoll restaurierten Jugendstil-Ausflugsschlösschen über der Stadt. Zum Preisträger wird man durch langjährige Beiträgerschaft zum Hofer Filmprogramm. So haben von Wim Wenders über Doris Dörrie bis Tom Tykwer die weiß schimmernde Rosenthal-Figurine (der Preis ist ansonsten undotiert) inzwischen im heimischen Vertiko stehen. Der Kreis der Aspiranten aus dem Urgestein der Filmtage wird damit von Jahr zu Jahr kleiner. Deshalb kam Heinz Badewitz diesmal wohl nicht mehr an dem Schauspieler und Regisseur Peter Kern vorbei. Zum barocken Preisträger der passende Laudator Helmut Schödel. Im Feuilleton der „Süddeutschen Zeitung“ vorwiegend für Bizarres zuständig.
Solange sich denken lässt, gehört der ehemalige Wiener Sängerknabe Kern zum lebenden Inventar der Hofer Filmtage. Zuerst als Schauspieler in Filmen von Syberberg, Wenders und Fassbinder, der zu ihm, dem damals an eine Wiener Putte Erinnernden, eine eher distanzierte Beziehung hatte.
Seit 1983 dreht Peter Kern eigene Filme: von „Die Insel der blutigen Plantage“ bis „King Kongs Tränen“. Low Budget-Produktionen, bei der ein tapferer Betrachter rätselt, ob der Kern das wirklich so meint, wie es auf der Leinwand erscheint oder einfach seinen Hang zum bizarren schlechten Geschmack ohne Rücksicht auf Verluste auslebt. Gewissermaßen zur Selbsttherapie.
Letzteres sei ihm von Herzen gegönnt. Wer kann sich schon eine derart kostspielige Art der Selbstbefriedigung leisten. Aber irgendwie möchte Peter Kern doch nicht als cineastisches Schmuddelkind in der Ecke (von Hof) stehen, sondern als Künstler geschätzt und geliebt werden – wie es seinem verstorbenen Freund Christoph Schlingensief (ebenfalls Hof-Preisträger) zuteil wurde.
Nach der ersten Rührung angesichts der Hofer Würdigung, las Kern bei der Preisverleihung von Jugenstil umkränzt, dann doch tief gekränkt von der fortwährenden feuilletonistischen Ignoranz seinem Oevre gegenüber, den TV-Verantwortlichen im Allgemeinen und der Filmjournaile im Allgemeinen die Leviten. Das fanden die dicht gedrängt Sitzenden und Stehenden der Veranstaltung ziemlich lustig.
Ebenso, das sich Peter Kern den Hofer OB, Dr. Harald Fichtner (CSU), als Opfer für den einen oder anderen Spaß ausgesucht hatte. Der Ärmste errötete schamvoll… Vielleicht hätte er sich zur Vorbereitung und Abhärtung ein paar Kern-Filme ansehen sollen.
Dabei hatte die Preisverleihungs-Zeremonie ganz ernst angefangen: Helmut Schödel – er empfahl sich als Kurator der ersten und bisher einzigen Kern-Retro im Wiener Filmmuseum für diese Aufgabe – fand gesetzte Worte zur Ehrenrettung Kerns, die leider nur bruchstückhaft zu verstehen waren. Grund: eine Bronchitis des Laudators und seine Verkennung der mitunter segensreichen Wirkung des Mikrophons.
So ging dieser Teil der Veranstaltung weitgehend im allgemeinen Bedürfnis des Auditoriums zur Kommunikation mit Freunden und Bekannten unter. Alles in Allem war es also wieder ein netter, unterhaltsamer Abend. Für mich wie immer besonders anregend im gemeinsamen Lästern mit meinen Freundinnen M. und C.!